Politiker für Standort an der Hermann-Körner-Straße. Aufsichtsbehörde könnte zusätzliches Feuerwehrhaus fordern

Reinbek. „Die Politik hat sich ein Problem geschaffen und keines gelöst.“ Mit dieser Meinung steht Reinbeks Gemeindewehrführer Karsten Hein nicht allein da. Er selbst hatte mit seiner Rede noch versucht, die Mitglieder des Feuerwehr- sowie Bau- und Planungsausschusses vom Standort Mühlenredder für den Neubau des Feuerwehrhauses zu überzeugen. Vergebens. Eine Mehrheit aus CDU, SPD und Grünen hatte sich bereits im Vorfeld auf das Gelände des städtischen Betriebshofes an der Hermann-Körner-Straße festgelegt. Davon wichen die Politiker auch nicht mehr ab.

Für die Verwaltung kam diese Entscheidung nicht überraschend, obwohl Bürgermeister Axel Bärendorf dafür kein Verständnis hat. Er sagt: „Die Ortswehr Reinbek ist damit nach dem Brandschutzgesetz nicht leistungsfähig und auch nicht ordnungsgemäß aufgestellt.“ Der Amtschef hatte den Mühlenredder als einzig machbare Lösung propagiert und war in seiner Ansicht von externen Gutachtern bestätigt worden. So kamen die Experten zum Schluss, dass die Einhaltung der Hilfsfrist von zehn Minuten, also das Zeitintervall zwischen dem Beginn der Notrufabfrage und dem Eintreffen der Hilfskräfte am Einsatzort, nur bei dem von der Verwaltung vorgeschlagenen Standort gewährleistet ist.

Bürgermeister Bärendorf: „Beim Betriebshofgelände können die Bereiche Hinschendorf, Eisenbahnstrecke und Bahnsenallee sowie Buchtallee nicht im Rahmen der vorgegebenen Zeit bedient werden. Das betrifft immerhin rund 2000 Menschen.“ Die Dokumente liegen auch den Ausschussmitgliedern vor. Und trotzdem stimmten sie in der Mehrzahl für den Betriebshof. Das bringt einige Probleme mit sich.

Es ist nicht ausgeschlossen, wenn nicht sogar wahrscheinlich, dass die zuständige Aufsichtsbehörde des Kreises in Bad Oldesloe die Stadt zur Errichtung eines weiteren Feuerwehrhauses auffordert, damit die Hilfsfrist eingehalten wird. Lehnt die Politik eine Alternative ab und hält am Betriebshof als einzigen Standort fest, könnte er geschlossen werden.

Mit diesem Szenario haben sich die Befürworter des Betriebshofes offenbar schon auseinandergesetzt. Der Antrag des parteilosen Ausschussmitglieds Klaus-Peter Puls, sich auf diesen Standort zu beschränken und den Bau eines weiteren kategorisch auszuschließen, wurde abgelehnt. Bärendorf: „In diesem Fall hätte ich Widerspruch einlegen müssen.“

Noch liege der aktuelle Beschluss des Reinbeker Ausschusses nicht vor, heißt es in Bad Oldesloe. Deswegen könne man sich laut Astrid Matern, Fachbereichsleitung öffentliche Sicherheit beim Kreis, nicht zu einer möglichen Aufforderung äußern. Die Fakten sind der Behörde gleichwohl bekannt. Matern: „Aus unserer Sicht ist der Standort städtischer Betriebshof an der Hermann-Körner-Straße nicht geeignet, weil die Einhaltung der Hilfsfrist nicht für alle Bereiche der Stadt gewährleistet ist.“ Es seien viele Beratungen in Reinbek durchgeführt worden. „Und in der Regel wird unserem Rat gefolgt, hier aber nicht. So einen Fall hatten wir noch nie“, sagt Matern.

Für Gemeindewehrführer Hein ist die Vorstellung vom Bau zweier neuer Wachen ein Horror: „Das ist organisatorisch nicht darstellbar. Hier wurde jetzt ein Fass voller Probleme geöffnet. Wir wollen einfach nur unsere Aufgaben erfüllen. Die Feuerwehr ist in der ganzen Debatte nur der Passagier und nicht der Kapitän.“ Mit anderen Worten: Die Kameraden sind machtlos. Und sie können die Argumente der Politiker nicht verstehen. Zum Beispiel die von Herbert Kaphengst (CDU), dem Vorsitzenden des Feuerwehrausschusses. Er machte immer wieder auf die Gefahren aufmerksam, die durch den Bau einer Wache am Mühlenredder auf die rund 900 Kinder der naheliegenden Schule und Kita lauern würden. Kaphengst: „In der Beschlussvorlage der Verwaltung vermisse ich Aussagen von Schülern, Eltern und Lehrern.“ Für Ortswehrführer Christian Niemann sind solche Aussagen schwer nachzuvollziehen. Er sagt: „Bei der Wache an der Klosterbergenstraße laufen auch viele Kinder vorbei. Bisher ist noch nie etwas passiert.“

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Volker Müller hat indes schon einen Plan, wie die Hilfsfrist am Standort Hermann-Körner-Straße doch noch einzuhalten ist: „Man könnte Tempo-30-Zonen in der unmittelbaren Umgebung aufheben, zudem durch einen Seitenwechsel beim Parken die Ausrückspur der Wehr freihalten.“