Das neue Jahrbuch des Heimatbundes handelt von Uhus und Wüstungen und beschreibt den Kreis in Gedichtform

Jersbek. In manchen Momenten ist Bescheidenheit nicht angebracht, und die Präsentation des neuen Jahrbuches des Heimatbundes Stormarn in Jersbek ist so ein Moment. „Wir sollten nicht zu unbescheiden sein. Mit unserem Jahrbuch machen wir eine große Klammer um den Kreis. Das Jahrbuch lässt Dinge manifest werden und schafft Identität“, sagt Oliver Mesch vom Heimatbund.

Ein „büschn moderner“ sehe es aus, sagt Joachim Wergin mit etwas weniger Pathos. „Es erscheint nun bei einem anderen Verlag. Inhaltlich aber hat sich wenig geändert. Außer die Artikel, die sind natürlich neu.“ Wergin ist schon seit 32 Jahren dabei, so lange gibt es die Jahrbücher bereits. So lange schon gibt es für jedes Jahr Geschichten aus den Bereichen Geschichte, Sprache, Kultur und Umwelt. Die Autoren schreiben ehrenamtlich, in dem Jahrbuch für 2014 haben 23 Autoren 192 Seiten gefüllt. Eine Lieblingsgeschichte zu benennen, ist sicher nicht so leicht. Aber eine kleine Auswahl soll es hier trotzdem geben.

Der Uhu galt in Schleswig-Holstein als Schädling und wurde gejagt

„Es ist immer schwer, Leute zu finden, die Naturkundliches liefern. Aber auch in diesem Jahr ist wieder etwas dabei: Die Geschichte über den Uhu ist sehr in Ordnung“, sagt Joachim Wergin. Uhus wurden lange Zeit als Schädlinge ausgerottet. „Aus dem Landesarchiv Schleswig in Schloss Gottorf wissen wir, dass die letzten Uhufänge (Füße) im Jahre 1831 gegen Zahlung einer stattlichen Prämie abgeliefert wurden“, schreibt Karl-Heinz Reiser. Erst 1980 habe man sich für ein „Wiedereinbürgerungsprogramm“ entschieden. Inzwischen leben schätzungsweise 400 Brutpaare in Schleswig-Holstein. Wo sie brüten, zeigt eine Karte. „Für den Kreis Stormarn liegen nur sechs bis acht bekannte Brutplätze vor“, so Reiser.

Von 23 mittelalterlichen Dörfern im Kreis blieben nur Wüstungen

Häufiger zu finden in Stormarn sind sogenannte Wüstungen, einstmals bestehende und später verlassene Dörfer. „Der Text von Günther Bock ist die erste fundierte Arbeit zu diesem Thema“, sagt Burkhard von Hennigs vom Jahrbuch-Team. Erstaunlich sei, wie viele Wüstungen es in diesem kleinen Teilbereich Stormarns gegeben habe. „Es werden 23 Dorfnamen behandelt, eigenhändig erstellte Karten ergänzen den Text.“ In den kommenden Jahren soll der Aufsatz fortgesetzt werden. „So soll ein Überblick über das ganze Kreisgebiet entstehen.“

Autoren beschreiben die Heimat Stormarn in Gedichtform

Einen Überblick anderer Art gibt es von Jens Westermann. Der Kreis Stormarn sei es wert, auf jede Weise literarisch beschrieben zu werden, schreibt er – und hat eine japanische Gedichtform, das Haiku, gewählt. Haikus sind dreizeilig und haben fünf-sieben-fünf Silben. „Westermann beschreibt 17 Orte und Landschaften in Stormarn“, sagt Joachim Wergin. Am Beispiel Bargteheide klingt das so: Frühlingsjunge Stadt / so erwachsen geworden / am Autobahnkreuz.

Ebenfalls in Gedichtform behandelt Karl-Otto Detlow den Kreis. Der Titel: Dieses Land Stormarn meine Heimat. „Er sagt allerlei Kritisches“, sagt Wergin. Etwa dieses: „Geschichtslos dieses Land, das wir Stormarn nennen, aufgeschnitten von Autopisten, grüne Scheiben rapsgelb garniert, tödliche Züchtung für Rehe und Hasen. Es soll der beste Raps sein, den’s je gab. Auch ein Dichter lebte mal dort, wo jetzt die Stadt Einkaufscentren plaziert.“

Das restaurierte Gemälde „Venus gibt Juno ihren Zaubergürtel“

Die Leiterin des Museums im Schloss Ahrensburg, Tatjana Ceynowa, erzählt aus einen anderen Bereich der Kunst: Das Gemälde „Venus gibt Juno ihren Zaubergürtel“ wurde restauriert. Jahrelang sei es kaum beachtet worden, schreibt Ceynowa. „Dabei waren zwei im 18. Jahrhundert sehr berühmte Maler seine Schöpfer: Anton Raffael Mengs begann es, und Angelika Kauffmann vollendete es.“ Das Gemälde war stark beschädigt. Es habe sogar Restauratorenstudenten als Musterbeispiel gedient. Unter anderem mussten Risse gekittet werden – angeblich sei im 18. Jahrhundert jemand mit einer Leiter in das Bild gefallen. Nun hängt es im Porzellanzimmer des Schlosses. Und das Thema aus der griechischen Mythologie ist wieder besser zu erkennen. Wie es zur Vermischung griechischer und römischer Götternamen im Bildtitel kam, sei übrigens unbekannt.

Politikerin und Hausfrau – das passte in Bad Oldesloe nicht zusammen

Anlässlich des Todes des ehemaligen Landrats Hans-Henning Becker-Birck zeichnet die Historikerin Barbara Günther dessen Rolle als „Stormarns Wegbegleiter in die Moderne“ nach. Ein anderer Artikel handelt von Anna Vagt, der ersten weiblichen Stadtverordneten in Bad Oldesloe, die nicht lange Stadtverordnete blieb – weil, wie sie schrieb, ihre Tätigkeit sich nicht mit ihren häuslichen Pflichten vereinbaren lasse.

So groß ist also die Klammer um den Kreis, sie umfasst Anna Vagt ebenso wie den Jersbeker Barockgarten, Kleinschulen in Holstein ebenso wie ausgewählte Werke aus der Kunstsammlung der Sparkassen-Kulturstiftung. Wer mehr lesen möchte, bekommt das Jahrbuch in Stormarner Buchhandlungen zu je 15 Euro.