Nicht alle Anwohner sind von der Wirkung der Wände entlang der Bahngleise überzeugt

Ahrensburg . Herr Bobis schüttelt den Kopf. Der Eigenheimbesitzer wohnt in Ahrensburg an der Bahntrasse Hamburg-Lübeck. Die Züge, die an seinem Haus vorbei brettern, dürfte er wegen der nagelneuen, drei Meter hohen und hochabsorbierenden Lärmschutzwand aus Leichtmetallelementen, die zwischen seinem Garten und den Gleisen steht, kaum noch hören. Tut er aber.

Wenige Meter vom Grundstück von Horst Bobis entfernt hat die Deutsche Bahn am Mittwoch ein Partyzelt und ein Rednerpult aufgebaut. Die Stimmung bei dem Treffen am Bahnhof ist gut, es gibt etwas zu feiern: den Abschluss der Lärmschutzsanierung entlang der Bahnschienen in Ahrensburg. 1007 Meter Schallschutzwand hat die Deutsche Bahn an zwei Abschnitten (Hamburger Straße und Fannyhöh/Schillerallee) in der Schlossstadt aufbauen lassen. 1,4Millionen Euro hat das Projekt allein in Ahrensburg gekostet. 1,5 Millionen hatte das bundesweite Projekt „Lärmsanierung an den bestehenden Schienenwegen des Bundes“ in Bargteheide gekostet, das am Dienstag präsentiert wurde (wir berichteten). Koordiniert wird die Maßnahme von der Deutschen Bahn. Das Geld für die Arbeiten, jährlich rund 100 Millionen Euro, kommt vom Bund.

Zu Gast beim stellvertretenden Bahn-Projektleiter Oliver Faber waren die Bundestagsabgeordneten aus der Region, Nina Scheer von der SPD, Grünen-Politikerin Valerie Wilms und CDU-Mann Norbert Brackmann sowie Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach und Bürgervorsteher Roland Wilde. Norbert Brackmann und Nina Scheer waren mit der Lärmschutzsanierung zufrieden. „Der Aufbau der Lärmschutzwände ist eine Gemeinschaftsleistung des Bundes, der Deutschen Bahn und der Stadt Ahrensburg“, sagt Brackmann. „Und sie ist absolut im Sinne der Bürger. Denn Lärm ist ein zunehmendes Problem.“ Und Nina Scheer sagte in ihrer Rede: „Es ist gut, dass eine Fortführung der Lärmschutzsanierungen im Koalitionsvertrag festgelegt wurde.“

Bis 2020 soll der Lärm in der Bundesrepublik halbiert werden, so das ehrgeizige Ziel von Bahn, Politik und Regierung. Auch in Ahrensburg sei, so Bürgermeister Michael Sarach, noch einiges zu tun: „Die Lärmschutzwand an der Bahntrasse ist ein guter Anfang.“ Spätestens bis sich aufgrund des Fehmarnbelt-Tunnels auch der Güterverkehr zwischen Hamburg, Lübeck und Puttgarden erhöht haben werde, müsste auch der Lärmschutz in der Stadt erhöht worden sein.

295 Bewohner von Eigenheimen kommen jetzt noch in den Genuss zuglärmfreier Stille. So viele Wohneinheiten sollen beispielsweise mit Schallschutzfenstern ausgerüstet werden. Die Besitzer von Wohnungen und Häusern, die für diese sogenannte passive Schallschutzmaßnahmen in Frage kommen, wurden von den Projektverantwortlichen im Vorwege angeschrieben.

Für den Eigenheimbesitzer Horst Bobis wird das allerdings nichts ändern. An dem Abschnitt der Lärmschutzwand an seinem Grundstück fehlt der Betonsockel. „Die Wand ist zwar schön hoch“, sagt der Ahrensburger. „Aber der Schall kommt unter ihr durch.“ Durch die etwa 30 Zentimeter hohe Lücke zwischen dem Boden und der Wand.