Polizisten klagen über schlechtes Raumklima und technische Probleme. Innenminister verspricht Verbesserungen

Ahrensburg/Lübeck. Technische Probleme, schlechte Funkverbindungen und ein inakzeptables Raumklima: In der für Stormarn zuständigen Polizeileitstelle in Lübeck klagen Mitarbeiter auch zweieinhalb Jahre nach dem Start noch über erhebliche Probleme. „Wir haben die Polizeiführung immer wieder darauf aufmerksam gemacht, doch passiert ist nichts. Deswegen habe ich mich an den Innenminister gewendet“, sagt Jörn Löwenstrom, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Lübeck. Minister Andreas Breitner (SPD) ist diesem Hilferuf nun gefolgt. In der 110-Notrufzentrale machte er sich selbst ein Bild von den Arbeitsbedingungen.

„Wir haben drei Problemfelder, die aus meiner Sicht aber lösbar sind“, sagt Breitner. Ein Problem sei die Technik. Seitdem die Leitstelle, in der alle 110-Anrufe aus den Kreisen Stormarn, Herzogtum Lauenburg, Ostholstein und der Stadt Lübeck ankommen, ans Netz ging, gibt es immer wieder Rechnerausfälle. Wertvolle Zeit gehe zudem verloren, da die Polizisten meist fünf Sekunden warten müssten, bis sich auf einem ihrer fünf Bildschirme überhaupt ein Fenster öffne.

„Für die Menschen, die einen Notruf absenden, und für die Disponenten ist dies oft sehr unbefriedigend“, so Löwenstrom: „Denn der Anrufer sagt sofort alle Daten, doch der Disponent kann sie nicht eingeben.“ Das führe dazu, dass der Anrufer alles wiederholen müsse. „Und viele denken dann, die sind zu blöd, um es richtig einzutippen“, sagt der Gewerkschafter. Der Innenminister sieht in diesen Fällen dagegen für Anrufer keine Einschränkungen.

„Wir sind mit dem Hersteller im ständigen Kontakt, um Lösungen zu finden“, so der SPD-Politiker. Dass bereits seit zweieinhalb Jahren nach diesen Lösungen gesucht werde, führt der Minister auf die Komplexität der Technik zurück: „Wir haben schon viele Probleme behoben, und plötzlich tauchen neue auf oder alte sind wieder da.“

Auch von den Problemen, die der neue Digitalfunk mit sich bringe, spüre der Anrufer laut Breitner nichts. „In Stormarn und Herzogtum Lauenburg gibt es keine Probleme mit dem Funk“, sagt Breitner. Die Beamten hätten sogar berichtet, dass die Qualität besser sei als zu Zeiten analoger Kommunikation.

Im Lübecker Stadtgebiet ist dies offenbar umgekehrt. Wie dramatisch Störungen sein können, zeigt ein Beispiel, von dem Löwenstrom berichtet: „Zwei Polizisten wurden zu einer Auseinandersetzung gerufen. Vor Ort wurden sie angegriffen. Während ein Beamter gewürgt wurde, forderte er von der Leitstelle Verstärkung.“ Der Funkspruch sei aber nicht angekommen.

Ein weiters Problem der Digitaltechnik sei, dass sich mehrere Streifenwagen in einem Einsatzgebiet gegenseitig beim Funken behindern. „Eine Fahndung ist dann sehr schwierig, und die Disponenten haben keine Möglichkeit, die Streifenwagen zu koordinieren“, sagt Löwenstrom. Der Innenminister verspricht Abhilfe. „Wir haben festgestellt, dass die neuen Funkmasten in Lübeck falsch ausgerichtet sind.“ Demnächst soll an dieser Stelle nachgebessert werden.

Auch für das schlechte Raumklima hat Andreas Breitner eine Lösung mitgebracht. Weil die kugelsicheren Fensterscheiben des Großraums sich nicht öffnen lassen, kommt in dem Raum, in dem acht bis neun Kollegen bis zu zehn Stunden pro Schicht arbeiten, keine Frischluft herein. Eigentlich sollte eine Klimaanlage das erledigen, diese trockne aber den Raum nur aus. Laut GdP ist deswegen der Krankheitsstand sehr hoch. Heiko Hüttmann, Leiter der Polizeidirektion Lübeck, bestätigt, dass drei Mitarbeiter wegen gesundheitlicher Probleme nicht mehr in dem Büro arbeiten können. Andere Beamten klagten über Nasenbluten, trockene Schleimhäute und brennende Augen.

„Wir haben diese Bautechnik nicht zu verantworten“, so Hüttmann. Dafür sei das Gebäudemanagement Schleswig-Holstein zuständig. Sicherheitsvorschriften besagen, dass Fenster geschlossen bleiben müssen, damit die Polizisten nicht beschossen werden können. Der Minister verspricht jetzt den Einbau neuer Fenster. Wann der Umbau startet und was er kosten wird, ist noch unklar.

„Wir nehmen eine Sicherheitslücke in Kauf“, sagt Joachim Gutt vom Landespolizeiamt in Kiel. Hüttmann bleibt gelassen: „Das Gebäude befindet sich im Innenhof der Polizeidirektion. Sollte es eine Gefahrenlage geben, machen wir die Fenster einfach zu.“