Ladenflächen-Manager Stefan Pötzsch kämpft gegen Leerstand und zu hohe Mieten in der Innenstadt. Eine Zwischenbilanz nach einem Jahr

Bad Oldesloe. Zu hohe Gewerbemieten, zu viel Leerstand, viele „Sorgenkinder“ – so beschreibt Stefan Pötzsch den Zustand der Oldesloer Innenstadt im Jahr 2012. Damals trat er seinen Job als neuer Ladenflächenmanager an. Nach einer Bestandsaufnahme und vielen Gesprächen ist er nun seit einem Jahr dabei, „aktiv“ für Verbesserungen zu sorgen, wie er sagt. Ein weiteres Jahr hat er laut Vertrag noch Zeit, Dinge auf den Weg zu bringen. Oldesloes Politikern will er am heutigen Montagabend eine Zwischenbilanz vorlegen. Das Abendblatt hat vorab mit ihm über Erfolge, Misserfolge und zukünftige Projekte gesprochen.

„Trading down“ – so heißt ein Effekt, der laut Pötzsch in der Innenstadt von Bad Oldesloe schleichend eingetreten war. Der Begriff bezeichnet eine Entwicklung, die zu immer mehr Leerständen und ausbleibender Kundschaft führt. Geschäfte schließen, Kunden meiden die Innenstadt, weitere Läden geben auf. Laut Pötzsch hatte das in Bad Oldesloe viel mit zu hohen Gewerbemieten zu tun. Die seien „noch immer eines der größten Probleme der Innenstadt.“

Anfang 2012 schloss das Warenhaus M & H an der Mühlenstraße, die Räume des Kaufhauses am Markt standen bereits leer. „Die wichtigsten Magneten für die Innenstadt waren kaputt“, so Pötzsch. Weitere „Sorgenkinder“ waren die Buchhandlung Rehme, das Modegeschäft Street One und die Drogerie „Ihr Platz" an der Mühlenstraße. Nicht zuletzt stand mit dem Gebäude des Cafés am Markt eine der repräsentativsten Immobilien leer – noch heute warten die Menschen in Oldesloe darauf, dass sich an der Stelle etwas tut.

Über seine ersten Monate in der Stadt sagt Pötzsch: „„Ich habe mir einen Überblick verschafft. Darüber, welche Immobilien es gibt, wie sie zugeschnitten sind, wie hoch die Mieten sind und wie lange die Verträge laufen.“

Und dann hat er viele, viele Gespräche mit Vermietern geführt. Darüber, was Oldesloes Innenstadt nützt und was ihr schadet. „Die Stadt hat noch viele kleine, inhabergeführte Geschäfte. Das soll auch so bleiben, denn das ist eine der Stärken Oldesloes.“ Zu hohe Mieten jedoch führten dazu, dass irgendwann nur noch große Unternehmen Filialen eröffnen – oder dass es Leerstände gebe, was auch den Häusern schade.

Mittlerweile, so sieht es Pötzsch, hat er konkrete Erfolge vorzuweisen. Einer liegt nur wenige Meter von seinem Büro entfernt. Es handelt sich um die „Weinwelt 27“ an der Hindenburgstraße 27. Die Betreiberin Heike Stockmann, zuvor persönliche Assistentin des Fernsehkochs Christian Rach, bietet hier Weine und kleine Speisen an. „Die Oldesloer kommen langsam, aber beständig“, sagt die 36 Jahre alte Betreiberin, die im Sommer ihr Geschäft eröffnet hat.

Über seine Rolle bei der Ansiedlung sagt Stefan Pötzsch: „Frau Stockmann ist auf mich zugekommen. Ich habe mich dann mit ihr und dem Vermieter an einen Tisch gesetzt, und es ist gelungen, eine verträgliche Miethöhe hinzubekommen.“ Diese sei nämlich, so Pötzsch, im Jahr 2012 noch „deutlich überzogen“ gewesen.

