Einseitige Sicht

28. Oktober: „Propst Buhl: ,Die Gräben sind tief’“

Der Artikel dokumentiert eine einseitige – um nicht zu sagen parteiische – Sicht des Verlaufs der Gemeindeversammlung. Ja, es gab etliche Unmutsäußerungen, leider auch die eine oder andere emotionale Entgleisung. Über den ansonsten sachlichen Verlauf findet der Leser fast nichts. Kaum ein Wort zu dem im Großen und Ganzen ausgewogenen Bericht von Pastorin Botta, kein Wort zu der von ihr geäußerten Wertschätzung der Kirchenmusik. Kaum ein Wort auch zu den sorgfältig begründeten Anträgen von Initiativkreis und Förderverein, die ausnahmslos mit großer Mehrheit angenommen wurden. Mit der negativen Tendenz werden die Bemühungen der Gemeindeglieder an St. Johannes um Öffnung der verschlossenen Kirche, um konstruktiven Dialog mit dem Kirchengemeinderat und um Transparenz der Entscheidungsfindung diskreditiert.

Prof. Hartmut Witfeld

Entscheidungen akzeptieren

Ich ärgere mich sehr, dass ich die Notwendigkeit meiner Stimme, meiner Stellungnahme, nicht erkannt habe und nicht vor Ort war. Ich finde es befremdlich, dass hier ein Gremium dermaßen in seinem Tun angezweifelt wird, welches doch vor einigen Jahren von einer Vielzahl von Gemeindemitgliedern gewählt wurde. Wir haben diesen Gemeinderat gewählt und damit das Vertrauen entgegengebracht, in unserem Sinne zu handeln. Wir sollten die Entscheidungen akzeptieren, da wir davon ausgehen können, dass sie nach gutem Wissen und Gewissen getroffen wurden. Ich bitte alle Gemeindemitglieder, die so denken wie ich, dies zu bekunden.

Dagmar Spottka, Ahrensburg

Alles in allem sachlich

Die Berichterstattung über die Gemeindeversammlung der Kirchengemeinde Ahrensburg vermittelt einen anderen Eindruck als ihn die meisten Teilnehmer hatten. Dass in einer so großen Versammlung Beifall und Unmutsäußerungen vorkommen, ist normal. Ganz besonders, wenn es um die Schließung eines Gemeindezentrums samt Kirche in der größten Gemeinde im Kreis Stormarn mit 13 000 Seelen geht. Alles in allem wurde unter der Leitung von Propst Buhl, der stets bemüht war, ausgleichend zu wirken, sachlich argumentiert. Die zentrale Frage nach ausreichender Transparenz der Entscheidungen konnte er allerdings auch nicht befriedigend beantworten, indem er ausführlich schilderte, dass eineinhalb Jahre in Gremien darüber beraten worden sei, bevor die Entscheidung vom Verkauf des Gemeindezentrum und von der Entwidmung der Kirche dann scheibchenweise bekannt gemacht wurde. Die Gemeindeversammlung war überhaupt die erste, die der Gemeinde Gelegenheit bot, darüber zu diskutieren, nachdem eine per Unterschriftensammlung geforderte Versammlung vom Kirchengemeinderat abgelehnt worden war. Warum die Kirche bereits am 30. Juni geschlossen wurde, obwohl die Entwidmung vom Landeskirchenamt nicht entschieden ist, davor drückte sich der Propst wortreich herum.

Dem Chronisten ist leider entgangen, dass von der Gemeinde eine Reihe wohlbegründeter Anträge gestellt wurden, die alle in einem zügigen Verfahren abgestimmt und mit großer Mehrheit angenommen wurde. Sie sollen an dieser Stelle nachgetragen werden: Rücknahme des Entwidmungsbeschlusses, Öffnung der Kirche, Fortführung der musikalischen Arbeit, Einrichtung eines Runden Tisches, Nutzung als Kulturkirche, Herstellung teilweiser Öffentlichkeit der Gemeinderatssitzungen, mehr Solidarität für die Weiterführung der lebendigen Gemeindearbeit an St. Johannes, Durchführung von Konfirmandenunterricht im seelsorgerischen Bezirk von St. Johannes, außerdem ein Antrag auf vorgezogene Kirchengemeinderatswahlen. Ein Misstrauensantrag gegen den Kirchengemeinderat wurde mit knapper Mehrheit bei vielen Enthaltungen angenommen.

Klaus Tuch