Der Kulturring der Waldgemeinde startet mit viel Prominenz und einem anspruchsvollen, vielfältigen Programm in die neue Saison

Großhansdorf. Sie kommen nach Großhansdorf: Dominique Horwitz, Doris Kunstmann, Peter Fricke, der Kabarettist Thomas Freitag, das Düsseldorfer Kommödchen mit der Crew um den Fernseh-Satire-Mann Christian Ehring und viele mehr. Der Kulturring der Waldgemeinde hat nach seinem 50. Geburtstag im vergangenen Jahr auch für die neue Saison wieder ein anspruchsvolles Programm mit viel Prominenz zusammengestellt. Qualität heißt jedoch nicht bierernst und abgehoben. Es wird auch heiter im Waldreitersaal zugehen. Und das gleich zum Start in die neue Spielzeit.

Die Szenerie ist abenteuerlich, die Idee auf verrückte Weise genial. Drei alte Damen ziehen durch die Supermärkte und klauen, was das Zeug hält. Sie haben es auf Schnaps abgesehen. Nicht, weil sie selbst gern süffeln. Sie verkaufen ihn heimlich im Altenheim, um für eine Kreuzfahrt zu sparen. Der Knalleffekt kommt zum Schluss. Ein Banküberfall krönt die Aktivitäten dieser leicht überaktiven Seniorinnen. „Jetzt oder nie“ heißt passenderweise die Krimi-Komödie mit den schrägen Ladys. Untertitel: „Zeit ist Geld“. Ob sie in der Bank abräumen oder ins Kittchen wandern, können die Zuschauer am Dienstag, 29. Oktober, erleben.

Die Vorstandsdamen des Kulturrings wollen bei dieser ersten Vorstellung der Saison unbedingt dabei sein. So wie sie eigentlich immer kommen, mit den Leuten plaudern, Fragen der Abonnenten klären und natürlich das Stück genießen. Aber diesmal wird es knapp. Ein anderer Termin ist dazwischen gekommen. „Wir sind zu einer Preisverleihung nach Trittau eingeladen“, sagt die Vereinsvorsitzende Ingrid Barz.

Auf dem Programm steht auch wieder eine Oper für Kinder

Der Kulturring hat sich an der Aktion der Raiffeisenbank Südstormarn „Mehr bewegen“ beteiligt, mit der die Bank kulturelle und soziale Projekte finanziell unterstützen möchte. Die Großhansdorfer haben ihr Projekt „Oper für Kinder“ angemeldet. Eine Veranstaltungsreihe für kleine Zuhörer, die auf kindgerechte Weise an Musiktheater herangeführt werden sollen. Ins Leben gerufen hatte es Jürgen Bauschke, der damit im Sinne seiner Frau Imogen gehandelt hatte. Als sie 2006 starb, bat er statt Blumen und Kränze um Spenden für dieses ehrgeizige Projekt. Bis jetzt ist die Idee aufgegangen. So können sich auch in dieser Saison die Kinder wieder darauf freuen, Oper hautnah zu erleben. Im März wird „Der kleine Ring“ aufgeführt, eine Kurzfassung von Wagners Ring des Nibelungen.

Musik bietet der Kulturring auch für seine großen Zuhörer. Anlässlich des Todestages von Edith Piaf, der sich am 10. Oktober zum 50. Mal gejährt hat, sind die Chansons des „Spatzen von Paris“ zu hören. Christa Patzer wird in die Rolle der Französin schlüpfen und für ein literarisches Konzert mit ihrer Band im Waldreitersaal gastieren. Titel dieser Sonderveranstaltung am 23. November: „Non, je ne regrette rien!“

Ganz anders das Motto der zweiten Sonderveranstaltung. Statt Chansons gibt es „Sushi“. Pikant gewürzt und gewöhnungsbedürftig. Dargeboten am 7.Februar vom Düsseldorfer Kommödchen. Von wegen feine Häppchen. Hier wird nichts hübsch eingewickelt. Hier wird alles ans Licht geholt und dem versnobbten Mittelstand kräftig aufgetischt.

