In mehreren Gemeinden müssen Gleise abgerissen und Straßen verlegt werden. Projekt kostet 637,5 Millionen Euro

Ahrensburg. Die Veröffentlichung der Vorplanung für den Bau einer neuen S-Bahnlinie4 hat bei Befürwortern des Projektes positive Reaktionen hervorgerufen. „Es ist gut, dass es endlich Zahlen und Daten gibt. Jetzt können die betroffenen Gemeinden anfangen, zu planen“, sagt Jörg Sievers, Stormarner Sprecher der S-4-Initiative.

Das wird teils auch dringend nötig sein, denn in einigen Stormarner Kommunen könnte der Ausbau der S4 von Hamburg-Hasselbrook bis nach Bargteheide markante Veränderungen im Ortsbild mit sich bringen. In Ahrensburg etwa sind gleich mehrere Stellen betroffen: Zunächst der Bahnübergang an der Straße Brauner Hirsch. Den Weg passieren in 24 Stunden rund 7000 Autos. Laut den Projektplanern soll der Bahnübergang ersetzt werden durch eine Straßenbrücke.

Der Bahnübergang liegt von Hamburg aus gesehen vor dem Bahnhof Ahrensburg. Dort soll der zweigleisige Ausbau enden, auf dem folgenden Abschnitt bis Bargteheide wird nur noch ein zusätzliches Gleis verlegt. Für den Ausbau wird es nötig sein, dass die Überführungen über den Bahnübergängen und über der Aue verbreitert werden.

Die Brücke, die über den Ahrensburger Ostring führt, soll den Vorplanungen zufolge abgerissen und neu gebaut werden. Dafür wird der Ostring an dieser Stelle leicht abgesenkt. Die Planung beinhaltet auch Varianten für den umstrittenen Umsteigepunkt am U-Bahnhof West. Optional könnte dort ein Mittelbahnsteig für insgesamt rund 3000 Reisende pro Tag entstehen.

Ein zusätzlicher Haltepunkt könnte eventuell in Delingsdorf gebaut werden. Der Bahnsteig soll den Planungen zufolge 140 Meter lang sein und über ein Wetterschutzhaus sowie die HVV-Standardausrüstung verfügen. Zudem ist ein 835 Meter langes Überholungsgleis für Güterzüge zwischen Delingsdorf und Bargteheide vorgesehen.

Bei einer von der Landesweiten Verkehrs-Servicegesellschaft (LVS) ausgerichteten Informationsveranstaltung im Juni hatten sich viele Einwohner Delingsdorfs für den Haltepunkt ausgesprochen.

„Das Tolle an diesem Projekt ist, dass die Planungen früh transparent gemacht wurden und die Bürger sich einbringen konnten“, sagt S4-Initiativensprecher Jörg Sievers, der in Ahrensburg lebt und selbst mit der Regionalbahn oder alternativ mit der U-Bahn zur Arbeit fährt. „Als Pendler brauche ich vor allem Zuverlässigkeit“, sagt er. Vorgesehen ist, dass die S4 künftig während der Hauptverkehrszeiten im Zehn-Minuten-Takt fahren soll.

Die erst drei Jahre alten Gleise in Ahrensburg-Gartenholz müssen weg

Einschneidende Veränderungen wird es offenbar auch am Bahnhof Ahrensburg-Gartenholz geben: Die beiden Bahnsteige an dem erst 2010 in Betrieb genommenen Haltepunkt sollen abgerissen und durch neue Gleise ersetzt werden. Auch Treppe und Aufzug werden neu gebaut. Der Zugang zu den Gleisen soll wie gehabt über die vorhandene Fußgängerbrücke erfolgen.

Nordwestlich des Bahnhofes Gartenholz wird, so ist es den rund 500 Seiten umfassenden Planungsunterlagen zu entnehmen, ein S-Bahn-Betriebswerk geplant.

Auch in Bargteheide wird man eine Lösung finden müssen. Laut der Vorplanung muss die Brücke am Bahnübergang Lohe abgerissen und erneuert werden. Damit einhergehend wäre auch die Absenkung der Straße Lohe notwendig. Um eine Sperrung der Hauptverkehrsstraße zu vermeiden, überlegt die Bargteheider Verwaltung zurzeit, die Straße in den Süden des Gewerbegebietes zu verlegen.

Zwischen Bargteheide und der künftigen Endstation Bad Oldesloe soll die S4 am Haltepunkt Kupfermühle in Tremsbüttel stoppen. Dafür werden die vorhandenen Bahnsteige höher gebaut und die Zugänge angepasst. Außerdem ist eine vollständige Oberflächenbefestigung vorgesehen, die es bislang an der Kupfermühle nicht gibt.

Der Haltepunkt Kupfermühle soll trotz Protesten nicht verlegt werden

In den Unterlagen steht, die Außenbahnsteige würden „in gleicher Lage“ umgebaut. Seit mehr als einem Jahr hatte es in der Gemeinde Auseinandersetzungen gegeben, nachdem die frühere Bürgermeisterin Erika Mosel bei der LVS angefragt hatte, ob im Zuge der S-4-Planungen ein zusätzlicher Haltepunkt zwei Kilometer südlich des jetzigen geschaffen werden könne. Diese lehnte ab, zwei Bürgerinitiativen hatten sich daraufhin für den Erhalt des Bahnhofs Kupfermühle beziehungsweise für den Bau eines neuen Haltepunktes näher an der Ortsmitte stark gemacht.

Zurzeit sieht es so aus, als könne die S4 im Jahr 2024 erstmals fahren, nach einer Bauzeit von sechs Jahren. Damit das passiert, müssen den aktuellen Planungen zufolge 637,5Millionen Euro investiert werden, möglicherweise auch mehr. Einen Großteil davon trägt der Bund, Schleswig-Holstein und Hamburg finanzieren die Planung. Eine Kosten-Nutzen-Analyse soll Mitte des Jahres fertiggestellt werden.