Hubschrauber verteilt Kalk über dem Ahrensburger Wald. Damit soll die Übersäuerung gestoppt werden. Einsatz wird am heutigen Mittwoch beendet

Ahrensburg. Das Eichhörnchen steht in der Luft. Meterhoch über den Wipfeln der Bäume im Ahrensburger Forst Hagen wartet Pilot Miroslaw Kundro am Steuer seines Helikopters. Unter dem AS 350 Eurocopter, den der Pilot liebevoll auf den Namen Eichhörnchen getauft hat, rattert Kai Fischer mit dem Bagger über die Waldlichtung und lädt Kalk auf die Schippe. Anschließend lässt er die Fuhre in den Korb fallen, der am Helikopter hängt. Der Startschuss für Kundro. Er saust mit seinem weißen Eichhörnchen von dannen, verschwindet am diesigen Himmel. Der Kalk, der während des rasanten Fluges aus dem Korb rieselt, ist nicht zu sehen.

Zuletzt wurde der Forst Hagen vor sechs Jahren gekalkt

Um 7.30 Uhr haben die Männer am Dienstag mit ihrer Arbeit begonnen. Ihre Aufgabe: 33Hektar des insgesamt rund 100Hektar großen Waldes müssen gekalkt werden. Drei Tonnen Phosphatkalk kommen auf einen Hektar. Mit seinem Hubschrauber überfliegt Kundro alle Gebiete des Waldes, auf denen die größeren Nadelbäume (sie sind älter als 80 Jahre) stehen. Dank eines GPS-Systems an Bord weiß er, welche Areale er bereits überflogen hat und wo noch gekalkt werden muss.

Ziel des Einsatzes, mit dem die Stadtverwaltung die Männer von Koopmann Helicopter beauftragt hat, ist die Gesundheit des Waldes. Bodenproben, so heißt es aus dem Rathaus, hätten ergeben, dass der Waldboden übersäuert ist. Das Phosphat-Kalk-Gemisch kann die Übersäuerung neutralisieren. Zudem erhöht sich dank des Düngemittels der Nährstoffgehalt des Bodens. Zuletzt ist der Forst Hagen vor sechs Jahren gekalkt worden.

Kaum ist der Helikopter mit einer Fuhre Kalk verschwunden, kündigt er seine Rückkehr mit lautem Getöse an. Kurz darauf steht er wieder in der Luft über der Lichtung an der Hagener Allee. Kai Fischer hatte in der Zwischenzeit kaum Gelegenheit, den Kalkhaufen mit seinem Bagger zusammenzuschieben und eine neue Ladung auf die Schippe zu nehmen. Ein Eichhörnchen hat halt reichlich Appetit – auch wenn’s aus Metall ist.

Und das gilt nicht nur für den Kalkkorb, der im Minutentakt befüllt werden muss, sondern auch für den Sprit, den die 380-PS-Maschine (knapp 300 Stundenkilometer Spitze) braucht. Pro Stunde muss der Pilot 160 Liter Benzin in den Hubschrauber tanken. Wenn er dafür die Maschine landet, können sich die Zuschauer gegen den Wind lehnen. Elf Meter messen die Rotorblätter am Kopf des Hubschraubers im Durchmesser.

Kein Wunder, dass einige Anwohner neugierig werden beim Anblick. Peter Meincke stapft sogar gegen den Wind der Rotorenblätter über die Lichtung zu Kundro. Ob der Pilot nicht Hunger und Lust habe, auf einen Happen vorbeizukommen, will der Ahrensburger wissen. Sein Blick schweift dabei auf das Eichhörnchen herüber. Das Projekt der Stadt findet er „wichtig“. Dass es während des Einsatzes den ganzen Tag über ziemlich laut ist über seinem Haus, findet Meincke nicht schlimm. „Ich bin froh, dass die Verwaltung etwas für die Gesundheit des Waldes macht.“

Genervt ist auch ein anderer Nachbar nicht mehr, als er den Hintergrund erfährt. „Ich hatte mich vorher schon gewundert, was das für ein weißes Zeug auf meinem Auto ist“, sagt der Mann. Er habe sich zudem Sorgen gemacht, ob der Stoff giftig sein könnte. „Immerhin liegen hier in einigen Gärten auch Kinderspielzeuge.“ Doch giftig ist das Phosphatgranulat, aus dem die Kügelchen bestehen, nicht. Das hatte die Stadt zuvor unter anderem auf ihrer Internetseite bekannt gegeben.

Der Wald blieb während des Einsatzes allerdings dennoch für Spaziergänger gesperrt. An allen Eingängen zum Forst Hagen waren dafür Schilder und Flatterbänder angebracht worden.

Eigentlich wollten die Männer bereits am Montagmittag mit der Wald-Kalkung starten. Der Lieferant des Düngemittels hatte sich allerdings verspätet. Ursache soll der Andrang an der Kalkgrube gewesen sein. Als der Lieferant am späten Nachmittag ankam, konnte Miroslaw Kundro nicht mehr mit seinem Hubschrauber starten, da es bereits zu dunkel gewesen war. Aus diesem Grund muss der Pilot auch am heutigen Mittwoch noch mal mit dem Eichhörnchen in die Luft – nur eine Tankfüllung von 160 Litern lang.