Seit die Möllner Landstraße in Reinbek saniert wird, kämpft Ralf Wächter mit massiven Umsatzeinbußen. Noch bis Frühjahr werden die Bauarbeiten fortgeführt.

Reinbek. Viele Wege führen zum Ziel, so sagen die Optimisten. Zur Tankstelle von Ralf Wächter führt seit Mittwoch allerdings kein einziger mehr. Der Optimismus ist dem Pächter der Reinbeker Shell-Tankstelle schon seit Längerem vergangen. Seit Mitte Juni ist die Möllner Landstraße vor Ralf Wächters Tankstelle wegen einer Baustelle zur Einbandstraße geworden; bis Sonnabend wird ein Teil des 800 Meter langen Straßenabschnitts zwischen Haidkrugchaussee und Heideweg sogar komplett gesperrt. „In der Zeit werde ich die Tankstelle schließen.“

Macht vier Tage, in denen kein einziger Cent in die Tasche des Unternehmers fließt. Den Brötchenlieferanten und den Blumenkurier hat er abbestellt, die drei Angestellten und die Aushilfen in die Zwangspause geschickt.

Um die Baustellenzeit zu überstehen, hat Ralf Wächter 50.000 Euro gespart

Doch auch vor der Vollsperrung hat die Baustelle Wächters Geschäft mit Snacks, Sprit und dergleichen in ungeahnte Tiefen gestürzt: „Seit Beginn der Arbeiten ist der Umsatz in meinem Shop um 50 Prozent gesunken, der Absatz von Treibstoff um ein Viertel.“ Lediglich 4000 Liter Treibstoff habe er am vergangenen Sonntag verkauft, früher hat Wächter schon mal Spitzenverkaufswerte von 14.000 Liter Benzin und Diesel erreicht. Auch die Waschstraße sowie die Werkstatt – wie die beiden Zapfsäulen und der Shop versteckt hinter Bauzäunen – werden seit der Arbeiten entlang der Möllner Landstraße seltener von Autofahrern angesteuert.

Noch bis zum Frühjahr werden die Bauarbeiter – derzeit sind sie Wächters beste Brötchenkunden – auf dem Streckenabschnitt zu tun haben. Grund: Der Zweckverband Südstormarn baut einen neuen Abwasserkanal entlang der Landesstraße 94. Dieser soll verhindern, dass weiterhin Regenwasser versickert. Im Zuge dieser Baumaßnahmen erneuert die Stadt Reinbek die Fahrbahn (wir berichteten).

Die Asphaltierungsarbeiten des Teilstückes vor Wächters Tankstelle sind Schuld an der Vollsperrung. Auf die hatte sich der Tankstellenpächter vorbereitet. „Ich weiß seit zwei Jahren von den Bauarbeiten.“ Seitdem war Wächter auch klar, dass sie sich auf sein Geschäft auswirken werden. 50.000 Euro hat er auf die hohe Kante gelegt, um die „Durststrecke zu überstehen“, wie er selbst sagt.

Einen Anspruch auf Schadensersatz von der Stadt oder dem Zweckverband hat er für den massiven Umsatzausfall nicht. Zumindest nicht, solange die Bauherren keine groben Fehler zu verschulden haben. Wächter: „Solche Sachen gehören zum unternehmerischen Risiko. Aber wenn nichts Außergewöhnliches passiert, dann überstehen wir das.“ Seit 1972 ist die Tankstelle in Familienhand. Als sich seine Eltern 2001 zur Ruhe setzten, übernahm, Ralf Wächter die Tankstelle und führt sie seitdem.

Und das sei nie schwerer gewesen als in den vergangenen Wochen. Wächter: „Ich will nicht jammern, aber das ist schon eine schwierige Zeit.“ Um die Kunden weiterhin an die Zapfsäulen zu locken, gibt’s bei Wächter seit Baubeginn einen Cent Rabatt auf jeden Liter Treibstoff, zudem hat er in der Werkstatt unterschiedliche Aktionen angeboten und selbst gebastelte Hinweisschilder platziert.

Die Kunden haben Mitleid, sagt der Tankstellenpächter

„Trotzdem ist es seit der Baustelle etwas langweilig geworden.“ Die Kunden, die den Weg zu Wächters Tankstelle trotz aller Widrigkeiten noch immer finden, seien aber sehr verständnisvoll. Wächter: „Die haben meist Mitleid mit uns und der Situation, in der wir uns befinden.“

Für die Zeit der Vollsperrung lässt Wächter die Tankstelle erst mal weit hinter sich und verbringt mit seiner Frau ein paar ruhige und baustellenfreie Tage auf der Hochseeinsel Helgoland, bis am Sonntag ab 6Uhr der Kampf gegen den Kundenschwund an Zapfsäule und Warenregal weitergeht.