Ahrensburger Heimgartenschüler spenden für Hilfsprojekte in Afrika. Seit 1984 kamen 170.000 Euro zusammen

Ahrensburg. Am Schluss sind sie nicht mehr zu halten. Vor allem Mädchen springen in der mit rund 400 Schüler voll besetzten Aula der Ahrensburger Heimgartenschule johlend von ihren Sitzen und stürmen zur Bühne. Nach wenigen Sekunden ist Sara Nuru von kreischenden Teenies umringt, die ihr Zettel entgegenstrecken, auf denen die Gewinnerin der 2009 ausgestrahlten Fernsehstaffel der Show „Germany’s Next Top Model“ ihr Autogramm hinterlassen soll.

Wohl nur in den wenigsten Fällen kommt die 24-Jährige bei dem Gedränge dazu, ihren Namen zu schreiben, wenn er auch kurz ist. „Teils konnte ich nur noch irgendetwas kritzeln“, sagt Nuru später im Zimmer des Leiters der Gemeinschaftsschule, Heiner Bock. Sie hat den Ansturm strahlend bewältigt. Aus gutem Grund: Denn die Fans hatten beim sogenannten Unesco-Lauf der Schule stolze 10.000 Euro für das Alphabetisierungs-Projekt „Generation ABC 2015“ der Aktion „Menschen für Menschen“ gesammelt, für das Nuru als Botschafterin unterwegs ist. Um Dankeschön zu sagen, war sie extra aus Berlin nach Ahrensburg gekommen.

Zugute kommt das Geld Kindern aus Äthiopien, jenem afrikanischen Land, aus dem die Frau des Gründers der Aktion, Karlheinz Böhm, stammt. Und aus der auch die Eltern von Sara Nuru kommen. Deshalb sprach „Menschen für Menschen“ das Model auch an, das 2009 bei der Show von Heidi Klum gewonnen hatte. Seither hat die Wahl-Berlinerin, die im bayerischen Erding zur Welt kam und aufwuchs, dreimal das Land ihrer Ahnen besucht, das zu den ärmsten Staaten der Welt zählt und in dem auch noch Verwandte von ihr leben. „Ich war stolz auf die Anfrage und wollte mir vor Ort ansehen, was mit dem Geld passiert“, sagt Nuru.

Unter anderem eröffnete sie im vergangenen Jahr in der Provinz Illubabor, die westlich der Hauptstadt Addis Abeba liegt, eine Schule. „Die Kinder wurden vorher in dunklen Lehmhütten unterrichtet“, sagt sie. Jetzt seien die 1200 Schüler in Bauten untergebracht, die europäischen Maßstäben nahe kämen. Im kommenden Jahr will Nuru eine weitere Schule im Nordosten des Landes eröffnen.

„Ich empfand dort Demut, weil es mir so gut geht“, sagt Sara Nuru, „denn ich hätte ja auch eines der afrikanischen Kinder sein können, wenn meine Eltern nicht ausgewandert wären.“ Ihr komme es nicht nur auf das Geld an, das gesammelt wird, sondern mehr darauf, die Schüler in Deutschland für die Entwicklungshilfe zu sensibilisieren. Das schafft wenig später auch ein Film, der Nuru beim Besuch der Schule zeigt und die ärmlichen Bedingungen veranschaulicht, unter denen dort Unterricht stattfindet. Sogar Applaus kommt auf, für Nurus Engagement.

Auch die Kinder und Jugendlichen der Heimgartenschule haben sich für ihre äthiopischen Altersgenossen engagiert. Sie suchten Sponsoren inner- und außerhalb der Familie, die ihnen pro Runde, die sie auf dem Sportplatz der Schule liefen, eine bestimmte Summe zukommen ließen. Viele sammelten mehr als 200 Euro. Am meisten bekam Jessika Peschel zusammen, nämlich 980 Euro. Ihr Bruder Patrick belegte den zweiten Platz mit 595 Euro, wie Schulleiter Bock verkündet.

Seit 1984 spendete die Heimgartenschule bereits für die Aktion „Menschen für Menschen“. Rund 170.000 Euro sind seitdem von dort nach Äthiopien geflossen. „Zunächst sammelten wir mit Theateraufführungen und dergleichen, seit gut 20 Jahren veranstalten wir dazu den Unesco-Lauf“, berichtet Bock. Ein Grund mehr, den Kindern zu erlauben, die Bühne zu stürmen.