Acht von elf Afrikanern haben die Unterkunft am Togohof verlassen. Einige von ihnen sollen sich in Hamburg aufhalten

Glinde. Es ist leer geworden im Erdgeschoss der Glinder Obdachlosenunterkunft am Togohof. Dort, wo bis vergangene Woche elf Lampedusa-Flüchtlinge gelebt hatten. Drei von ihnen sind noch da, acht untergetaucht. Laut Mustafa Tepe, Vorstand der Glinder Moscheegemeinde, halten sich die Afrikaner derzeit in Hamburg auf oder sind bereits per Zug oder Bus nach Italien ausgereist. Er sagt: „Meines Wissens wurden einige Männer in der Obdachlosenschlafstätte Pik As in Hamburg gesehen.“ Tepe hatte die Flüchtlinge im Mai in Hamburg eingesammelt und ihnen Unterschlupf im Keller der Moschee am Tannenweg gewährt.

Seitdem hatten die Männer viel Solidarität erfahren. Auch die Glinder Bürgerinitiative gegen rechts engagierte sich für die Afrikaner, zahlreiche Bürger spendeten Kleidung und Geld. Nachdem der Anwalt Burkhard Peters, zugleich Landtagsabgeordneter der Grünen, bei der Ausländerbehörde des Kreises in Bad Oldesloe einen Antrag auf humanitäres Bleiberecht gestellt und die Männer sich den Behörden anvertraut hatten, bezogen sie sogar Asylbewerber-Leistungen.

Die Stadt Glinde renovierte nach Anmeldung bei der Stadt den Togohof. „Wir haben 32.000 Euro investiert, 20.000 für die Sanierung und 12.000 Euro für die Erstausstattung. In zwei Wochen soll die Küche neu gemacht werden. Zudem haben die Kollegen bei dem Umzug Sonderschichten gefahren“, sagt Glindes Bürgermeister Rainhard Zug. Der Aufwand sei hoch gewesen. „Dass sie jetzt schwupsdiwups weg sind, ist schon ärgerlich. Zumal sie ein ordentliches Verfahren hatten.“

Inzwischen sind die acht Männer in Glinde abgemeldet. Anja Kühl, Fachbereichsleiterin beim Kreis Stormarn in Bad Oldesloe: „Das ist offiziell am 1. Dezember geschehen. Jetzt befinden sich die betreffenden Personen, sofern sie sich in Deutschland aufhalten, in der Illegalität.“ Ihre Anträge auf humanitäres Bleiberecht würden nicht weiter bearbeitet. Theoretisch könnte die Behörde die Afrikaner zur Fahndung ausschreiben lassen. Diese Möglichkeit werde man aber nicht wahrnehmen, so Kühl. Aber: „Wenn sie auftauchen, werden sie höchstwahrscheinlich in ihre Heimatländer zurückgeschickt.“

Was die Flüchtlinge bewegt hat, Glinde zu verlassen, darüber kann auch der Bürgermeister nur spekulieren. Zug: „Offensichtlich gab es Angst, abgeschoben zu werden.“ Dabei wurde das Thema bei den Behörden mit höchster Sensibilität behandelt, die Dinge sehr detailliert geprüft und keine Schnellschüsse gemacht. Noch im Oktober sagte Jurist Peters der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn: „Das Land Schleswig-Holstein ist für seinen zivilen Umgang in der Flüchtlingsproblematik bekannt.“ Und Tepe lobte damals: „Hamburg kann hier mal Anschauungsunterricht nehmen, was es heißt, human mit Flüchtlingen umzugehen.“

Sogar Innenminister Andreas Breitner (SPD) hatte sich um das Anliegen der Afrikaner gekümmert. „Man hat sie mit Samthandschuhen angefasst“, sagt Anja Kühl. Dazu habe es eine Anweisung vom Ministerium gegeben. Der Kontakt zwischen den Behörden in Bad Oldesloe und Kiel sei in dieser Sache sehr eng gewesen. Kühl: „Es hätte keine Entscheidung ohne Absprache mit dem Ministerium gegeben.“

Laut Verena Tunn, die sich ehrenamtlich um die Flüchtlinge kümmert, sind die Männer verunsichert gewesen: „Sie konnten nicht damit umgehen, so lange zu warten.“ Anwalt Peters bedauert den Schritt der acht Afrikaner. Er sagt: „Sie sind von unserer Strategie abgesprungen. Das ist bitter. Und ich halte es für kopflos. Womöglich sind sie von Freunden in Hamburg beeinflusst worden.“