Bei PartizipAction in Lütjensee verbessert der Nachwuchs sein Rüstzeug, um mehr Einfluss in Kommunen zu gewinnen

Lütjensee . „Wir lernen hier, Politiker gezielt zu fragen, damit wir brauchbare Antworten bekommen und aus Gesprächen mit einem Ergebnis hinausgehen.“ Das sagt nicht etwa ein politisch ambitionierter Student, sondern Merle Holst, eine 14 Jahre alte Schülerin aus Schwarzenbek. Und es klingt nicht nur so, als wolle sie Politikgeschehen mitbestimmen, es ist auch so. Denn Merle Holst gehört zu den Jugendlichen in Schleswig-Holstein, die bereits in Beiräten ihr Wort in die Kommunalpolitik einbringen. 50 von ihnen haben sich am vergangenen Wochenende in Lütjensee zur sechsten Auflage von PartizipAction getroffen. Hinter dem Titel verbirgt sich das „Landesforum der Kinder- und Jugendbeiräte sowie Jugendparlamente“ – ein Erfahrungsaustausch mit Workshops, in denen die Teilnehmer ihr Rüstzeug für die Politik verbessern können.

„Wir wollen mit dem Forum natürlich auch für politischen Nachwuchs sorgen“, sagt Klaus Meeder, Ansprechpartner der Gemeinschaftsaktion „Schleswig-Holstein – Land für Kinder“. Die Aktion, die finanziell vom Deutschen Kinderhilfswerk und dem nördlichsten Bundesland getragen wird, hatte zusammen mit dem Kreisjugendring Stormarn und der Stadt Ahrensburg ins Jugendgästehaus am Lütjensee geladen. Erstmals kamen auch aktive Politiker zu dem Treffen, das bereits zum sechsten Mal stattfand. Aus Stormarn waren unter anderem mit dabei der Ahrensburger Bürgervorsteher Roland Wilde (CDU), die Trittauer Bürgervorsteherin Marion Schiefer (CDU) sowie die Grünen-Politiker Monja Löwer, Claas-Christian Dähnhardt und Christian Schubbert-von Hobe, die in Ahrensburg wirken.

Meeder berichtete, die Politiker wollten die Perspektiven der Jugendlichen kennenlernen, erwarteten auch, dass sie frischen Wind in die Gemeinden brächten, somit auch zur Integration verschiedener Gruppen in den Orten betrügen. „Auch Kritik an bestehenden Strukturen ist durchaus erwünscht“, sagt Meeder weiter.

Beteiligung von Jugendlichen und Kindern sei freiwillige Machtabgabe

„Die Politiker wollen, dass wir uns einbringen. Das hat mich überrascht“, meint Merle Holst. „Aber die müssen dann auch kommen und mit den Kinder- und Jugendbeiräten sprechen.“ Auch Labiba Ahmed, eine 20-Jährige aus Mölln, beklagt, viele Kommunalpolitiker seien nicht dazu bereit, die Jugendlichen „auch abzuholen“. In ihrer Heimatstadt beispielsweise hätten sie sich sogar angekündigt für ein Treffen, seien dann aber nicht gekommen. „Die Jugendlichen wollen nicht nur in den Ausschüssen wahrgenommen werden“ , ergänzt Meeder, „sie wollen auch ernst genommen werden“.

„Die Beteiligung der Kinder und Jugendlichen im kommunalen Alltag verlangt von den Entscheidungsträgern in Politik und Verwaltung eine freiwillige Machtabgabe bei gleichzeitiger Verantwortung für die daraus entstehenden Prozesse“, konstatierte bereits im Vorfeld Schleswig-Holsteins Sozialministerin Kristin Alheit (SPD). Dies erfordere ein hohes Maß an Vertrauen in die Kompetenz der Kinder und Jugendlichen und in die eigenen Fähigkeiten. Hilfreich seien dafür auch spezielle Qualifikationen für die parlamentarischen Formen der Kinder- und Jugendpartizipation. Alheit: „Hier setzt das Landesforum an.“

„Viele wissen gar nicht, wie eine Stadt oder eine Gemeinde funktionieren“, sagt Stefan Kühl. Der 22-Jährige ist Vorsitzender des Stadtjugendrings in Ahrensburg und seit 2007 im Kinder- und Jugendbeirat der Schlossstadt. Von Anfang an hat er an dem Landesforum teilgenommen. „Das erste Treffen habe ich mit strahlenden Augen verlassen“, sagt Kühl. Die Teilnehmer würden durch das Forum sehr motiviert. Diesmal leitet Kühl eine der Arbeitsgruppen. Zusammen mit der Ahrensburgerin Fenja Laur will er den Kollegen aus den Beiräten die Grundlagen der Kommunalpolitik vermitteln. Dazu gehört etwa, die Befugnisse des Bürgermeisters deutlich zu machen. Kühl: „Einige glauben noch, der Verwaltungschef sei so etwas wie ein Stadt-König.“

Jedes Jahr kommen mehr Teilnehmer zu dem Forum

„Es ist schön, zu sehen, wie einige Teilnehmer immer stärker gewisse Rollen wahrnehmen“, berichtet Daniela Gonser, pädagogische Geschäftsführerin beim Stadtjugendring in Ahrensburg. Auf dem Forum genössen es die Teilnehmer, „sich nicht schon für eine Partei entscheiden zu müssen, sondern sich mit Sachfragen zu beschäftigen“. Nach Auskunft von Charlotte Klein vom Kreisjugendring war rund ein Drittel der Jugendlichen zuvor schon auf einem Landesforum. Die Anmeldungen seien gestiegen, in den Vorjahren seien es 30 bis 40 Teilnehmer gewesen.

Neben dem – allerdings nur etwa einstündigen – Treffen mit den Politikern und der Grundlagenvermittlung durch Kühl befassten sich die Jugendlichen mit Pressearbeit, der Finanzierung von Projekten und der Rhetorik bei Diskussionen. „Politiker schweifen gern vom Thema ab oder äußern sich nur grundsätzlich“, hat Moritz Funk, 18, dabei festgestellt. Schön, wenn Jugendliche lernen, besser nachzuhaken und – hoffentlich – nicht abzuschweifen.