Vertrag mit e-Werk Sachsenwald unterzeichnet. Versorger übernimmt Leitungen

Barsbüttel. Die Prozedur dauerte nur unwesentlich länger als einen Wimpernschlag. Schließlich bedurfte es nur zweier Unterschriften, um das Vertragswerk zu vervollständigen. Für die 2600 Haushalte der Gemeinde Barsbüttel, die ihr Heim mithilfe von Gas heizen und zusammen pro Jahr 130 Millionen Kilowattstunden verbrauchen, haben die Signaturen von Bürgermeister Thomas Schreitmüller und Thomas Kanitz, Geschäftsführer beim e-Werk Sachsenwald, jedoch langfristige Folgen. Und die sind positiver Natur: 70 Euro pro Jahr spart durchschnittlich ein Drei-Familien-Haushalt ab Januar 2015 im Vergleich zum derzeitigem Betreiber, der Schleswig-Holstein Netz AG.

Dann nämlich tritt der Kontrakt in Kraft, der am Dienstag im Barsbütteler Rathaus besiegelt wurde. Für die Dauer von 20 Jahren ist das kommunale Unternehmen mit Sitz in Reinbek Betreiber des Gasnetzes in Barsbüttel.

Bei der Konzessionsvergabe gab es mit der Schleswig-Holstein Netz AG nur einen Mitbewerber. Schreitmüller: „Wir haben uns für das e-Werk entschieden, weil es effektiv arbeitet, wir einen Ansprechpartner direkt vor Ort haben, der die Kosten gering hält. Das ist gut für den Bürger.“ Konkret heißt das: Die Netzentgelte, die etwa ein Fünftel des Gaspreises ausmachen, sind beim e-Werk geringer. So kommt der Einspareffekt in Höhe von 70 Euro pro Kunde zustande. Auch die Gemeindekasse profitiert von dem Deal: Das Unternehmen zahlt die höchstmögliche Konzessionsabgabe, also eine Miete, in Höhe von 80.000 Euro pro Jahr.

Dass Barsbüttel mit einem Prozent – Reinbek mit 38,5 Prozent, Wentorf mit 17,4, Glinde mit 4,7 und Oststeinbek mit 2,7 – an dem e-Werk beteiligt ist, spielte bei der Auftragsvergabe keine Rolle. Das verbietet schon das Energiewirtschaftsgesetz, das die Kriterien genau festgelegt hat. „Wir haben uns im Prozess der Entscheidungsfindung nicht ohne Grund auch von einem Anwalt begleiten lassen“, sagt Bürgermeister Schreitmüller.

In der Barsbütteler Firmenlandschaft ist das e-Werk kein Neuling. Es betreibt seit März 2012 bereits das Stromnetz der Gemeinde. Laut Kai Kröger, technischer Leiter beim Kommunalversorger, der 80.000 Menschen von der östlichen Stadtgrenze Hamburgs bis zum Sachsenwald erreicht, sei das zum finanziellen Vorteil für alle Seiten: „Strom- und Gasleitungen werden nebeneinander verlegt. Wir können beides gleichzeitig erneuern, müssen nur einmal aufgraben. Das gilt aber auch für die Hausanschlüsse der Kunden, also wird es für den Verbraucher günstiger.“

Arbeit wird es für das e-Werk künftig nicht nur am 118 Kilometer langen Gasleitungsnetz in Barsbüttel, wo einige Rohre noch aus dem Jahr 1911 stammen, zur Genüge geben. Geschäftsführer Kanitz: „In der Region Barsbüttel, Oststeinbek und Glinde werden wir jedes Jahr vier bis fünf Millionen Euro in Strom- und Gasleitungen investieren.“ Für den Kommunalversorger ist das offenbar eine lohnende Sache. „Denn momentan haben wir so viele Umstellungen von Öl auf Gas wie nie zuvor“, sagt Kröger.

Bevor die Barsbütteler Gaskunden von dem 60 Mitarbeiter starken Unternehmen versorgt werden, bedarf es noch einer Menge Verhandlungsgeschick der Geschäftsführung. Dabei geht es um viel Geld – und um reichlich Geduld, um den bestmöglichsten Preis zu erzielen. Der Grund: Die Gasleitungen, die sich unter den Straßen und Gehwegen der Gemeinde befinden, sind Eigentum der Schleswig-Holstein Netz AG und müssen noch vom e-Werk erworben werden. Schreitmüller beziffert den Wert auf etwa 2,5 Millionen Euro. „Wir werden bestimmt einige Monate benötigen, bevor es zu einer Einigung kommt“, sagt Kanitz. Spätestens im November kommenden Jahres müsse das der Fall sein. „Dann werden wir die Netzentgelte festlegen.“