Auf Gut Schönau können Besucher ihre Weihnachtstanne selbst schlagen. Sie kommen nicht nur wegen der Preise

Reinbek. Das Wetter gefällt Jörg Brinckmann gar nicht. Die Temperaturen sind zwar deutlich über dem Gefrierpunkt, aber es nieselt, regnet zeitweise sogar, und der Boden ist matschig auf Gut Schönau. „Unter solchen Bedingungen sägen die Leute ihren Weihnachtsbaum nur ungerne“, sagt der 33 Jahre alte Verwalter des Ackerbaubetriebs im Reinbeker Ortsteil Ohe. „Wenn es hingegen kalt ist und die Sonne aus wolkenlosem Himmel scheint, kommen viel mehr Kunden.“

Trotzdem: Nach der Öffnung um 10 Uhr morgens füllt sich der Parkplatz vor den Guthäusern recht schnell, und mehr und mehr Besucher strömen zur Schonung mit den Nordmanntannen. Sägen mit gelben, roten, blauen und schwarzen Griffen hängen dort an einem Holzgerüst parat, um die Bäume zu fällen. Bis zwei Meter Höhe kostet die Tanne 28, bis drei Meter 35 Euro. Für noch höhere Bäume werden 65 Euro verlangt. Preise wie im vergangenen Jahr. „Rund 80 Prozent der Kunden wollen die kleinen Tannen“, berichtet Brinckmann. Nur selten würden hingegen die langen Tannen gekauft. „Dazu ist ein sehr hoher Raum notwendig.“

Günther Hensch hat sogar einen Zollstock mitgebracht, um schon beim Aussuchen die Länge der Tannen zu messen. Selbst sägen muss der 83-Jährige aus dem Reinbeker Ortsteil Neuschönningstedt aber heute nicht. Mit seiner zehn Jahre jüngeren Frau Doris schreitet er die Reihen von Tannen ab, die Mitarbeiter in Voraussicht, dass bei diesem Wetter die Kunden weniger Tannen selbst fällen wollen, bereits geschlagen haben. „Wir kommen schon seit vielen Jahren“, sagt Hensch. Die Auswahl sei sehr gut, die Bäume frisch, gerade gewachsen und die Preise seien reell. Das Ehepaar sucht eine Tanne mit mehr als zwei Meter Länge. Die Kinder kämen zu Weihnachten und freuten sich schon darauf.

Für andere Kunden ist das Fällen selbst schon eine Art Familienfest. Maria und Heiko Wegner aus Hamburg-Hummelsbüttel treffen sich mit Verwandten auf Gut Schönau zum Essen. Heiko Wegner hat sich aus diesem Anlass bereits eine rote Weihnachtsmann-Mütze übergestreift. Zuvor gehen sie aber noch mit einer Säge durch die Schonung, suchen einen Baum von bis zu zwei Meter Länge. So haben sie es auch im vergangenen Jahr gehalten.

Maik Freschke kommt bereits das dritte Mal in Folge, um seinen Weihnachtsbaum selbst zu fällen. Mitgebracht hat er seine vierjährige Tochter Charlotte. Seine Frau muss derweil zu Hause in Hamburg-Kirchwerder auf den jüngsten, erst ein paar Monate alten Sohn aufpassen. „Das ist Tradition bei uns, seit wir Nachwuchs haben“, sagt der 33 Jahre alte Familienvater. Die Tochter freue sich schon darauf. Das sei der Hauptgrund, hier die Tanne selbst zu schlagen. „Außerdem weiß sie dann, wo der Baum herkommt.“

„Jetzt kommen noch nicht ganz so viele Kunden, denn Weihnachten ist noch weit weg“, sagt Gutsverwalter Brinckmann. Den großen Andrang erwartet er am dritten und vierten Adventswochenende. „Da werden pro Tag 700 bis 800 Tannen verkauft.“ Pro Festsaison werden in Schönau bis zu 4000 Bäume geschlagen. Vor rund zwanzig Jahren habe der Betrieb mit diesem Angebot angefangen. „Jetzt ist es unser zweites Standbein.“