Pleite-Baustelle soll dann verschwunden sein, Tempolimit auch. Im Frühjahr beginnt der nächste Sanierungsversuch

Bad Oldesloe. Gute Nachricht für alle Autofahrer, die auf der Hauptverkehrsader A 1 Richtung Norden unterwegs sind: Am kommenden Wochenende soll die Baustelle auf dem rund 6,5Kilometer langen Abschnitt zwischen Bad Oldesloe und Reinfeld verschwunden sein. Dann sind auch wieder drei Spuren zu befahren. Das bestätigte Jens Sommerburg, Leiter der Niederlassung Lübeck des Landesbetriebs für Straßen bau und Verkehr, der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn. Mehr noch: Das seit den Sommermonaten ab der Anschlussstelle Bargteheide geltende Tempolimit wird wieder aufgehoben. Dort sind zurzeit maximal 120 Kilometer pro Stunde erlaubt.

Damit endet – zumindest vorerst – ein monatelanges Ärgernis. Immer wieder war die Baustelle zwischen Bad Oldesloe und Reinfeld Ursache für kilometerlange Staus. Insbesondere in den Ferien an Wochenenden war die Lage katastrophal. Nicht selten stauten sich in Richtung Norden Autos zeitweilig von Bad Oldesloe bis nach Barsbüttel zurück. Bei so viel Wartezeit sparten sich an heißen Tagen manch ein Badebegeisterter den Trip an die Ostsee. Am Dienstag wurde es noch ein letztes Mal eng, da wegen Betoninstandsetzungsarbeiten für drei Stunden nur eine Spur zur Verfügung stand. „In den kommenden Tagen wird noch an den Mittelschutzplanken gearbeitet. Es müssen noch sechs Lücken geschlossen werden. Dann folgen die Aufräumarbeiten. Am Wochenende wird das alles erledigt sein“, sagt Sommerburg.

Weniger Unfälle durch Tempolimit ab Anschlussstelle Bargteheide

Für Erstaunen und zugleich Irritationen hatte bei Autofahren gesorgt, dass am 12. Juni zwischen dem Autobahnkreuz Bargteheide und dem Beginn der Baustelle bei Bad Oldesloe die Höchstgeschwindigkeit auf 120 Kilometer pro Stunde begrenzt wurde. Sollte da etwa ein Tempolimit durch die Hintertür eingeführt werden? So vermuteten es zumindest einige Abendblatt-Leser. Ein Trugschluss. Georg Ruge, Leiter des Polizei-Autobahnreviers Bad Oldesloe: „Wir wollten einfach die Unfallgefahr vor der Baustelle eindämmen. Denn nicht jeder ist bereit, ohne ein Tempolimit zeitig den Fuß vom Gas zu nehmen. Und wenn ich mir die Zahlen anschaue, hat das auch funktioniert.“

So habe sich die Zahl der Unfälle auf diesem Streckenabschnitt, die im Zusammenhang mit einer bedeutenden Ordnungswidrigkeit wie zum Beispiel einer Vorfahrtsverletzung mit Bußgeldbescheid bis zu 80 Euro oder Fehlern beim Überholen stehen, deutlich verringert. „Im Mai waren es neun Unfälle, im Juni null, im Juli vier sowie im August und September keine“, sagt Ruge. Auch die Gesamtunfallzahlen der vergangenen Monate geben dem Polizei-Autobahnrevierleiter recht. So krachte es im Mai 19-mal, im Juni gab es neun Unfälle, die 22 im Juli bezeichnet Ruge als „Ausreißer“, sechs im August und drei im September bestätigten den Trend.

Nun ist also freie Fahrt Richtung Norden angesagt, und auch auf der Gegenseite geht es künftig schneller voran. Zwar fließt der Verkehr zwischen Reinfeld und Bad Oldesloe weiterhin nur auf zwei von drei Fahrstreifen, weil sich eine Spur in einem nicht mehr akzeptablen Zustand befindet. „Das Tempolimit auf diesem Teilstück wird jedoch gelockert, von 80 auf 100 Kilometer pro Stunde“, verspricht Ruge. Zudem sind die beiden Fahrstreifen einen halben Meter breiter als noch im Juni.

Die Freude der Autofahrer über die verbesserten Bedingungen werden allerdings nur von kurzer Dauer sein. Denn im kommenden Jahr geht der Stau-Frust von vorn los. „Deshalb bauen wir die Tempolimitschilder zwischen Bargteheide und Bad Oldesloe auch nicht ab, sondern drehen sie nur um“, so Ruge.

Firma Alpine Bau Deutschland GmbH meldete im Juni Insolvenz an

Ursprünglich sollten die Bauarbeiten auf der A 1 im November dieses Jahres fertiggestellt werden. Doch im Juni meldete die zuständige Firma Alpine Bau Deutschland GmbH, die im vergangenen Herbst den Zuschlag für das 10,5-Millionen-Euro-Projekt bekommen hatte, Insolvenz an. So ruhten die Arbeiten auf der Baustelle mehrere Wochen. Der Versuch, den Auftrag direkt weiterzugeben, scheiterte trotz langer Verhandlungen. Das Land Schleswig-Holstein und der Bund hatten die beiden Unternehmen ins Auge gefasst, die bei der ursprünglichen Ausschreibung die Plätze zwei und drei belegt hatten. Die wollten sich aber partout nicht vertraglich auf einen Fertigstellungstermin festlegen lassen. Ein weiterer Knackpunkt: Das Konsortium soll für die Arbeiten drei Millionen Euro mehr verlangt haben als Alpine.

Deshalb entschloss sich das Land, die A-1-Baustelle noch vor dem Winter zurückzubauen, um ein Nadelöhr zumindest kurzfristig aufzuheben und eine Winterbaustelle mit allen Risiken für Autofahrer zu vermeiden. Der Auftrag für die Grunderneuerung ist inzwischen abermals öffentlich ausgeschrieben worden. Die ausgewählte Baufirma soll mit den Arbeiten spätestens am 31. März 2014 beginnen, bei guten Witterungsbedingungen kann auch früher angefangen werden. Bis Ende 2014 soll die Strecke vollständig saniert sein.