Weil die Rastplätze an den Autobahnen in Stormarn regelmäßig überfüllt sind, pausieren Trucker in Gewerbegebieten

Ahrensburg/Bargteheide. Müll liegt auf der Wiese: Bierdosen, Verpackungen von Fertiggerichten und zusammengeknüllte Taschentücher. „Unmöglich ist das“, sagt Paul Heisler. Seit 36 Jahren fährt der Mann aus Lübeck Lastwagen durch die Republik. An diesem Abend parkt er zum Feierabend gegen 18 Uhr sein Gespann im Gewerbegebiet Beimoor im Ahrensburger Norden. „Ich werde noch etwas im Fernsehen gucken und dann geht’s in Bett“, sagt er und zeigt mit dem Daumen über seine Schulter in Richtung der Rückbank. Wie Heisler haben sich an diesem Abend sieben Kollegen mit ihren Lastwagen an den Straßenrand im Gewerbegebiet gestellt. Bei einigen Lastwagenfahrern flimmern in den Führerhäusern die Fernseher, bei anderen ist es hinter den Vorhängen stockduster.

Die Lastwagenfahrer verrichten ihre Notdurft am Straßenrand

Eigentlich wollte Paul Heisler auf dem Rastplatz Buddikate an der Autobahn 1 übernachten – vor allem der sanitären Anlagen und der warmen Speisen in Gaststätte wegen. Da sei aber „alles gerammelt voll“ gewesen. Wie so oft. So sei er in Ahrensburg von der Autobahn abgefahren und ins Gewerbegebiet eingebogen. „Jetzt wird der Kaffee halt auf dem Gaskocher gemacht.“ Dass einige seiner Kollegen nicht nur ihren Müll liegen lassen, sondern auch ihre Notdurft am Straßenrand verrichten, dafür habe der 57-Jährige kein Verständnis, sagt er.

Eine Beschwerde wegen des Mülls und Wildpinkelns ist bei der Verkehrswacht eingegangen. Ahrensburgs Verwaltungssprecher Andreas Zimmermann: „Die Beschwerde betraf den Postweg.“ Er liegt im Gewerbegebiet Beimoor. Henning Görtz, Bürgermeister der Stadt Bargteheide, findet deutliche Worte für die Hinterlassenschaften der Lastwagenfahrer in den Gewerbegebieten: „Das ist teils wirklich unappetitlich.“ Auch in Bargteheide parken Nacht für Nacht die Lastwagen am Straßenrand. „Im Ahrensburger Gewerbegebiet ist das völlig legal“, sagt Andreas Zimmermann, „da gibt es kein Parkverbot am Straßenrand, nicht mal ein eingeschränktes.“

Die Lastwagenfahrer hätten meist keine andere Wahl, als die Gewerbegebiete im Kreis Stormarn anzusteuern. Wie Heisler würden auch andere befragte Lastwagenfahrer lieber auf Rastplätzen entlang der Autobahn bleiben. Am beliebtesten sind Rasthöfe wie die Buddikate. „Dort gibt es eine Toilette und warmes Essen“, sagt Berufskraftfahrer Jens-Uwe Kursawe. Einen der insgesamt rund 50 Stellplätzen an den Rastplätzen Buddikate Ost oder West zu bekommen, das „geht leider nur selten“. Auch auf den Parkplätzen Ellerbrook, Ohlendiek, Melmshöhe und Trave sei selten etwas frei, sagen die Männer.

Der Mangel an Stellplätzen für Lkw ist ein bundesweites Problem

„Die Rastplätze Buddikate Ost und West sind schon immer ziemlich ausgelastet“, sagt Georg Ruge, Leiter der Autobahnpolizei. Teilweise würden die Fahrer in ihrer Not auf den Einfahrten parken. Ruge: „Wir müssen sie dann wegschicken.“ Der Mangel an Stellplätzen entlang der Autobahnen ist ein Zustand, den nicht nur Ruge bemängelt. Jens Sonnenburg, Leiter des für den Kreis zuständigen Landebetriebs Verkehr in Lübeck: „Das Thema ist bekannt.“

Durch den Kreis Stormarn ziehen sich vier Autobahnen. Zusammen haben die Autobahnen 1, 20, 21 und 24 eine Strecke von etwa 80 Kilometern. Aufgrund der Häfen in Hamburg, Kiel und Lübeck gibt es auch viel Lastwagenverkehr, weil die Güter von den Schiffen ins Hinterland gefahren werden müssen. „Wird erst die Fehmarnbelt-Querung von Puttgarden zum dänischen Rødby fertiggestellt, dann haben wir ein noch größeres Problem“, sagt Thomas Raczow, Geschäftsführer Güterverkehr und Logistik Schleswig-Holstein. „Die Lastwagen, die bisher die A7 nach Kiel benutzen, um in den Norden zu kommen, würden auf die Autobahn 1 wechseln.“ Bundesweit würden 11.000 Parkplätze für Lastwagen fehlen. Eine Situation, die für die Fahrer unhaltbar sei.

Einen kleinen Lichtblick gibt es im Kreis: Am Parkplatz Ellerbrook entstehen derzeit 15 zusätzliche Stellplätze für Lastwagen und ihre Fahrer. Knapp 110 sind es dann im Kreis Stormarn.