Mit Promille-Brillen zeigen die Beamten, wie gefährlich der Konsum werden kann

Ahrensburg. Vorsichtig setzt Umesh Dhemija einen Fuß vor den anderen. Es fällt ihm schwer, das Gleichgewicht zu halten, er wirkt völlig betrunken – und dass soll auch so sein. Denn der 18 Jahre alte Schüler trägt eine sogenannte Promille-Brille. Die Polizei in Stormarn möchte so jungen Autofahrern deutlich machen, wie sich Alkohol auf den Körper auswirkt. Dafür besuchen Beamte eine Woche die Berufliche Schule in Ahrensburg. 24 Abschlussklassen, etwa 400 Schüler, werden von den Polizisten unterrichtet.

„Das ist schon heftig, wie schwer es fällt, mit der Brille zu gehen“, sagt Dhemija während er versucht, einen kleinen Hindernisparcours zu durchlaufen. Neben dieser Übung steht bei den Schülern auch eine Unterrichtsstunde mit den Verkehrslehrern auf dem Stundenplan. „Für wen gilt die 0,0-Promille-Grenze?“ möchte der Polizist und Leiter der Kreisverkehrswacht Tino Sdunek von den Schüler wissen.

Die Polizisten sprechen über Unfälle, die sie erlebt haben

Alle sind sich einig: Für Fahranfänger und zwar die ersten beiden Jahre. „Das ist nicht ganz richtig“, so Sdunek. Denn auch alle Autofahrer unter 21 Jahren müssen nüchtern bleiben. Statt trockener Theorie setzen die Beamten aber mehr auf Geschichten aus ihrem Alltag, konfrontieren die Schüler mit Unfällen. „Beispielsweise reden wir mit ihnen über schwere Unfälle, die passiert sind, weil ein Autofahrer betrunken war oder Drogen genommen hat“, sagt Polizeioberkommissar Patrick Moser und fügt hinzu: „Wir wollen dabei aber nicht den Alkohol verteufeln.“ Ziel sei es, den Schülern zu zeigen, was passieren kann.

Deswegen sprechen die Polizisten mit den Schülern auch über die Folgen. „Einige bekommen wir über die finanzielle Schiene, andere eher über die emotionale“, so Moser. Anschaulich listen die Beamten auf, welche Kosten auf Autofahrer zukommen, wenn sie betrunken einen Unfall verursachen. Neben dem Bußgeld kommen Gerichtskosten und Schadensersatzansprüche auf die Fahrer zu. Denn die Versicherung zahlt dann nicht. „Da kommen schnell 30.000 Euro zusammen“, sagt Sdunek.

Gravierender könnten die sozialen Folgen sein. „Wenn man beispielsweise den Job verliert, weil man keinen Führerschein mehr hat, oder körperlich behindert ist“, sagt Polizeihauptkommissar Jürgen Rodehorst. Sein Kollege Patrick Moser fügt hinzu: „Wir zeigen immer den Film ‚Du fehlst‘. Ein junger Autofahrer verunglückt tödlich, Freunde reden über das Unglück. Schüler, die unserem Vortrag eher gelangweilt folgen, sind danach ziemlich betroffen.“

Neben dem Vortrag gibt es in der Schule auch eine Ausstellung zum Thema. Junge Künstler haben Bilder und Fotos dazu gestaltet. Annalena Bobzin: „Das ist schon beeindruckend, weil man nicht weggucken kann.“