Ahrensburger an der Straße Fannyhöh freuen sich über neue Mauer an der Bahntrasse

Ahrensburg. Nein, ein Blickfang sei diese Wand wirklich nicht, kein bisschen schön. „Aber wirksam“, sagt Christina Krüger, die in Ahrensburg an der Straße Fannyhöh lebt – unmittelbar an den Bahngleisen. Seit Kurzem ist ihr Grundstück nun abgeschirmt vom Lärm der vorbeifahrenden Züge. „Es müssen eben Prioritäten gesetzt werden“, sagt Krüger. Ruhe geht in diesem Fall eben vor Schönheit. „Wir werden sie mit Pflanzen verdecken.“

Sie erinnert sich: Als der Lärmschutz noch nicht fertig gewesen sei, hätten Passanten bei einem heranfahrenden Güterzug das Gespräch beenden müssen. Krüger: „Jetzt ist das aber kein Problem mehr.“ Die Wand, grau, drei Meter hoch, hat die Deutsche Bahn seit Ende September auf der östlichen Seite der Bahntrasse nach Lübeck errichten lassen. Sie beginnt im Norden in Höhe der Tennisplätze und endet im Süden ungefähr gegenüber der Carl-Barckmann-Straße.

Das Bauwerk ist Teil der Lärmschutzsanierung entlang der gesamten Bahnstrecke zwischen Hamburg und Lübeck, die nach den Worten des Bahn-Sprechers Egbert Meyer-Lovis in den ersten drei Monaten des kommenden Jahres abgeschlossen sein soll. Die Wand senkt den Geräuschpegel nach Angaben Meyer-Lovis’ um 15 Dezibel.

Auch Manfred Schnoor wohnt an der Straße Fannyhöh. „Es ist wesentlich ruhiger geworden, seit die Wand fertig ist“, sagt er und freut sich schon auf den kommenden Sommer: „Dann können wir wieder in Ruhe auf der Terrasse sitzen.“ Spaziergängerin Irena Czorniej erinnert sich an früher. „Vor sechs Jahren war der Lärm noch katastrophal“, sagt sie. Damals habe es auch noch keine Schienen gegeben, die geräuschdämpfend wirkten. „Nachdem die verlegt worden waren, verringerte sich der Lärm bereits drastisch“, ergänzt Ulrich Mackenroth. Er befürchtet allerdings: „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Sprayer auch diese Wand für sich entdecken.“ Meyer-Lovis teilt diese Befürchtung. Dort, wo entlang der Bahnstrecke bereits Lärmschutzwände stehen, sind sie innerhalb kürzester Zeit beschmiert worden. „Aber wenn die Wand erst mal begrünt wird, verlieren die Spayer ihr Interesse daran, weil dann ihre Graffiti nicht mehr zu sehen sind, sagt der Bahn-Sprecher.“

Der Bau- und Planungsausschuss hatte bereits im Mai 2011 den Bau der Wand genehmigt. Das Gremium billigte damit einen Antrag der Verwaltung, die damit wiederum auf eine Unterschriftenliste von Bewohnern des Quartiers an den Straßen Schillerallee und Fannyhöh reagiert hatte. Die Anrainer baten darin um „aktiven Lärmschutz“. Eine Begehung des Viertels habe, wie es damals im Antrag hieß, ergeben, dass eine Lärmschutzwand dort optisch kaum störe. Der Ausschuss bestimmte damals auch, dass weiter südlich bis hin zur Brückenstraße keine weiteren Lärmschutzwände errichtet werden sollen, „weil diese dort das Ortsbild prägnant beeinträchtigen würden und aus Gründen des Denkmalschutzes nicht genehmigungsfähig wären“.

Es gibt allerdings auch kritische Stimmen. Eine Dame, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, sagt, durch die Lärmschutzwand sei es nicht leiser geworden. Dafür sei aber der Ausblick nun schlechter, da sie nicht mehr auf die gegenüberliegende Seite der Trasse schauen könne. Und ein Mann, der in einem Haus auf der anderen Seite der Trasse lebt, sagt: „Wir bekommen von der Bahn bloß neue Fenster als Lärmschutz.“

Tatsächlich zahle die Bahn, so deren Sprecher Meyer-Lovis, 75 Prozent der Kosten für besonders schalldämmende Fenster, den Rest müsse der Eigentümer aufbringen, da dies eine Aufwertung der Immobilie darstelle. Dies Fenster seien „passiver Lärmschutz“. In „aktiven Lärmschutz“, zu dem die neue graue Wand in Ahrensburg zähle, würden deutschlandweit jährlich rund 100 Millionen Euro investiert.