Mehr als 150 Zuschauer kommen zum ersten Dogdance-Turnier auf das Gelände des Hundekindergartens Siek

Siek. Gespannt blickt Mops-Hündin Marla auf ihr Herrchen Jörg Rogge. Denn sie weiß, wenn der 47-Jährige seine Hippie-Perücke aufsetzt, wird getanzt. Beim ersten Ton von „Moves like Jagger“ von Maroon 5 rocken sie los. Das Duo wird vom Publikum beim Dogdance-Turnier in Siek immer wieder mit Applaus belohnt. Marla macht Männchen, Schlussposition halten, alles ist gut gegangen.

Im Zuschauerbereich werden Marla und Rogge freundlich empfangen. Marla bekommt den Jackpot, eine Menge Leckerchen, für ihre gute Leistung. „Mensch, das war doch schon ganz gut“, ruft ein Zuschauer. Jörg Rogge lächelt, sieht seinen Auftritt allerdings etwas kritischer: „Marla war anfangs ein wenig unkonzentriert, aber nach hinten raus wurde es dann besser.“ Er ist mit seiner Frau und seinen beiden Möpsen aus Flintbek bei Kiel angereist.

Jule, die zweite Hündin, startet mit ihm in der Fun-Klasse. „Da darf ich Jule während der Übung Leckerchen geben. Das ist wichtig, weil Jule blind ist. So weiß sie, dass sie es richtig gemacht hat“, sagt Rogge. Mit der zehnjährigen Hündin Jule hat Rogge im Dogdance-Sport angefangen. Als sie wegen eines Gendefektes mit vier Jahren erblindete, stellte er die erlernten Zeichen auf Wortkommandos um. Rogge: „Das war eine große Herausforderung, aber ich finde, auch ein behinderter Hund sollte aktiv bleiben.“ In Siek ist Rogge der einzige männliche Starter. „Ich bin hier der Quotenmann, das ist oft so auf den Turnieren“, sagt er humorvoll.

Während die mehr als 150 Zuschauer auf den nächsten Starter warten, bespricht das Richterteam, wie die einzelnen Darbietungen zu bewerten sind. Manuela Galka aus Niederkrüchten, Katrin Stiller aus Berlin und Jana Lorenz aus Hamburg sind erfahrene Richter im Dogdance-Sport. Sie bewerten die artistische Qualität und die technische Note der einzelnen Auftritte. In Klasse 1 und Klasse 2 darf der Halter seinen Hund während des Tanzen nicht belohnen. „Das macht die Sache für das Team anspruchsvoller“, so Hauptrichterin Galka. Die Richterinnen haben die Dynamik der Vorführungen ebenso im Auge wie den Schwierigkeitsgrad der einzelnen Figuren. Besonders wichtig ist aber, dass Hund und Mensch ein harmonisches Team bilden.

Harmonie ist bei dem Auftritt von Lady, einer Französischen Bulldogge, und Frauchen Anika Lüer ganz deutlich zu spüren. Sie tanzen zu dem Liebeslied „My Girl“ der Temptations. Die 29 Jahre alte Hannoveranerin ist gekleidet wie ein Kavalier, weißes Hemd, schwarze Fliege und Melone auf dem blonden Schopf. Mit weichen, flüssigen Tanzbewegungen animiert sie ihre Hündin, ihr zu folgen. Am Ende gehen beide zufrieden von der Tanzfläche. „Wir machen eigentlich noch nichts Spektakuläres, weil Lady am Rücken verletzt war. Hauptsache, es macht Spaß“, so die 29-Jährige. Sie liebe Dogdance, weil man es mit jedem Hund machen könne. Gerade der individuelle Umgang mit den Tieren mache den Sport erst interessant.

Vor dem nächsten Start ertönt die Stimme von Melanie Felix, der Organisatorin des Turniers, aus dem Lautsprecher: „Bitte in der ersten Zuschauerreihe nicht essen und die Hunde nicht direkt an die Bande legen. Wir wollen faire Bedingungen für alle Starter.“ Während die Dogdancer ihre Hunde vorbereiten, versorgt das Team aus Felix’ Hundeschule die Zuschauer an einem reichhaltigen Büfett. Es gibt Salate, Würstchen vom Grill, Muffins, saftige Himbeertorte, Kaffee und Tee. Wer lieber etwas Prickelnderes trinken möchte, bekommt die champagnerartige „Wöfbrause“ vom Gut Lasbek.

Inzwischen haben Andrea Schreiber, ein Schützling von Melanie Felix, und ihre Hündin Mira ihren Auftritt hinter sich. „Nee, das war nix. Eigentlich können wir mehr“, sagt Schreiber traurig. Ringsteward Jessica Röske kommt und tröstet sie: „Mir hat es gefallen.“

„Du siehst dich zu kritisch. Beim nächsten Mal zeigst du die anderen Figuren auch“, sagt auch Trixi Baetke aus Schmalenbeck zu ihr. Sie übt mit Parson-Russel-Hündin Emma noch einmal ihre Spezialität. „Schäm dich“, sagt sie, und Emma beugt den Kopf und legt verschämt ihre Pfote über die Augen. In diesem Moment betritt Sabine Bauer aus Hoisdorf die Arena. An ihrer Seite ihre elf Jahre alte Briard-Hündin Bijou. Sie tanzen gefühlvoll zu einer Ballade. „Oh, wie schön“, flüstert eine Zuschauerin. Applaus. „Nächstes Jahr kommen wir wieder“, sagt ihr Nachbar. Und mit Blick auf seinen Pudel: „Vielleicht machen wir sogar mit.“