Bahn hat neue Wände an Gleisen aufgestellt – doch nicht alle Anwohner sind zufrieden

Bargteheide. Camouflage-grüne Metallwände, drei Meter hoch, ragen hinter den Gärten an der Westpreußenstraße in Bargteheide auf. Sie sollen die Anwohner vor dem Lärm des Güter- und Personenzugverkehrs schützen. 1209 Meter dieser Lärmschutzwände, Kosten 1,5 Millionen Euro, sind insgesamt in der Stadt Bargteheide an vier Stellen aufgebaut worden.

„Bei uns ist es noch genauso laut wie vorher“, sagt Roswitha Queiser, Anwohnerin der Westpreußenstraße in Bargteheide. Und weiter: „Das viele Geld wurde meiner Meinung nach nur investiert, damit die Politiker sagen können, sie haben was gemacht.“ Der Rest ihrer Worte geht im Rauschen des vorbeifahrenden Zuges unter.

Das Grundstück der 56-Jährigen liegt etwas erhöht. „Die Mauer ist zwar drei Meter hoch, allerdings von den Schienen aus gemessen“, so die Bargteheiderin. Die Züge würden von den Metallwänden nicht verdeckt, und der Schall breite sich über der Mauer ungebremst aus. Außerdem stelle sich die Frage, wer den Erdstreifen zwischen der Schutzwand und der Grundstücksgrenze sauber halte. „Wir Anwohner dürfen diesen Streifen nämlich nicht betreten“, so Queiser. Die Stadt und die Bahn hätten sich in der Vergangenheit nicht zuverlässig darum gekümmert.

Für Bürgermeister Henning Görtz ist das Lärmschutzprojekt dagegen ein Erfolg. „Die Zusammenarbeit mit der Bahn ist reibungslos gelaufen. Wir wurden ernst genommen, auch die Bürger wurden an der Planung beteiligt“, sagte er bei einem Treffen im Bargteheider Rathaus. „Unsere Bürger sprechen von spürbaren Effekten, die Reaktionen sind überwiegend positiv.“

„Unser Wohlstand hängt von der Infrastruktur ab“, sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Franz Thönnes (SPD). Deshalb sei die Bahn grundsätzlich etwas Gutes. Trotzdem soll der Bürger in Schleswig-Holstein gesund leben und arbeiten können.

Die Bahn sei eine wichtige Lebensader für das Land, bestätigt Bargteheides Bürgermeister. Auch durch die gute Anbindung an Hamburg und Lübeck habe die Region so wachsen können. „Wenn die S 4 und die Fehmarnbelt-Querung kommen, nimmt diese Bedeutung noch weiter zu“, so Görtz.

Die gute Zusammenarbeit mit der Bahn lasse auf weitere Veränderungen hoffen. „Wir wünschen uns eine schnellere Taktfrequenz im Personenverkehr. Stündlich reicht für Bargteheide nicht aus“, adressierte er seine Bitte direkt an Oliver Faber, den Projektleiter der Deutschen Bahn.

Dieser bedankte sich zunächst für die Geduld und das Verständnis, dass die Bürger der Bahn während der Bauarbeiten entgegengebracht haben. „Der Bau der Schallschutzwände musste überwiegend nachts und am Wochenende erfolgen“, so Faber. Das sei für die Anlieger belastend gewesen. Doch jetzt würden auch die weiter hinten liegenden Häuser von den Baumaßnahmen profitieren. „An einigen Orten reichen die Wände allerdings nicht aus“, sagt der Projektleiter. Dort sollen Schallschutzfenster und Frischluftlüfter für weitere Erleichterung sorgen. Für diese Maßnahmen stehen 73.000 Euro zur Verfügung. Die Bahn habe bereits mehr als 150 Eigentümer im Land Bargteheide angeschrieben. Die Bahn, so Faber, zahle 75 Prozent, den Rest müsse der Eigentümer aufbringen.

„Das ist immer noch ein großer Batzen Geld. Wir hatten unser Haus gerade erst neu ausgebaut. Diese Ausgabe wäre jetzt nicht vernünftig“, sagt Anwohnerin Roswitha Queiser.