Eine Glosse von Manfred Scholz

Es passiert von einer Sekunde zur anderen. Dann fangen meine Augen plötzlich wild an zu flackern, und ich werde unvermittelt hektisch. Im Familienkreis ist dieser Auftritt bekannt, und so fällt dann unweigerlich der ironische Satz: „Unsere tägliche Panik gib uns heute.“

Der Anlass für mein merkwürdiges Verhalten? Ich vermisse mein Portemonnaie – wieder einmal. Ich fange das große Suchen an und stürze an die Plätze, an denen ich das gute Stück normalerweise gedankenlos ablege. Auf dem Schreibtisch, auf dem Beifahrersitz des Wagens oder im Wirtschaftsraum oben im Regal. Nirgendwo liegt es. Mein Blutdruck rast in die Höhe. Ich bekomme Schnappatmung. Siedend heiß wird mir einmal mehr bewusst, welche wichtigen Dokumente und Papiere in der Geldbörse stecken.

Ohne deren Besitz stehe ich absolut nackt im Leben. Und ich denke mit Schrecken an die Laufereien, die jetzt auf mich warten. Außerdem steckten noch mehrere Geldscheine im vermissten Stück!

Je hektischer ich werde, desto ruhiger wird die Herzallerliebste. Sie kennt meine regelmäßigen Ausraster. Ohne Eile geht sie zum Kleiderschrank, untersucht den dort hängenden Anorak – und findet das Portemonnaie in der Seitentasche.

Draußen sinken die Temperaturen, und wärmende Kleidung ist jetzt angebracht. Eigentlich klar, dass es dort verstaut war. Und, Hand aufs Herz: Gehen Sie abends ohne Portemonnaie aus dem Haus? Na also.