Spezialisten suchen im Gewässer rund ums Ahrensburger Schloss nach Sprengsätzen aus dem Zweiten Weltkrieg. Danach rollen die Bagger an

Ahrensburg. Mit einem grünen Schlauchboot schippern die Männer über den Schlossgraben. Jeden Quadratzentimeter des trüben Gewässers fahren sie Dienstagvormittag ab. Sie haben ein kompliziertes GPS-Sondierungssystem an Bord installiert, das für Beobachter nicht zu sehen ist. Die beiden Männer sind die Sprengmeister Heinz Bonenkamp und Alexander Majunke. Zusammen mit Nachwuchsfeuerwerker Pascal Pusch schaffen sie die Voraussetzungen für ein größeres Projekt, das demnächst in Ahrensburg ansteht: die Entschlammung des Schlossgrabens.

„Bevor die eigentlichen Arbeiten beginnen können, muss der Schlossgraben auf Weltkriegsblindgänger untersucht werden“, sagt Andreas Zimmermann, Sprecher der Stadt Ahrensburg. Eine Routinemaßnahme bei Arbeiten im Erdreich, auch unter Wasser (wir berichteten). Erst wenn Bonenkamp und Majunke den gesamten Grund des Grabes untersucht haben und etwaige Blindgänger vom Kampfmittelräumdienst beseitigt worden sind, kann eine Spezialfirma mit der Entschlammung beginnen.

Etliche verdächtige Objekte liegen am Grund des Schlossgrabens

Mehrere Karten haben die Sprengmeister mithilfe des GPS-Sondierungssystems erstellt. Sie zeigen die Umrisse des Schlossgrabens, die Fläche ist mit unterschiedlichen Farben – Grün, Blau, Weiß, Gelb und Rot – markiert. Sprengmeister Alexander Majunke: „Die roten Flecken müssen wir genauer untersuchen.“ Es könnten Granaten oder Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg sein – oder auch harmlose Dinge wie Fahrradständer oder Kochtöpfe. Das GPS-Sondierungssystem reagiert laut den Blindgänger-Experten auf eisenhaltige Gegenstände. Und davon liegen offenbar einige auf dem Grund des etwa einen Meter tiefen Schlossgrabens. „Das ist schon eine Menge“, sagt Bonenkamp und zeigt auf die roten Flecken auf der Karte. Am Computer müssen die Männer nun anhand der Größe und Form auswerten, welche der vielen Gegenstände genauer von Tauchern untersucht werden müssen. Die Koordinaten hat das GPS-System gespeichert.

Auch anhand anderer Werte schätzen die Sprengmeister die Situation im Erdreich unter dem Schlossgraben ein. Bonenkamp: „Es gibt beispielsweise Karten der Alliierten aus dem Zweiten Weltkrieg von den Abwurfstellen der Bomben.“ Im Fall des Ahrensburger Schlossgrabens greifen die Männer auf allgemeine Lageeinschätzungen zurück. Bonenkamp: „Ahrensburg liegt an einer Bahnlinie, solche Städte waren generell auch Ziele der Alliierten.“ Zudem sei auch denkbar, dass deutsche Granaten im Graben liegen. „Die wurden in den letzten Kriegsmonaten an solchen Orten vor den vorrückenden Alliierten versteckt“, sagt der Sprengmeister.

Bei der Stadt hoffen die Verantwortlichen unterdessen auf gute Nachrichten von den Sprengmeistern. Sprecher Andreas Zimmermann: „Wir wollen Anfang Dezember mit der Entschlammung beginnen.“ Ziel sei es, im Februar die Arbeiten abzuschließen. Bei der letzten Entschlammung in den 60er-Jahren hatten bereits Taucher den Grund nach Blindgängern untersucht. Zimmermann: „Damals war die Technik aber noch nicht ausgereift.“

Im September wurde dann beschlossen, dass der Schlossgraben wieder entschlammt werden soll. Einstimmig stellte sich die Politik hinter die kostenspielige Maßnahme. 620.000 Euro wurde im Haushalt der Stadt eingeplant. Ist der Schlammanteil, der teilweise größer als der Wasseranteil ist, beseitigt, soll der Gewässerpflegeverband Ammersbek-Hunnau den Graben instand halten. Er ist mit dem Schlossteich verbunden. In das Gewässser strömt im Süden die Hunnau. Als Aue fließt der Fluss im Norden wieder heraus. Durch die Verschlammung des Grabens sei, so sagt Zimmermann, der ökologische Zustand des Gewässerkreislaufes beeinträchtigt. Zudem bedrohe der Schlamm auch die Substanz des Ahrensburger Schlosses. Andreas Zimmermann: „Das Fundament des Schlosses steht auf Holzstämmen. Wird es aufgrund der Verschlammung trockengelegt, kann das Holz faulen.“