Vince Weber steht bei Geburtstags-Benefizgala in Ahrensburg nach seinem Schlaganfall wieder auf der Bühne

Ahrensburg. Mit geschlossenen Augen steht Vince Weber auf der Bühne. Mit einer Hand stützt er sich auf einem Barhocker ab, die andere umfasst ein Mikrofon. Seine Stimme ist fest, wunderbar rauchig. Sie dringt bis zur letzten Reihe im Ahrensburger Marstall. Bei der Gala zu seinem 60. Geburtstag stellt der Boogieman mit zwei Liedern eindrucksvoll unter Beweis, dass er ein großer Musiker ist. Die Gäste, die an diesem Abend auf den Gutshof an der Lübecker Straße gekommen sind, danken es ihm mit tosendem Beifall. Rund 700 Fans erleben emotionale Reden, hervorragende Musiker und eine einzigartige Stimmung.

Vince Weber ist mit seiner Frau Anette nach Ahrensburg gekommen. Der Musiker, der an den Folgen eines Schlaganfalls leidet und nicht mehr Klavier spielen kann, steht kurz vor Beginn der Gala vor dem Park-Hotel. Auf die Frage, wie er das Engagement seiner Freunde bewertet, die heute Abend ohne Gage für ihn auftreten, sagt er: „Jeder kann krank werden. Und wenn man drei Jahre ohne Einkommen leben muss, ist das kein Spaß.“ Veranstalterin Felicitas Thunecke, die die Gala auf die Beine gestellt hat, und seinen Weggefährten dankt er so: „Mir fehlen die Worte. Anette und ich sind sehr gerührt. Man ist ein reicher Mensch, wenn man gute Freunde hat.“

Kurz nach 20 Uhr steht Michael Sarach auf der Bühne der Reithalle. Der Bürgermeister und Boogie-Fan erzählt von der Zeit, als er nachts durch Hamburger Musikkneipen tingelte, um Vince Weber spielen zu hören. Dass er sich besonders freue, ihm heute vorab gratulieren zu dürfen. Dann geht Webers Schulfreund Thomas Kleibeler ans Mikrofon. Er berichtet von intensiven Abenden in der Szenekneipe Zwiebel in Hamburg-Ottensen und im Onkel Pö. Es sind nur einige Stationen aus den 70er-Jahren, in denen sich Vince Weber einen Namen machte. Er spielte im Vorprogramm von Bob Dylan, nahm mit Komiker Otto Waalkes Platten auf. 14 Jahre lang brachte er Boogie-Woogie-Fans in der Fabrik in Hamburg-Altona in Hochstimmung. In Ahrensburg sind an diesem Abend rund 50 Musiker auf den vier Bühnen im Marstall, im Weingeschäft 20Wines, bei M&S sowie im Park-Hotel dabei, um Weber etwas zurückzugeben.

Gottfried Böttger ist einer von ihnen. Sichtlich bewegt spricht der erfolgreiche Pianist darüber, wie er Weber kennengelernt habe. Böttger: „Er spielte Klavier in einer Intensität, wie ich es noch nie zuvor gehört hatte. Vince lebt den Blues, und er hat ihn maßgeblich weiterentwickelt.“ Dann umarmt Böttger seinen Kollegen freundschaftlich, spielt im Anschluss ein eigens für ihn komponiertes Stück.

Es geht weiter mit Musik vom Feinsten. Zwar fehlt Inga Rumpf, die Sängerin von Frumpy und City Preachers ist an Grippe erkrankt. Doch sie wird würdig vertreten von der erst 17 Jahre alten Cleo. Sie singt einen Blues, zieht die Zuhörer binnen weniger Momente mit ihrer Stimme in ihren Bann. Saxofonist Reiner Regel reißt die Fans im 20Wines ebenso von den Hockern wie alle anderen Musiker an anderen Orten. Gefeiert und getanzt wird zu Boogie, Blues und Rock. Im Park-Hotel ist erst morgens um 3.30 Uhr Schluss.

Vince Weber ist zufrieden und begeistert zugleich. Hat er noch einen Wunsch offen, wenn er am Freitag, 25. Oktober, seinen 60. Geburtstag feiert? „Ja“, sagt der Boogieman, „Zufriedenheit – und noch ein paar schöne Jahre.“