Beschädigter Wagen gehörte Freund der Ex-Freundin. Prozess in Reinbek wird fortgesetzt

Reinbek. Es könnte die Wende im Prozess gegen den 23 Jahre alten Ralf K. (Name geändert) aus Barsbüttel gewesen sein. In gelassenen Worten schildert kurz nach der Mittagspause ein Beamter des Landeskriminalamts (LKA) in Kiel der Richterin Ute Schulze Hillert im Amtsgericht Reinbek, dass der Angeklagte nach Auswertung der Ortungsdaten seines Handys zur Tatzeit in seinem Heimatort gewesen ist.

Dabei hatte K., der in einem betont ordentlichen Anzug erschienen war, ihr am Morgen zu Prozessbeginn noch in klaren Worten deutlich machen wollen, dass er gar nicht in Barsbüttel gewesen sein konnte, als dort am 15. April 2012 gegen 2 Uhr morgens ein Sprengkörper in einem schwarzen BMW detonierte. Zum Beweis hatte er ein mit Uhrzeit versehenes Foto von sich und einem Freund vorgelegt, das rund 20 Minuten vor der Tat vor einer Videothek im Hamburger Stadtteil Wandsbek gemacht worden sein soll.

Der Kriminalbeamte berichtet außerdem von seiner Auswertung aufgezeichneter Telefonate, die Freunde von K. mit diesem und untereinander knapp zwei Monate nach der Tat geführt hatten. Sie wollten dabei ihre Aussagen abstimmen, doch einer schien aus der Reihe ausbrechen zu wollen, meinte, „die Sache mit dem Auto“ sei K.s Angelegenheit, mit der er nichts mehr zu tun haben wolle.

Bis dahin schien die Klärung des Vorfalls eher noch von einem Gestrüpp aus Liebe, Hass und Eifersucht verhindert zu werden. K. wurde zwar noch in der Tatnacht vom geschädigten Wagenbesitzer verdächtigt, der damals mit der Ex-Freundin des Angeklagten, Verona F. (Name der Zeugen ebenfalls geändert), liiert war. Etwa ein Jahr vor der Tat habe K. deren Auto zerkratzt, unter anderem „Bitch“ (englisch für „Hure“) darauf geschrieben. Es kam zur Anklage, das Verfahren wurde eingestellt.

K., der Maschinenbau studiert, hält dagegen. Er habe ja gar nichts mehr von Verona F. wissen wollen. Sein Verteidiger verliest E-Mails, die sich K. und seine Ex-Freundin noch nach der offiziellen Trennung geschickt haben und die die Behauptung des Angeklagten stützen. Verona F., deren lange schwarze Haare weit über ihre Schultern hängen und die trotz herbstlicher Temperaturen in einem recht knappen, hellen Minirock vor Gericht erscheint, gibt sogar zu, K. ein paar Monate „nachgelaufen“ zu sein – obwohl er zu Handgreiflichkeiten geneigt habe. K. war der erste Freund der heute 21-Jährigen. Als sie ihn kennenlernte, war sie 15.

Wenig zur Klärung trug zudem Werner P. bei, ein Freund K.s, bei dem der Angeklagte in der Tatnacht kurz zu Besuch war. Er könne sich an nichts mehr erinnern, sagt der Musiker, der heute in Thüringen arbeitet. Erst auf energischeres Nachfragen des Staatsanwalts wird er mitteilsamer, sagt, dass K. in der Tatnacht zweimal bei ihm gewesen sei, dass draußen drei weitere Freunde in einem Auto auf den Angeklagten gewartet hätten. Es sind die, die vom LKA abgehört wurden. Sie sollen beim nächsten und wohl auch abschließenden Verhandlungstag am 20. November im Amtsgericht aussagen. Dann wird sich vielleicht klären, ob sie und K. wirklich die vier Männer waren, die ein Zeuge kurz vor und nach der Explosion in dem Auto nahe des Tatorts gesehen hatte.