Bei der bundesweiten Aktion wurde auch in Glinde mit einem mobilen Lasermessgerät die Geschwindigkeit der Autos gemessen. Nur wenige waren zu schnell

Glinde. Das war knapp. Wäre Karin Schulze mit ihrem Opel einen Kilometer pro Stunde schneller über den Glinder Holstenkamp gesaust, dann hätte die 73-Jährige einen Punkt in Flensburg, und der Kreis Stormarn hätte 80 Euro kassiert. So bleibt es bei einem Verwarngeld (35 Euro) und einer freundlichen Ermahnung von Polizeikommissaranwärter Clemens Conrad: „Fahren Sie jetzt lieber vorsichtig.“

Karin Schulze ist einer der Bleifüße, die am Donnerstag beim bundesweiten Blitzmarathon der Polizei in eine der vielen Tausend Radarkontrollen geraten sind. Von der Aktion, die zuvor angekündigt worden ist, hat die Rentnerin gehört. Auf dem Weg vom Arzt zum Supermarkt hat sie dann aber nicht mehr die potenziellen Blitzer, sondern Besorgungen im Kopf und ihren Wagen auf 50 statt der erlaubten 30 Kilometer pro Stunde beschleunigt.

Karin Schulze, die seit 1977 ihren Führerschein hat, ist nicht die Einzige, die beim Blitzmarathon von Polizeihauptmeisterin Petra Hoff, Polizeimeister Andreas Wölfel und Clemens Conrad, Polizeikommissaranwärter und Praktikant auf der Glinder Wache, mit der Kelle aus dem Verkehr gewunken wurde. Auch im übrigen Kreis sind Raser erwischt worden.

Die Anzahl der geblitzten Verkehrssünder und ihrer Verstöße sollen von den Polizeidienststellen nicht veröffentlicht werden. Es gehe bei dieser Aktion schließlich nicht ums Abkassieren, sondern um „aktive Vorbeugung“, heißt es dazu aus dem schleswig-holsteinischen Innenministerium. Die meisten Kontrollstellen seien deswegen bereits in den Tagen zuvor bekannt gegeben worden. Im Kreis Stormarn etwa die Ohlstedter Straße im Ammersbeker Ortsteil Hoisbüttel, die Bundesstraße 404 bei Grönwohld und die Autobahn 1 zwischen dem Kreuz Ost und der Anschlussstelle Barsbüttel.

In Glinde konnten sich Raser allerdings nicht so sicher sein. Mit dem mobilen Geschwindigkeitsmessgerät sind Hoff, Wölfel und Conrad an mehren Orten im Einsatz gewesen. Bis Redaktionsschluss auf sechs unterschiedlichen Straßen. Darunter: der Oher Weg, der Holstenkamp, der Willinghusener Weg und die Straße Kaposvár-Spange. „Das sind die Straßen, auf denen oft gerast wird“, sagt Petra Hoff. Am Tag der Blitzmarathons allerdings deutlich weniger als üblich, sagt die Polizeihauptmeisterin. Und die wenigen Verkehrssünder, die den Polizisten ins Netz gehen, sind maximal 20 Stundenkilometer zu schnell. „Die Ankündigung der Aktion zeigt ihre Wirkung", sagt Hoff.

Recht hat sie. Fast alle Autofahrer schleichen im Schneckentempo mit ihren Wagen an den Kontrollstellen vorbei. Einige winken, fast alle grinsen. Sie freuen sich offenbar, dass sie die Polizisten und den Geschwindigkeitsmess-Laser rechtzeitig entdeckt und den Fuß vom Gas genommen haben. Doch das hilft nicht immer. „Der Laser kann auch auf mehrere Hundert Meter Entfernung die Geschwindigkeit messen“, sagt Petra Hoff. Messungen bis zu einer maximalen Entfernung von 249 Meter dürfen die Polizisten gegen die Verkehrsteilnehmer verwenden. Und auf diese Distanz, sagt die Polizistin, würden die wenigsten das filigrane Gerät am Straßenrand erkennen.

Mit dem Messgerät, das sich die Glinder Polizisten mit den Kollegen aus Barsbüttel teilen, legen sich die Beamten regelmäßig auf die Lauer. „Eigentlich immer, wenn wir die Zeit haben“, sagt Petra Hoff. Die Reaktion der ertappten Raser sei meist dieselbe: Scham. Krude Ausreden und Wutanfälle, das sei bei den Glindern allerdings kein Thema.