Bei den Plänen für das Ahrensburger Rohrbogenwerk-Gelände gibt es Streit um die Nutzung der alten Werkshalle

Ahrensburg. Wind bläst durch die zersprungenen Fenster der Werks-halle des ehemaligen Rohrbogenwerkes an der Brückenstraße in Ahrensburg. Eisiger Dezemberwind. Ebenso eisig ist offenbar derzeit die Stimmung zwischen Politik und Verwaltung auf der einen und der Rohrbogenwerk Immobilien GmbH auf der anderen Seite. Seit Februar stockt das Projekt des Investors Christopher Kroschke zur Bebauung des zentrumsnahen Areals – nun droht sogar das Aus.

Heute Abend beschäftigt sich der Bauausschuss mit den Kroschke-Plänen

Der Sohn des Unternehmers Christoph Kroschke will auf dem Gelände Handwerkerhöfe und Wohnungen bauen. Wie berichtet, hatten Politik und Verwaltung den Plänen unter bestimmten Bedingungen zugestimmt. Dabei geht es geht um die kulturelle Nutzung der rund 2000 Quadratmeter großen Werkshalle, etwa als Konzert- und Veranstaltungsraum nach Vorbild der Fabrik in Hamburg-Altona. Und es geht um die Absprachen zu der kulturellen Nutzung, die im Bebauungsplan für das Gelände festgehalten sind. Absprachen, von denen sich Christopher Kroschke offensichtlich im Verlauf des Jahres stückweise distanziert hat.

Nach Abendblatt-Informationen sind diese Absprachen heute Abend Thema im nichtöffentlichen Teil der Sitzung des Bauausschusses im Rathaus. Zudem soll es generell um die Frage gehen, wie es mit dem Gelände an der Brückenstraße weitergehen kann. Der Ausgang der Debatte wird möglicherweise endgültig über das Projekt Handwerkerhof entscheiden. Doch auch Christopher Kroschke muss in diesen Tagen eine Entscheidung treffen.

Das Gelände ist für die Stadt von zentraler Bedeutung

Wenn er über das Projekt zur Bebauung des Werksgeländes spricht, benutzt Christopher Kroschke auch Sätze wie „wir müssen möglicherweise die Reißleine ziehen“. Ende des Jahres läuft die sogenannte Anhandnahme für das Gelände aus. Das heißt, dass die Fläche für den Investor reserviert ist. Christopher Kroschke und sein Vater müssen sich also bald entschließen, ob sie diese Anhandnahme verlängern wollen. Kroschke: „Grundsätzlich wollen wir weitermachen, müssen aber schauen, ob es sich unter den gegebenen Umständen lohnt.“ Damit meint der junge Investor die Vorgaben der Stadt. Im Mai 2012 hatte er das 14.000 Quadratmeter große Areal im Westen der Stadt von der britischen Eigentümerin übernommen. Sie hatte das Rohrbogenwerk 2003 stillgelegt. Kroschke hat sich jedoch ein Rücktrittsrecht einräumen lassen.

Von den Plänen des Unternehmers waren Politik und Verwaltung zunächst begeistert. Auf dem Gelände in unmittelbarer Nähe zur Bundesstraße 75 und zum Bahnhof sollten ein Handwerkerhof und günstige Wohnungen entstehen. Christopher Kroschke sagte im Sommer 2012 gegenüber dem Abendblatt: „Der Bedarf ist groß. Wir haben immer wieder Anfragen von Handwerkern, die Gebäude zur Miete suchen.“ Und in Bezug auf eine kulturelle Nutzung der alten Werkshalle zeigte er sich damals aufgeschlossen. „Aber wir wollen sie nicht selbst betreiben.“ Im Februar dieses Jahres drehte sich der Wind. Kroschke sagte: „Das Gebäude ist nicht erhaltenswert, das hat auch das Gutachten eines Architekten ergeben.“ Eine Einschätzung, die von Politikern angezweifelt wird.

Thomas Bellizzi (FDP): „Wir kommen in Teufels Küche, wenn wir in dieser Diskussion jetzt einknicken.“ Bellizzi meint, dass Kroschke die Bedingungen kannte, sie jetzt nicht in Frage stellen dürfe. Auch Rafael Haase von der SPD besteht auf getroffene Vereinbarungen. Er sagt: „Das Gelände wurde durch unseren Bebauungsplan stark aufgewertet, einzige Vorgabe ist das Thema Kultur. Wenn man davon abrückt, ist das natürlich nicht im Sinne der Absprache.“

Und was sagt die Verwaltung? Rathaussprecher Andreas Zimmermann: „Das Gelände ist für Ahrensburg von zentraler Bedeutung. Von einer Nutzung der brach liegenden Fläche erhoffen wir uns eine deutliche städtebauliche Aufwertung. Ob und in welcher Form dies gelingen kann, hängt davon ab, inwieweit die Pläne des Investors mit den städtebaulichen Zielen in Einklang zu bringen sind."