Das Grab des Künstlers hat jetzt einen Gedenkstein. Vier Bürger hatten sich dafür eingesetzt, dass die Ruhestätte nicht mehr anonym ist

Bad Oldesloe. 58 Jahre nach dem Tod des Malers Carl Christian Thegen ist seinem Grab auf dem Oldesloer Friedhof an der Hamburger Straße endlich die Anonymität genommen. Vier Bürger der Kreisstadt haben sich dafür eingesetzt und eine Gedenktafel aufstellen lassen.

Einer von ihnen ist Franz Kuck, 74, der im Oldesloer Ortsteil Steinfelder Redder wohnt. „In diesem Wohngebiet ist eine Straße nach Thegen benannt, und ich habe mich eines Tages gefragt, wer das war“, sagt Kuck. So begann er, das Leben des Künstlers zu recherchieren. Geboren wurde Thegen 1883. Nach dem Tod seiner Eltern war er ein obdachloser Gelegenheitsarbeiter, der unter anderem als Clown im Zirkus oder auf dem Jahrmarkt arbeitete.

Seine Leidenschaft galt aber den Tieren. „Er brachte Ochsen und Pferde nach Hamburg und arbeitete als Tierpfleger bei Hagenbeck“, sagt Kuck. Erst mit 50 Jahren begann Carl Christian Thegen mit der Malerei. Damals arbeitete er im Garten des Hamburger Künstlers Emil Maetzel und sah dem Architekten und Maler zu. „Er dachte sich, das könne er auch“, so Kuck. Aus dem Gedächtnis zeichnete Thegen Bilder von Tieren, Zirkusszenen und viele andere kindliche Motive, jedoch in einer Perfektion, die selbst Maetzel beeindruckt habe.

Nur fünf Jahre später starb Thegen bei einem Unfall in Bad Oldesloe. Er fiel in einer Scheune vom Dachboden. Heute hängen seine Werke in Museen oder sind in Privatbesitz. „Einige Oldesloer haben seine Bilder daheim“, sagt Kuck. Doch zu seinem Todeszeitpunkt im Jahr 1955 war der heute weltberühmte Maler arm, sodass er in einem Armengrab anonym bestattet wurde.

Dies habe Pastor Stoltenberg eigentlich verhindern wollen und bat die Stadt um Hilfe. „Sie lehnte jedoch ab“, sagt Kuck. Und das hat sich offenbar bis heute nicht geändert. Kuck: „Ich habe den Bürgermeister gefragt, ob Bad Oldesloe nicht für den Gedenkstein aufkommen könne.“ Doch die Stadt habe kein Geld. „Er sagte, es könne aber ein Antrag gestellt werden, der in der nächsten Haushaltsberatung berücksichtigt werde“, erinnert sich Kuck.

Weil die Stadt dann frühestens 2015 für die Tafel aufkäme, kauften jetzt engagierte Bürger den Grabstein. Dass sie überhaupt wissen, wo sich das Grab des Malers befindet, haben sie dem ehemaligen Friedhofsgärtner Hugo Erdmann zu verdanken.

Der 93-Jährige kannte den Künstler und war bei der Bestattung anwesend. Auf das Grab pflanzte er damals eine Birke. Inzwischen ist diese 30 Meter hoch. Auch Erdmann war bei der Gedenkfeier auf dem Friedhof dabei. Er hielt auf Plattdeutsch eine bewegende Rede.