Nahverkehrs-Experte Willy Laaser plädiert dafür, auf wichtige Verbesserungen nicht aus Kostengründen zu verzichten

Ahrensburg. Der Nahverkehrs-Experte Willy Laaser aus Großhansdorf sieht bei der Planung der S-Bahn-Linie4 erhebliche Mängel. Laaser, vor Jahrzehnten Mitbegründer der S-4-Initiative in Stormarn und aktuell Sprecher des Bündnisses Nahverkehr Metropolregion Hamburg, warnt davor, aus finanziellen Gründen lediglich eine „Schmalspur-Variante“ auf der Strecke zwischen dem Hamburger Hauptbahnhof, Ahrensburg, Bargteheide und Bad Oldesloe zu realisieren. Der 76-Jährige sagt: „Was man jetzt vielleicht spart, wird später um ein Vielfaches teurer.“

Nach neuesten Planungen soll die S4, die voraussichtlich ab 2024 fährt, 630 Millionen Euro kosten. Davon wollen die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein jeweils 20 Prozent übernehmen. Die restlichen 60 Prozent sollen vom Bund kommen.

Einer der wichtigsten Kritikpunkte von Laaser ist die Zahl der neuen Gleise. Zwischen Hamburg-Hasselbrook und Ahrensburg sollen es zwei sein, bis Bargteheide ist es eins, und nach Bad Oldesloe sollen die S-Bahnen auf den bestehenden Gleisen fahren. „Damit sind Probleme wie Verspätungen und Ausfälle programmiert“, sagt Laaser. „Die S-Bahn braucht überall eigene Gleise.“

HVV sollte Großbereich bis Bargteheide ausdehnen, um günstiger zu werden

Spätestens mit dem Fehmarnbelt-Tunnel, der voraussichtlich 2022 fertig ist, werde der Güterverkehr auf der Strecke deutlich zunehmen. Laaser: „Wenn da mal ein Zug liegen bleibt, bricht bei der jetzt vorgesehenen Doppelnutzung der Gleise auch der S-Bahn-Verkehr zusammen.“

Der Großhansdorfer plädiert dafür, für die S 4 eine reine Gleichstromstrecke zu bauen. „Die Kombination mit anderen Systemen, die ja jetzt zwischen Bargteheide und Oldesloe nötig wäre, birgt immer Risiken.“ Unter den Voraussetzungen sei es besser, die S-Bahn zunächst nur bis Bargteheide zu bauen und später zu verlängern. Damit werde auch Geld frei, das an anderer Stelle besser eingesetzt werden könne.

Eins dieser fehlenden Projekte ist für Laaser eine große Park-and-ride-Anlage. „Wir brauchen in Stormarn ein Parkhaus mit bis zu 4000 Plätzen.“ Dafür kämen entweder der neue Bahnhof in Delingsdorf – wenn er denn gebaut wird – oder Ahrensburg-Gartenholz infrage. „Mit der S 4 werden die Fahrgastzahlen auf der Strecke explodieren“, ist sich Willy Laaser sicher, „deshalb muss man auch die Voraussetzungen schaffen, bequem zur Bahn zu kommen.“ Die Straßen in Hamburg seien im Berufsverkehr schon jetzt täglich dicht.

Wichtig sei zudem, dass der Großbereich des Hamburger Verkehrs-Verbunds (HVV) bis Bargteheide ausgedehnt werde. Noch endet er in Ahrensburg. Deshalb kostet eine einfache Fahrt von der Schlossstadt zum Hauptbahnhof 2,95 Euro, vom nur wenige Kilometer weiter gelegenen Bargteheide aber 4,80 Euro. Ein Grund, warum viele Pendler aus Stormarn mit dem Auto den weiteren Weg nach Ahrensburg wählen und dort die Bahn nehmen.

Zu klein geplant sind für Laaser auch die neuen Brücken am Braunen Hirsch in Ahrensburg und an der Wiesenstraße in Delingsdorf. „Die Pfeiler stehen viel zu dicht an den Gleisen. Bei einem Unglück ist da nicht genug Platz.“ Für vier Gleise und zwei Böschungen an den Seiten sei eine Spannweite von 32 Metern nötig. Und vier Gleise seien bis zur Haltestelle Gartenholz ein Muss, wenn dort wie vorgesehen ein neuer S-Bahn-Betriebshof gebaut wird. Auch alle anderen Brücken an der Strecke sollten ausreichend Platz für vier Gleise lassen.

Beim U-Bahnhof Ahrensburg West, an dem ein Umsteigepunkt zur S-Bahn möglich wäre, ist auch Willy Laaser gespalten. „Dort müsste der gesamte Bahnsteig verschoben werden, um einen direkten Übergang zu schaffen. Das wäre sehr teuer, und es stellt sich die Frage, ob dort tatsächlich viele Menschen umsteigen werden.“

Eine andere Frage beantwortet Willy Laaser dagegen zweifelsfrei: „Im Berufsverkehr brauchen wir den Zehn-Minuten-Takt nicht nur bis Ahrensburg, sondern bis Bargteheide.“ Denn nur ein attraktives und günstiges Angebot werde möglichst viele Autofahrer dazu bringen, auf die Bahn umzusteigen. Und nur so könne der Verkehrskollaps auf der Straße vermieden werden.

Seine Ideen trägt der Großhansdorfer auch auf Länderebene vor

Vor diesem Hintergrund verpuffe auch die Kritik einiger Stormarner, die die jetzt auf der Strecke fahrende Regionalbahn behalten möchten. „Die Vorteile der S-Bahn überwiegen“, sagt Laaser. „Zum Beispiel ist durch das Plus an Türen ein viel schnellerer Fahrgastwechsel möglich.“ Hinzu komme, dass die Züge viel häufiger fahren.

Seine Verbesserungsvorschläge hat der Großhansdorfer auch schon bei Politikern und Bahn-Verantwortlichen auf Länderebene vorgebracht. „Es ist nicht einfach, überall durchzudringen“, sagt Laaser. „Aber ich lass nicht locker.“

Das Bündnis Nahverkehr Metropolregion Hamburg trifft sich an jedem zweiten Donnerstag im Monat um 19 Uhr im Restaurant Halle 13 (Hellbrookstraße 2) auf dem Betriebsgelände der Hochbahn. Jeder, der sich fürs Thema interessiert, kann vorbeikommen. Moderator Willy Laaser gibt unter Telefon 04102/613 87 weitere Auskünfte.