Gleichzeitig steigt die Zahl der Fahrzeuge in Stormarn, die bei der Hauptuntersuchung völlig mangelfrei sind

Bad Oldesloe/Trittau. Immer mehr Autos fallen bei der technischen Hauptuntersuchung durch. Das geht aus dem TÜV-Report 2014 hervor. Grund dafür sei aber nicht ein Anstieg verkehrsunsicherer Autos auf Stormarns Straßen, sondern neue Richtlinien bei der technischen Untersuchung. „Was zuvor geringe Mängel waren, sind jetzt erhebliche“, sagt Andreas Steinfadt, Leiter der TÜV-Station in Bad Oldesloe. Knapp 2000 Autos wurden dort in den vergangenen zwölf Monaten geprüft. Nur etwa jedes zweite Fahrzeug (52 Prozent) bekam auf Anhieb die begehrte Plakette.

Ein Jahr zuvor hatte die Quote bei 64 Prozent gelegen. „Beispielsweise zählte eine defekte Nebelschlussleuchte zuvor zu den geringen Mängeln. Seit dem 1. Juli 2013 ist dies ein erheblicher Mangel. Auch wenn jetzt der Aufkleber am Armaturenbrett fehlt, der auf Winterreifen hinweist, mit denen man nicht die Höchstgeschwindigkeit fahren darf, gibt es keine Plakette“, so Steinfadt, der wegen der Neuregelung in der zweiten Jahreshälfte einen Abwärtstrend beobachtet.

Ein positiver Trend ist indes ebenfalls deutlich spürbar. „Immer mehr Autos haben gar keine Mängel“, sagt der Chef der Oldesloer TÜV-Station. Zwischen Dezember 2012 und 2013 traf dies auf fast 32 Prozent der in der Kreisstadt geprüften Autos zu. Bei der TÜV-Station in Trittau war sogar mit 54 Prozent mehr als die Hälfte der Autos einwandfrei. Dort bestehen 70 Prozent der vorgeführten Fahrzeuge die Hauptuntersuchung auf Anhieb. Ein Jahr zuvor waren es sogar 74,3 Prozent.

„Wir sprechen von einer TÜV-Mangelschere“, so Steinfadt. Er vermutet, dass diese immer weiter auseinander geht, weil zum einen immer mehr neue Autos auf den Straßen fahren, zum anderen die Menschen ihre Autos seltener zur Inspektion oder Reparatur bringen. „Die Fahrzeuge, die wir in den vergangenen Zwölf Monaten geprüft haben, sind im Durchschnitt 8,4 Jahre alt und haben rund 104.000 Kilometer gelaufen“, sagt der Prüfer, der noch nie solch einen niedrigen Wert verzeichnet hat. Er vermutet, dass die Abwrackprämie ein Grund dafür sei.

Am häufigsten ist die Beleuchtung am Auto defekt

Dass aber immer mehr ältere Autos bei der Hauptuntersuchung durchfallen, erklärt Andreas Steinfadt so: „Die Hersteller bauen im Prinzip gute Autos, die eigentlich auch nach vielen Jahren noch ohne Mängel auf unseren Straßen unterwegs sein können. Leider kümmern sich aber zahlreiche Autofahrer nicht genug um die Wartung und die Pflege ihres Fahrzeuges. Sie lassen aus Bequemlichkeit oder aus Kostengründen regelmäßige Termine zur Inspektion oder Instandhaltung verstreichen.“

Das schließt der Fachmann insbesondere aus der Rangliste der Mängel. An erster Stelle steht die Beleuchtung. Beispielsweise kämen Autos auf den Prüfstand, bei denen die Kennzeichenbeleuchtung nicht funktioniert. Für Steinfadt ist dies oft nicht nachvollziehbar. „Dies lässt sich doch ganz einfach selbst kontrollieren, und der Mangel kann schnell behoben werden.“ Weniger offensichtlich sind indes Mängel bei der Einstellung von Xenon-Scheinwerfern. „Weil sich diese eigentlich automatisch anpassen, ist das ein Fall für die Werkstatt“, so Detlev Peters, Leiter der Trittauer TÜV-Station.

Auf Platz zwei der Rangliste stehen technische Mängel. Dazu gehören, dass das ABS oder die Airbags nicht funktionieren. „Allerdings sind diese Fehler auch zu sehen, weil in den Autos dann ein Warnlicht angeht“, so der TÜV-Prüfer. Auf Platz drei der Mängel liegen defekte Bremsen. „Würden die Autofahrer regelmäßig zur Inspektion gehen, sollte dies eigentlich kein Problem sein, und sie könnten der Hauptuntersuchung gelassen entgegensehen.“

Der Opel Meriva ist Gewinner der „Goldenen Plakette“

So wie Horst Molitor, der am Montag seinen Citroën Pluriel bei der TÜV-Station in Bad Oldesloe vorgeführt hat. Zwar hat er das acht Jahre alte Auto nie zur Inspektion gebracht, dennoch war er entspannt. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass er durchkommt“, so Molitor, während Andreas Steinfadt sein Auto genau unter die Lupe nahm.

Und der Citroën-Fahrer behielt Recht. Sein mit Blumenaufklebern verziertes Auto hat zwar geringe Mängel, bekam jedoch die Plakette. Kleinere Reparaturen werden künftig bei dem Pluriel dennoch nötig sein. „Beispielsweise sind die orangefarbenen Blinker-Glühlampen schon leicht ausgeblichen. Demnächst müssten diese erneuert werden“, so Steinfadt.

Am besten schneidet bei den Hauptuntersuchungen der Opel Meriva ab, der dieses Jahr Gewinner der „Goldenen Plakette“ ist.