Stormarn ist bevorzugtes Revier der Kriminellen. Experten geben Tipps, wie sich Haus- und Wohnungseigentümer vor den Tätern schützen können

Ahrensburg. Mit dem Beginn der dunklen Jahreszeit steigt sie wieder bei vielen Menschen, die Angst vor Einbrechern. Denn wenn im Herbst und Winter die Tage kürzer werden, haben die Kriminellen ihre Saison. In Stormarn sind sie besonders häufig aktiv. Bereits 2011 lag der Kreis laut Landeskriminalamt (LKA) in Kiel mit 866 Einbrüchen in Wohnungen und Häuser im Land an der Spitze. 2012 registrierte die zuständige Polizeidirektion Ratzeburg sogar 959 Einbrüche in Stormarn. Aktuelle Zahlen für dieses Jahr werden noch unter Verschluss gehalten. „Sie befinden sich aber immer noch auf einem hohen Niveau“, sagt Andreas Dirscherl, Polizeihauptkommissar und Stabsstellenleiter in Ratzeburg.

Doch warum sind Städte wie Ahrensburg, Reinbek und Glinde oder Gemeinden wie Barsbüttel bei den Dieben so beliebt? „Sie verfügen über eine gute Infrastruktur. So ist die Autobahnanbindung optimal, und die Täter sind dementsprechend schnell verschwunden. Das gilt auch für den öffentlichen Nahverkehr in dieser Region“, sagt Jochen Sohrt, Hauptkommissar in Glinde. Die meisten Einbrüche werden zwischen 6 Uhr morgens und 21 Uhr verübt, die Objekte oft über mehrere Tage ausspioniert. Die Bandbreite des Einstiegs ist vielfältig. Sohrt: „Selbst durch schmale Kellerschächte oder kleine Toilettenfenster schaffen es die Täter, wenn keine ausreichende Sicherung vorhanden ist. Dort werden dann auch Kinder reingeschickt.“

Einbrecher geben bei Erfolglosigkeit nach sieben Minuten auf

Laut Gerd Dietel, Leiter des Sachgebietes Prävention bei der Polizeidirektion Ratzeburg, hat man keinen Einfluss auf die Zahl der versuchten Einbrüche, wohl aber kann die Zahl der tatsächlichen Delikte durch die Zusammenarbeit mit Bürgern und Firmen zurückgeschraubt werden. Er sagt: „Einbrecher sind in der Mehrzahl Gelegenheitstäter. Laut Statistik beenden sie im Schnitt nach sieben Minuten ihr Unterfangen, wenn es bis dahin nicht zum Erfolg geführt hat.“ Daher sei es wichtig, das Eindringen des Täters möglichst zu erschweren. Das erfolge idealerweise durch einen mechanischen Grundschutz für Fenster und Türen. „Der sollte vorhanden sein, bevor man elektronische Sicherungen installiert“, sagt Dietel.

Die Polizei hat im Internet auf www.polizei.schleswig-holstein.de eine Liste von Firmen erstellt, deren Mitarbeiter von ihr geschult sind und den Bürgern in Sachen Einbruchschutz optimale Beratung garantieren und diverse Sicherungssysteme einbauen. Für den Bereich Stormarn und Kreis Herzogtum Lauenburg sind das 24 Glaser- und Tischlereien.

Zu den von der Polizei zertifizierten Fachbetrieben für mechanische Sicherungseinrichtungen zählt auch die Tischlerei Schmidt & Sohn aus Glinde. Deren Inhaber Wolfgang Brumm, 53, und seit 2011 Inhaber des Gütesiegels Qualitätsgemeinschaft Sicherungstechnik Nord (QSN), weiß genau, wie und an welchen Stellen sich Einbrecher in Wohnungen und Häuser vermehrt Eintritt verschaffen. „In Mehrfamilienhäusern gelingt das meistens durch die Wohnungseingangstür mithilfe von Schraubenziehern, ein Kuhfuß kommt eher selten zum Einsatz. In Einfamilienhäusern ist oft die Terrassentür der Schwachpunkt“, sagt er. Deshalb sollte gerade bei der Sicherheit an Türen und Fenstern nicht gespart werden.

Der Fachmann rät seinen Kunden zu Fenstern mit umlaufender Pilzkopfverriegelung. Mit ihren bis zu elf Sicherheitspunkten sind sie nur schwer aufhebelbar. „Die Installation einer Alarmanlage als zusätzlicher Schutz macht erst Sinn, wenn die Fenster mechanisch optimal gesichert sind“, sagt Brumm. Ältere Türen mit abschließbaren Riegeln nachzurüsten, davon hält der Tischlermeister nicht viel: „Sollte aus irgendwelchen Gründen einmal Panik ausbrechen, bedarf es zu vieler Handgriffe, um das Fenster zu öffnen.“ Außerdem seien 250 Euro für einen Fensterflügel mit neuer Sicherheitstechnik nicht teurer als die Nachrüstung dreier abschließbarer Riegel.

„Viele Menschen sind nachlässig und lassen ihre Tür einfach nur einrasten, ohne dann abzuschließen“, sagt Brumm. Das sei dann wie eine offene Tür. Einbrecher können so mit einer Checkkarte binnen weniger Sekunden ins Haus gelangen. Deshalb empfiehlt er Automatikschlösser mit Dreifachverriegelung. Der Vorteil: Schon beim Einrasten der Tür haken alle drei Schutzvorrichtungen ein. Die Kosten belaufen sich auf 400 bis 500 Euro. Alternativ gibt es die automatische Variante auch mit fünf Riegeln.

Allerdings bringt auch der beste Einbruchschutz nichts, wenn elementare Fehler begangen werden. Dietel: „Auf dem Anrufbeantworter sollten nie Abwesenheitszeiten wie zum Beispiel Urlaub oder Wochenendausflüge gesprochen werden. Dann haben die Einbrecher leichtes Spiel.“ Zudem rät er, bei Abwesenheit Licht im Haus brennen zu lassen. „In diesem Fall lohnt es sich, nicht auf jeden Cent zu gucken.“