Schock in der Bargteheider Kirche: 89 Jahre alter Sänger des Doppelquartetts fällt um und stirbt kurz darauf

Bargteheide. Die Bargteheider Kirche war voll. Mehr als 100 Menschen waren gekommen, um beim Konzert des Doppelquartetts dabei zu sein. Sie erlebten ein Drama: Ein 89 Jahre alter Sänger stürzte plötzlich leblos zu Boden. Der Mann kam ins Krankenhaus. Sein Leben konnte aber nicht mehr gerettet werden.

Zunächst spielten Bläser aus Großhansdorf. Dann war es so weit. Der Chor stimmte das Eröffnungslied „Weihnacht“ an. Die erste Strophe war verklungen. Die Kerzen leuchteten. Die zweite Strophe folgte. Plötzlich gab es einen dumpfen Knall. Der Chor hörte auf. Es war still im Kirchenschiff.

Ein Sänger war nach hinten umgefallen und mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen. Ärzte aus dem Publikum versuchten, den 89-Jährigen wieder zu beleben. Der Notarzt kam und übernahm. Schließlich wurde Friedrich Geerts mit dem Rettungswagen ins Amalie-Sieveking-Krankenhaus nach Hamburg-Volksdorf gebracht. Er starb noch am Abend.

Bei einem Konzert vor drei Jahren war schon mal ein Sänger gestorben

Die Sänger konnten nicht fassen, was passiert war. „Neben mir war plötzlich ein Loch. Fiete war weg“, sagt Eberhard Frenzel, der mit seine Chorfreund jahrelang im Tenor gesungen hat. „Es war schrecklich. Als wenn man das Licht ausgemacht hätte.“

Der Schock saß umso tiefer, da das Doppelquartett vor drei Jahren Ähnliches erlebt hatte. „In einer Seniorenresidenz in Hamburg-Rahlstedt“, sagt Frenzel. „Reimer Dorivat hatte gerade sein Solo beendet, genoss den Applaus und fiel schlagartig nach hinten auf den Rücken. Es war exakt so wie jetzt.“ Auch damals versuchten Ärzte, den Sänger zu reanimieren. Auch er starb noch in der Nacht. „Es ist wie eine Doublette. Und diesmal fing der Bläserchor auch noch mit dem Lied ‚Alle Jahre wieder’ an“, sagt Frenzel. Es sei ein merkwürdiges Gefühl. „Als wenn etwas über den Konzerten liege.“

Pastor Jan Roßmanek holte gerade seine Tochter vom Weihnachtsmärchen im Kleinen Theater ab, als der Anruf vom Bürgermeister kam und er sofort in die Kirche eilte. Um 18 Uhr hatte das Konzert begonnen. Als der Pastor eintraf, war es ungefähr halb sieben. Da kämpften die Ärzte im Altarraum um das Leben des Sängers. Roßmanek: „Alle hofften, dass es gut geht und klammerten sich an den letzten Strohhalm. Vermutlich versagte der Kreislauf.“

Alle vier Pastoren der Kirchengemeinde waren an diesem Abend im Einsatz, um die Menschen zu begleiten. „Das ist unsere Aufgabe“, sagt der Geistliche Andreas Feldten. „Sich Zeit zu nehmen und mit den Menschen zu reden.“ Auch mit der Ehefrau des 89-Jährigen, die auch singen wollte: im Gemischten Chor Germania aus Rahlstedt. Stattdessen begleitete Pastor Andreas Feldten sie etwa eine Stunde später ins Krankenhaus – und blieb dort mit ihr bis zum Abend.

„Alle hatten Hoffnung“, sagt auch Bürgermeister Henning Görtz, der immer bei den Kirchenkonzerten des Doppelquartetts dabei war und den die Nachricht vom Tod des Sängers, der seit sechs Jahrzehnten aktiv war, erschütterte. Görtz hatte am Vorabend das Konzert sofort abgebrochen. „Es war unmöglich für die Sänger, in dieser Situation weiterzusingen, während einer von ihnen im Altarraum liegt und eine Herzmassage bekommt“, sagt Görtz. Er sah auch die ratlosen Gesichter der Zuhörer, ging zu Wolfgang Freund, dem Vorsitzenden des Doppelquartetts, und bat die Besucher, nach Hause zu gehen.

Die Jungen und Mädchen des Kinderchores Bargfeld hatten ganz vorne gesessen. So reagierte Chorleiter Volker Thomsen schnell, nahm sie mit ins Gemeindehaus und sang mit ihnen dort die Weihnachtslieder. Auch die anderen Mitwirkenden verließen zusammen mit den Besuchern den traurigen Schauplatz, während einige Sänger des Doppelquartetts noch im Restaurant Utspann zusammensaßen. Dort, wo sie nach dem Konzert feiern wollten.

Vermutlich wird es der letzte öffentliche Auftritt des Chores sein

„Einige von uns sind auch gleich nach Hause gegangen. Sie konnten es einfach nicht ertragen“, sagt Eberhard Frenzel, der mit seinen 77 Jahren zu den Jüngeren im Bargteheider Doppelquartett zählt. Sein Sohn René singt auch seit einiger Zeit mit. „Er ist mit 50 unser Küken. Und er ist Krankenpfleger“, sagt Eberhard Frenzel. „Wie vor drei Jahren hat er auch diesmal sofort Erste Hilfe geleistet.“

Das wird in Zukunft wohl nicht mehr passieren müssen. Frenzel: „Das war wohl unser letzter öffentlicher Auftritt. Uns fehlt der Nachwuchs.“ Bürgermeister Görtz bedauert das: „Es war eine gute Tradition. Die Konzerte waren immer sehr schön.“