„Seufzend in geheimer Klage streift der Wind das letzte Grün; und die süßen Sommertage, ach, sie sind dahin, dahin!“ Das ist „Herbst“.

Tremsbüttel.

Der perfekte Augenblick, ein paar wundervoll melancholische Verse aus Gedichten Theodor Storms ins Blatt fallen zu lassen. Unterdessen fallen die Blätter, bedecken den Boden des Tremsbütteler Schlossparks mit einem goldgelben Teppich. Die Brüder Benjamin, 8, und Jeppe, 10, und ihr Freund Johann, 8, kennen Theodor Storms Werke noch nicht. Und wenn es doch so wäre, käme ihnen womöglich eine andere Zeile in den Sinn: „Es ist der Sommer nur, der scheidet. Was geht denn uns der Sommer an.“

Benjamin schaukelt, Jeppe schubst ihn an, Johann lacht. Die drei haben Spaß. Sie müssen blinzeln: „Nur noch einmal bricht die Sonne unaufhaltsam durch den Duft. Und ein Strahl der alten Wonne rieselt über Tal und Kluft.“

Die Jungen geraten ins Schwitzen. Sie überlegen, ob sie nicht lieber ihre Anoraks ausziehen sollten. Tremsbüttel am Dienstagmittag, 19 Grad, die Sonne brennt vom Himmel. Sommer mitten im Herbst, wahrscheinlich ein letztes Mal für lange Zeit.

„Und es leuchten Wald und Heide, dass man sicher glauben mag, hinter allem Winterleide lieg’ ein ferner Frühlingstag.“