Gemeinde weichkochen?

5. Dezember: „Investor erzürnt Ammersbeker“

2009 ersteigerte die Kroschke-Gruppe mit der Timmerhorner Fischwirtschaft einen aufgegebenen Gewerbebetrieb und kein Bauerwartungsland. Und tut seither wenig, um dem Eindruck zu begegnen, es sei ihr von Anfang an – ähnlich wie beim Ahrensburger Rohrbogenwerk – nur darum gegangen, das Gelände durch Wohnungsbau bestmöglich zu verwerten und dafür alles Mögliche zu versprechen, was möglicherweise gar nicht ernst gemeint ist, zum Beispiel Wanderwege teilweise über Grundstücke, die gar nicht Kroschke gehören. Anfang 2012 beschloss die Gemeindevertretung die Aufstellung eines Bebauungsplans, nachdem 2010 die ersten Kroschke-Pläne ebenso wie das Konzept des Bürgermeisters für eine Bebauung nicht auf Gegenliebe gestoßen waren. Anfang 2013 lag der Entwurf des Bebauungsplans aus. Er setzt die Planungsziele zum Wohle der Allgemeinheit um. Konkret heißt das: keine zusätzlichen Bauten, dafür aber weitestgehend Erhalt des heutigen Bestandes – einer Teichwirtschaft in einem Biotop, das aufgrund des Fußwegs am Südufer auch Naherholungsgebiet ist, sowie Erhalt des Sportplatzes.

Seither stockt das Verfahren. Stehen Politik und Verwaltung nicht mehr zu dem, was sie selbst gewollt haben? Bei der Bürgerbeteiligung haben sich keine grundsätzlichen Einwendungen gegen den Bebauungsplan ergeben – außer jenen des Teicheigentümers, der andere Interessen verfolgte, die sich weder mit dem alten (mittlerweile ungültigen) noch mit dem neuen (noch nicht gültigen) Plan realisieren lassen. Seither versucht er es mit Freundlichkeit („Ich wünsche mir einen Neuanfang“) und Einladungen zum Frühschoppen am Teich – und verspricht weiterhin Dinge, die es schon gibt (Grün, Naherholung, Spazier- und Wanderwege) oder Dinge, die er aus heutiger Sicht nie wollte (nämlich die Teichwirtschaft weiterführen).

Diese Taktik des freundlichen Umgarnens wirkt offenbar. Statt dass Gemeindevertretung und -verwaltung das Verfahren vorantreiben, stockt der Prozess seit Anfang 2013. Im Februar beschloss der Umweltausschuss, „zwecks Entwicklung eines städtebaulichen Konzepts für das Areal mit dem Eigentümer zu reden“, der Bürgermeister verkündete, dem Eigentümer entgegenkommen zu wollen. Im April wurde laut darüber nachgedacht, dem Eigentümer eine „behutsame“ Bebauung zuzugestehen, dafür könnte eventuell ein Teil des Geländes von der Gemeinde als Naherholungsgelände erworben werden (zu welchem Preis wohl?). Und im Juli wurde beschlossen, dass die Gemeinde ein Gutachten über die Wirtschaftlichkeit des Fischereibetriebs erstellen lässt. Im November 2010 (nach der Baumfällaktion und vor der Überschwemmung) hatte der Eigentümer noch verkündet, er werde den Fischbetrieb wieder zum Leben erwecken, und nichts getan.

Will die Gemeinde den B-Planentwurf zur Rechtskraft bringen? Oder lässt sie sich vom Eigentümer weichkochen, damit dessen Bebauungsspekulationen doch aufgehen? Es wäre an der Gemeinde, nach dem ersten Schritt (Bebauungsplanentwurf) nun konsequent weiter zu gehen – und nicht am Eigentümer, immer neue Versprechungen und Bauideen unters Volk zu bringen.

Dieter Bullinger, Ammersbek

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