Hamburger Ballettdirektor John Neumeier wird Schirmherr des Vereins, der für ein neues Instrument sammelt

Großhansdorf. Die Großhansdorfer Kirchengemeinde bekommt höchst prominente Unterstützung: Der Hamburger Ballettdirektor John Neumeier hat die Schirmherrschaft für den Orgelverein übernommen. Er gibt nicht nur seinen guten Namen und verleiht der Spendenaktion damit Glanz. Der Ausnahmekünstler kommt auch persönlich in die Waldgemeinde.

Am 9. Dezember wird sich John Neumeier in der Auferstehungskirche als Schirmherr der Spendenaktion für die neue Orgel präsentieren. Auch Bischöfin Kirsten Fehrs wird kommen. Im Gespräch mit der Geistlichen wird der Künstler über das Großhansdorfer Projekt, aber auch über die Bedeutung von Kirchenmusik und seine sakralen Ballette sprechen.

„Das Choreografieren zu geistlicher Musik ist ein wichtiger Teil meines Werkes. Wenn ich eine Gemeinde bei einem so tollen Neubauprojekt wie dem in Großhansdorf unterstützen kann, freut mich das sehr“, sagt der hochdekorierte Chefchoreograf des Hamburg Balletts, der 2007 Ehrenbürger der Hansestadt wurde und in diesem Jahr die höchste Auszeichnung erhielt, die in der Welt des Tanzes vergeben wird: den „Prix Benois de la Danse“. Ein Ballett-Oscar für sein Lebenswerk. John Neumeier: „Kultur und Musik gehören überall hin, in Opern, Theater sowie Kirchen, egal ob klein oder groß.“ Also auch in die kleine Waldgemeinde.

Einen Tag vor seinem Besuch in Großhansdorf feiert Neumeier in der Staatsoper Premiere. Er hat sich dem gesamten Weihnachtsoratorium von Bach gewidmet und zu den ersten drei Teilen nun auch die letzten drei dazugenommen. Und genau diese Teile des berühmten barocken Werkes werden an dem Sonnabend nach seinem Besuch in der Großhansdorfer Auferstehungskirche erklingen. Ein perfektes Timing. „Und dabei war die Terminabsprache ein Meisterwerk der Logistik. Ich bin ganz, ganz glücklich und sehr dankbar, dass das geklappt hat“, sagt Kai Greve, der Vorsitzende des Fördervereins „Eine Orgel für Großhansdorf“.

Der Anwalt hatte die Verbindung zu John Neumeier hergestellt. „Der Kontakt hatte sich schon vor längerer Zeit ergeben“, sagt Greve. der auch leidenschaftlicher Chorsänger ist. Als der Vorstand des Fördervereins den Beschluss gefasst hatte, eine Schirmherrschaft zu vergeben und nach Prominenten mit Kirchennähe Ausschau zu halten, kam Greve auf die Idee. „Dann habe ich mir ein Herz gefasst und allen Mut zusammengenommen.“

Nach einer ersten Anfrage lud Neumeier den Vereinsvorsitzenden und mit ihm den Kantor der Kirchengemeinde, Clemens Rasch, zu einem Gespräch nach Hause ein. Eine solche Privataudienz gibt es nicht alle Tage. Sie war aufregend für die Großhansdorfer und zugleich erfolgreich. Greve: „Neumeier sagte spontan zu.“

Dem Gespräch folgte jetzt ein Besuch im Ballettzentrum. Der war nicht minder spannend. „Wir konnten bei einer Art Voraufführung des neuen Balletts dabei sein.“ Bei einer Choreografieprobe, die Neumeier sonst streng von der Öffentlichkeit abschirmt. „Wir durften zusehen. Und das in einem exklusiven Kreis von vier Besuchern und nur einen Meter vom Geschehen entfernt“, sagt Clemens Rasch, der noch ganz unter dem Eindruck des Erlebten steht. „Ich hätte nicht gedacht, dass das so intensiv ist. Das ist große Kunst. Und das ist Energie und Kraft. Wer sich davon nicht anstecken lässt!“

Mit dabei war auch Bischöfin Kirsten Fehrs, die mit Neumeier die Übernahme der Schirmherrschaft verkündete. „Die Bischöfin ist kirchenmusikalisch beschlagen. Sie singt seit Jahren im Chor und hat eine schöne Stimme“, sagt Kantor Rasch. „Neumeier und sie haben sich wunderbar verstanden“, sagt Greve. Fehrs erklärte auch warum.

„Das Weihnachtsoratorium von Bach ist für mich eine Quelle von Energie, Tiefgang, Leidenschaft, Zärtlichkeit und Geborgenheit im Glauben“, sagte die Geistliche. Die Kraft des Tanzes in der Choreografie Neumeiers potenziere diese Musik durch alle Sinne. Fehrs: „Der Dialog von Kultur und Religion wird dadurch eindrucksvoll bereichert.“ Und diesen Dialog werden Fehrs und Neumeier in Großhansdorf führen.

Der Eintritt dazu wird frei sein. „Ich hoffe, es kommen viele“, sagt der Vereinsvorsitzende, der natürlich auch auf Spenden hofft. Denn die Veranstaltung sei bei allem Glanz kein Selbstzweck. Das Orgelprojekt kostet inklusive Auf- und Abbau 800.000Euro. Aktueller Spendenstand: 420.000Euro.