Posten war seit der Abberufung von Matthias Schulz-Kleinfeldt vakant, der nach Streit gehen musste. Sein Nachfolger hatte die Geschäfte seit Juni kommissarisch geführt

Lübeck. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Lübeck, die auch für Stormarn zuständig ist, hat wieder einen Hauptgeschäftsführer. Die IHK-Vollversammlung wählte jetzt Lars Schöning in das Amt, das er am 1. Dezember offiziell antreten wird. Der 41-Jährige war zuvor stellvertretender Hauptgeschäftsführer, hatte seit Juni aber schon kommissarisch die Geschäfte geführt. Der Posten war nach der Abberufung von Matthias Schulz-Kleinfeldt am 4. Juni vakant.

Vollversammlung wählte Schöning mit 36 zu sechs Stimmen

„In dieser Phase hat sich Lars Schöning bewährt und uns mit hervorragenden inhaltlichen Leistungen und mit seiner Führungsqualität überzeugt“, sagt IHK-Präses Friederike Kühn. Das Präsidium hatte Schöning einstimmig als neuen Hauptgeschäftsführer vorgeschlagen. Die Vollversammlung wählte ihn mit 36 zu sechs Stimmen.

Schönings Wahl ging ein beispielloser Streit an der Spitze der IHK Lübeck voraus. Zwischen dem achtköpfigen Präsidium und dem damaligen Hauptgeschäftsführer Matthias Schulz-Kleinfeldt hatte es erhebliche Differenzen gegeben.

Der Hintergrund: Anfang dieses Jahres sollte Lutz Kleinfeldt, der Schwager von Matthias Schulz-Kleinfeldt, Präses der IHK werden. Dazu war er von einer Kommission auserkoren worden. Doch gegen die Wahl, normalerweise eine Formsache, regte sich in der Kammer Widerstand – denn das Ehrenamt und der Posten des bezahlten Geschäftsführers, die Legislative und die Exekutive der Kammer, wären in der Hand zweier Männer gewesen, die eine enge familiäre Verbindung haben.

Erstmals in der Geschichte der IHK gab es einen Gegenkandidaten – und zwar Friederike Kühn aus Bargteheide, Chefin einer Werbeagentur. Die 50-Jährige setzte sich Anfang Februar mit 30 zu 19 Stimmen durch. Nur drei Monate später berief die IHK-Vollversammlung den 62 Jahre alten Matthias Schulz-Kleinfeldt von seinem Posten ab. Den Antrag dazu hatte das Präsidium gestellt. Als wesentlichen Grund gab Friederike Kühn das „nachhaltig gestörte Vertrauensverhältnis zwischen Präsidium und Hauptgeschäftsführer“ an.

Schulz-Kleinfeldt, dessen Vertrag regulär bis März 2016 laufen sollte, setzte sich aber gegen die Kündigung zur Wehr. Es gab einen Streit um Fortzahlung des Gehalts, um Bonizahlungen und um einen Dienst-Mercedes, den Schulz-Kleinfeldt weiter beanspruchte. Er zog vor Gericht. Im Oktober einigten sich beide Parteien. Details wurden nicht bekannt – beide Seiten haben sich verpflichtet, nicht über die genauen Inhalte der Einigung zu sprechen.

Mit der Wahl von Lars Schöning schlägt die IHK Lübeck nun ein neues Kapitel auf. Präses Friederike Kühn ist voll des Lobes über die Zusammenarbeit mit dem Diplom-Kaufmann: „Er ist im Haus, aber vor allem in der Wirtschaft, in Verbänden und in der Politik als verlässlicher Partner geschätzt und akzeptiert.“

Lars Schöning, der Betriebswirtschaftslehre in Kiel studierte, kam im Jahr 2000 als Referent im Stab der Hauptgeschäftsführung zur Handelskammer. Später arbeitete er im Bereich Kommunikation bei der IHK. 2008 übernahm er die Leitung des Geschäftsbereichs Existenzgründung und Unternehmensförderung. Seit 2010 war Schöning, der verheiratet ist und zwei Kinder hat, stellvertretender Hauptgeschäftsführer.

Nach seiner Wahl sagte er, dass ein Schwerpunkt seiner Arbeit die Verbesserung des Dienstleistungsangebots sein solle. „Mit zusätzlichen und verbesserten Informationsveranstaltungen und Beratungsangeboten wollen wir im gesamten IHK-Bezirk präsenter sein.“ Weitere Schwerpunkte seien der demographische Wandel und der damit verbundene Fachkräftemangel sowie der Erhalt und der Ausbau der Infrastruktur. Zudem sagte Schöning: „Wir werden uns für die Breitband-Versorgung als wichtige Grundlage des Unternehmens-Erfolges einsetzen.“