Ähnlich agierte Pötzsch im Falle der ehemaligen Buchhandlung Rehme. Mittlerweile ist das Reformhaus MK in die Räume eingezogen, allerdings erst, nachdem sie ein Jahr lang leer gestanden hatten. Dazu Pötzsch: „Ich habe den Eigentümer an einen Tisch mit dem Bürgermeister gebeten. Der Erfolg war, dass die Miete reduziert wurde.“

In diesem Jahr hat sich in den Räumen von M & H die Modekette C & A angesiedelt, im Januar 2014 soll die Drogerie dm ins Obergeschoss kommen. Im ehemaligen Kaufhaus am Markt hat das Modehaus Rohde Platz gefunden. Und auch Street One in der Mühlenstraße hat eine neue Betreiberin gefunden. Ansiedlungen, die ohne direkte Einwirkung von Pötzsch zustande kamen. Doch er sagt: „Ich habe dafür gesorgt, dass sich die Betreiber austauschen. Es gibt nämlich noch ein Geschäft in Bad Oldesloe, das Kleidung von Street One anbietet.“ Nun stimmten sie sich beim Einkauf ab.

Das Gebäude an der Mühlenstraße, in dem einst die Drogerie „Ihr Platz“ ansässig war, steht hingegen noch immer leer. Stefan Pötzsch erklärt es damit, dass die verlangte Miete zu hoch sei – mithin noch immer ein Grundübel in der Stadt. „Ich hatte einen Investor. Die Modemarke Gerry Weber wäre hineingegangen, hätte viel Geld investiert. Aber der Eigentümer hat leider überzogene Forderungen in Sachen Miete und Vertragsgestaltung.“

Ein ganz anderer Eigentümer hingegen, so Pötzsch, habe sich von ihm überzeugen lassen, mit der Miete herunter zu gehen. Der Eigentümer ist die Stadt – und die Immobilie ist das Haus, in dem einst das Café am Markt zu finden war, bevor es jahrelang leer stand. „Da war viel Beratungsarbeit nötig“, sagt der Ladenflächen-Manager. Im September sollte es nun so weit sein, die Stadtverwaltung verkündete, dass ein Vertrag mit einem neuen Betreiber „unterschriftsreif“ sei.

Seitdem hüllte sich die Stadtverwaltung in Schweigen – Pötzsch sagt nun allerdings: „Da wird sich sehr bald etwas tun.“ Nach den bisher vorliegenden Informationen soll ein Hamburger Gastronom einziehen und mit der Flensburger-Brauerei eine Kooperation eingehen.

Im kommenden Jahr will sich Pötzsch um ein weiteres, großes Projekt kümmern. Auf dem Grundstück des ehemaligen Postgebäudes an der Lübecker Straße sollen sich ein Rewe-Markt und eine Budnikowsky-Filiale ansiedeln. Dafür wird neu gebaut, das derzeitige Gebäude abgerissen. „Nach Aussage des Investors soll Ende 2014 alles fertig sein“, sagt Pötzsch. In der Neuansiedlung sieht er einen weiteren „Magneten“, der die gesamte Innenstadt stärken könne. Zudem will er auch die Bahnhofstraße stärken.

Ab 2015, so der Plan, soll die Stadtverwaltung das Thema Ladenflächenmanagement selbst in die Hand nehmen. Pötzsch: „Im Moment schule ich noch Rathaus-Mitarbeiter. Im Januar soll feststehen, wer künftig hauptsächlich für das Thema zuständig sein wird.“

Der Bauausschuss der Stadt tagt am Montag ab 19 Uhr im Sitzungszimmer 2.09 des Verwaltungsgebäudes (Markt 5). Stefan Pötzsch ist dienstags und donnerstags jeweils von 9 bis 18 Uhr in in seinem Oldesloer Büro (Hindenburgstraße 30) anzutreffen. Telefon: 04531/898 28 85.