Kabarett und Musik: Die beiden Sonderveranstaltungen machen den Spielplan des Kulturrings noch bunter. Das Kerngeschäft bleibt jedoch das Theater. Fünf Abend sind wieder geplant. Nach den schrägen Bankräuberinnen kommt Doris Kunstmann – und zwar als Möwe. Auch das klingt eher schräg. Denn zu Möwe gehört auch noch Mozart. Dahinter verbirgt sich jedoch die charmante Geschichte eines Paares, das in die Jahre gekommen ist. So wie Lars Büchel bei seiner Komödie über die Schnaps klauende Seniorinnen zeigt, dass zum Alter auch Mut, Lebensfreude, Torheit und unbändige Energie gehören kann, so zeigt Peter Limburg in „Möwe und Mozart“, dass zum Alter auch die Liebe gehört. Wie das geht? Die Auflösung gibt es am 12. November. „Beide Komödien sind schon so gut wie ausverkauft“, sagt Ingrid Barz. Aber an der Abendkasse gibt es auf jeden Fall noch Restkarten. Kommen lohnt also. Der Kulturring möchte niemanden nach Hause schicken. Dass dieses Problem überhaupt auftauchen könnte, ist ein Beweis für den sicheren Griff des Vorstands in das übergroße Angebot der Tourneetheater. Die Damen haben beim Kulturring das Sagen. Ingrid Barz, Ingrid Wergin, Karin Thost, Helga Link und Brigitte Ludwig sorgen für Kultur in der Waldgemeinde – und für ein stets volles Haus. „Offenbar treffen wir den Wunsch des Publikums“, sagt die Vereinsvorsitzende. Und weil das so ist, zeigt sich auch die Gemeinde großzügig und hat den Zuschuss für den Verein noch einmal deutlich angehoben. Über Zahlen spricht man nicht so gern. Aber der Dank an die Gemeinde kommt von Herzen. Barz: „So können wir weitermachen. Das ist toll.“

Die Preise musste der Verein allerdings trotzdem leicht anheben. Sonst ginge die Rechnung nicht auf. „Die Theater wollen auch mehr haben. Und wenn der Grundpreis steigt, steigen auch die anderen Kosten“, sagt die Vereinsvorsitzende und zählt auf: „.Abgaben für Tantiemen, für die Künstlersozialkasse, für die Gema und so weiter.“ Die Freude an der ehrenamtlichen Arbeit gleicht den Kampf mit den Finanzen aus. Barz: „Es bringt uns allen so viel Spaß. Und was die Qualität angeht, können wir uns gohne Weiteres mit den Großstädten messen.“

Mit berechtigtem Selbstbewusstsein, das Energie liefert, geht es in die 51. Saison. Nach dem humorigen Anfang kommen zwei biografische Stücke. „Mr. und Mrs. Nobel“ stehen am 9. Januar im Mittelpunkt. Michael Roll spielt den schwedischen Dynamit-Milliardär. Christiane Hammacher und Katharina Haindl teilen sich eine Rolle und spielen Bertha von Suttner zu unterschiedlichen Lebensaltern. Die Friedensaktivistin war eine der ersten, die den Friedensnobelpreis erhielt.

Vielleicht hat Esther Vilar, die mit ihrem Buch „Der dressierte Mann“ Furore machte, deswegen diesen Stoff für ein Theaterstück gewählt. Mit Prominenz geht es weiter. Dominique Horwitz spielt in „Rot“ den Maler Mark Rothko. Sein Assistent fühlt sich durch das arrogante Gehabe des Künstlers provoziert und beginnt, das Werk des Meister zu hinterfragen. Rothko war ein lettisch-amerikanischer Maler des abstrakten Expressionismus, der seinem Leben selbst ein Ende setzte. 1970 entschloss sich die Tate Gallery in London, einen eigenen, permanenten „Rothko Room“ einzurichten. Im vergangenen Jahr 2012 wurde ein Bild von ihm bei Christie’s in New York für 75,1 Millionen Dollar versteigert. Die schillernde, faszinierende Persönlichkeit des Malers auf die Bühne zu bringen, ist gerade die richtige Herausforderung für einen Schauspieler wie Horrwitz.

Ihm folgt zum Schluss des Großhansdorfer Theaterreigens der „Priestermacher“. Der Schauspieler und Kabarettist Thomas Freitag mimt einen altgedienten Priester, der eher Hof hält als Trost spendet, die Kollekte genau im Auge hat und die Predigt eher als Wahlveranstaltung in eigener Sache begreift. Bis ein junger Priesterkandidat auf der kirchlichen Bildfläche erscheint und ihn zum Umdenken zwingt. Eine tief- und scharfsinnige Geschichte mit aktuellen Bezug hat der amerikanische Autor Bill C. Davis geschrieben, nicht bitterböse, sondern humorvoll entlarvend.