Eine Glosse von Fabian Schindler

Der Gang zum Friseur ist für mich immer eine Qual gewesen. Nie war ich glücklich mit dem Ergebnis der Haarschneidekunst. Es sah immer anders aus als das, was ich wollte. Kein Elvis-Style wollte gelingen. Und die Poppertolle? Naja, so leidlich. Aber nicht nur ich war stets unzufrieden.

Zu Schulzeiten waren nach Heckmatten und „Europe“-Minipli-Metal-Locken die Façonschnitte in Mode gekommen. Ein Klassenkamerad, der in den 80er-Jahren seiner unspektakulären Topffrisur à la Mama eine peppige Auffrischung verpassen wollte, war begeistert vom neuen frischen Haarschnitt und wollte sich ebenfalls einen Façonschnitt machen lassen. Leider war er des Französischen nicht sonderlich mächtig, und so beauftragte er den Dorffriseur, ihm einen Fasanschnitt zu verpassen ...

Es war wohl kein Zufall, dass der Schulkamerad die folgenden Tage krank war und später mit einer Pudelmütze über dem radikalen Kurzhaarschnitt in den Unterricht kam.

Ein anderer Freund von mir hatte ebenfalls schlimme Erfahrungen mit Haarkünstlern gemacht. Seine Vorgabe an die Friseurin war kurz und knapp: Alles, nur keinen Mecki! Und was bekam er jedes Mal? Richtig, einen Mecki-Schnitt, für den er sich jahrelang in Grund und Boden schämte.

Neuerdings leidet er unter Haarausfall. Depressionen hat er deswegen nicht. Im Gegenteil: Eine Glatze hat auch ihr Gutes. Denn die deprimierenden Experimente im Friseursalon sind damit bald für immer beendet.