Wegen eines umgestürzten Baumes entgleist in Großhansdorf eine U-Bahn. Orkan „Xaver“ sorgt für mehr als 100 Einsätze von Polizei und Feuerwehr

Großhansdorf. Es ist rutschig auf den Gleisen der U-Bahn-Strecke zwischen Kiekut und Großhansdorf. Mitarbeiter der Hochbahn wuchten Schutt aus dem Gleisbett und begutachten den Schaden. „Hier ist der Zug auf den Baum geprallt, weil der Fahrer nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte“, sagt Maja Weihgold von der Hochbahn. Sie steht in orangefarbener Schutzkleidung auf den Gleisen und deutet auf eine Delle in der Stromschiene einige hundert Meter vor der Haltestelle Großhansdorf. „Der Baum wurde etwa 200 Meter mitgeschleift – und es war kein kleiner Baum. Er hatte einen Durchmesser von etwa einem Meter.“ Bahn gegen Buche also. Maja Weihgold sagt: „Zum Glück wurde nur einer der sechs Fahrgäste leicht verletzt.“

Die Polizeidirektion Ratzeburg beschreibt die Geschehnisse in der Nacht zu Freitag so: „Bei Großhansdorf entgleiste gegen 23.45 Uhr eine U-Bahn und prallte gegen einen Brückenpfeiler.“ Das klingt dramatisch, aber: „Wer das Wort entgleist hört, hat immer gleich schlimme Bilder im Kopf“, sagt Maja Weihgold. „Aber so ist es wirklich nicht, man muss eher sagen, ein Wagen ist aus dem Gleis gehüpft. Er steht jetzt nur etwas neben der Spur.“ Etwas bedeutet in diesem Fall knapp einen halben Meter. Anja Weihgold und ihre Kollegen müssen nun feststellen, wie stark die Brücke beschädigt ist. „Auf den ersten Blick sieht die Brücke nicht stark beschädigt aus. Aber bevor wir wissen, wie schlimm der Schaden wirklich ist, müssen wir die Statik und das Fundament prüfen.“

Der Einsatz an der Hochbahnbrücke über der Straße Am Wöhrendamm war in Stormarn wohl der spektakulärste während des Orkans. Die 89 Freiwilligen Feuerwehren im Kreis wurden am Donnerstag zu 15 sturmbedingten Einsätzen gerufen, in der Nacht zu Freitag kamen 46 hinzu. Meist ging es um Absicherungen von Gefahrenstellen bei umgestürzten Bäumen. Größeres gab es in Brunsbek, wo eine zwölf Meter hohe Tanne auf das Dach eines Wohnhauses zu stürzen drohte. Die drei Ortswehren Langelohe, Kronshorst und Papendorf fällten die Fichte.

Andreas Biemann von der Feuerwehr Großhansdorf war beim Bahnunglück dabei. „So ein Unfall ist nichts Alltägliches. Die Bahn muss wohl mit etwa 80 Kilometern pro Stunde auf den Baum getroffen sein, das muss fürchterlich geknallt haben. Als wir ankamen, sind wir den Bahndamm hoch, um den Schaden zu begutachten. Dann haben wir die Drehleiter geholt, um die Fahrgäste zu befreien.“ Die Menschen seien ganz ruhig gewesen, „aber sie waren froh, dass Hilfe da war.“ Der Zugführer erlitt einen Schock. Die Evakuierung des Zuges habe etwa 30 Minuten gedauert. Die Arbeiten auf den Gleisen aber dauern noch an. „Wir wollen den nicht beschädigten Zugteil von einer Lok wegziehen lassen und den beschädigten Wagen am Sonnabend mit einem Großkran rausziehen“, sagt Weihgold. Für die Fahrgäste bedeutet das Unannehmlichkeiten, die Strecke ist gesperrt.

So wie viele andere Strecken in Schleswig-Holstein. Neben der Vollsperrung des Fernverkehrs kam es zu vielen kleineren Verzögerungen. Etwa in Ahrensburg, dort waren zwei Bäume auf die Gleise gefallen, die Züge konnten erst ab 10.30 Uhr wieder fahren. „Wir mussten in Ahrensburg aussteigen und überlegen nun, wie wir nach Hamburg kommen“, sagt Lisa Tausch aus Lübeck. Ihren Anschlusszug am Hauptbahnhof hat sie verpasst. Auch dort gab es Probleme: Am Freitagmorgen war eine Oberleitung gestört, der Nahverkehr in Richtung Lübeck fuhr nur bis Hamburg-Wandsbek.

Auch auf den Straßen sorgte Orkan „Xaver“ für Ärger, so etwa auf der Autobahn1 Richtung Hamburg. Bei Lasbek kollidierten zwei Lastwagen gegen 5.25 Uhr mit einem umgestürzten Baum. Die Fahrer blieben unverletzt. Bis kurz nach 6Uhr blieb die Autobahn voll gesperrt. Und auf der A21 bei Bargteheide erfasste eine Windböe am Donnerstag gegen 22.25 Uhr den Anhänger eines Mercedes’ und drückte ihn in die Schutzplanke. Der Fahrer blieb unverletzt. Gegen 0.30 Uhr war die Unfallstelle geräumt.

Insgesamt rückte die Polizei in Stormarn zu etwa 40 Einsätzen aus in der Zeit von Donnerstag um 12 Uhr bis Freitag um 6 Uhr. In Reinbek stürzte eine Pappel auf ein Einfamilienhaus, in Barsbüttel eine Tanne auf zwei Reihenhäuser. Verletzt wurde niemand.

Überwiegend handelte es sich bei den mehr als 100 Einsätzen von Polizei und Feuerwehr im Kreis Stormarn um umgestürzte Bäume, herumfliegende Gegenstände und überschwemmte Straßen.