Betreiber des früheren Woodpecker in Altona wecken Restaurant am Mönchteich bei Trittau aus dem Dornröschenschlaf

Trittau. Ein unauffälliges Schild mit einem Specht weist den Weg in den Wald. Über einen Kiesweg rumpelt der Besucher zum Parkplatz, und dort, umsäumt von jahrzehntealtem Gehölz, steht es: das Woodpecker. Außen ein 50er-Jahre-Bau, innen hell, holzlastig, gemütlich. Ein moderner Landgasthof – mit Eckbank und Wirtshausbestuhlung, mit hellem Holzboden und neuem Kaminofen. Seit Kurzem begrüßen Thomas Lüth und Martina Witt Gäste in der früheren Mönchsquelle am Mönchteich auf halber Strecke zwischen Trittau und Lütjensee.

Woodpecker? Hamburger Kneipenkundige horchen bei dem Namen auf: Das gab es doch schon mal. Richtig, in Hamburg-Altona, von 1984 bis 2011. Gemeinsam mit seinem Bruder hatte der 55-jährige Thomas Lüth den Laden geführt. Die Kneipe war Institution, unzählige Stammgäste gingen ein und aus, darunter auch zahlreiche SPD-Politiker wie Olaf Scholz. Ein kerniger Schuppen für durstige Hamburger. Ganz anders als das urige Waldrestaurant anno 2013.

Am 23. Dezember 2011 schloss Thomas Lüth ein allerletztes Mal die Tür des alten Woodpecker an der Max-Brauer-Allee. Ein Bruch nach 27 Jahren Kneipengeschichte. „Die Luft war einfach raus“, sagt Lüth. Das alte Fachwerk war marode. Hinzu kam, dass der Umsatz nach den strengeren Regeln für Raucher eingebrochen war. Das habe die Lüths schwer getroffen. In den letzten drei Monaten half die 30-jährige Witt im alten Woodpecker aus. Dann beschlossen sie, etwas Neues, Eigenes zu machen. „Auf keinen Fall wollten wir den neuen Laden auch Woodpecker nennen“, sagt Witt und lacht. Nächtelange Überlegungen: Wie heißt unser Waldrestaurant stattdessen? Letztlich half der Zufall: Eines Abends saßen beide auf der Terrasse ihres neuen Lokals. Absolute Stille, sie dachten nach: „Und dann machte es ‚tok, tok‘ – ein Specht. In dem Moment habe ich mich geschlagen gegeben: Nennen wir es wieder Woodpecker“, erzählt Witt. Nun passe der Name auch endlich: Woodpecker ist das englische Wort für Specht.

„Eigentlich ist die Gastronomie ein Killer für eine Beziehung“, sagt Witt. Sie kommt ursprünglich aus der Werbebranche, hat eine Ausbildung zur Kauffrau für Marketing und Kommunikation gemacht. Trotzdem machten sie und ihr Lebensgefährte Lüth sich auf die Suche nach ihrem Projekt, besonders sollte sie sein: „Keiner von uns ist ein Sternekoch, deshalb musste die Location stimmen“, sagt Witt. In Hamburg gaben sie schnell auf: Pachten kam nicht infrage, 30 Euro pro Quadratmeter zu zahlen: inakzeptabel. „Da würde man sich doch fragen, für wen man überhaupt sein Bier zapft“, sagt Lüth. So erweiterten sie ihren Suchradius bis zur Ostseeküste. Sie wollten sich inspirieren lassen von einer neuen Location, ein bisschen herumspinnen. Und plötzlich fanden sie im Internet, was sie suchten: das Domizil der früheren Mönchsquelle. Einsam und lauschig, mitten im Wald.

„Heruntergekommen“ ist das Erste, was dem Paar bei der Besichtigung einfiel. Doch beide sahen Potenzial. Und den Mönchteich: Für Wasser- und Segelfan Thomas Lüth genau das Richtige. Und für Labrador Hannibal auch. Im August 2012 kauften sie Haus und Land dem Forstamt ab. Zuvor hatte das Gebäude zwei Jahre leer gestanden, „das Haus war massiv sanierungsbedürftig, aber die Substanz war vielversprechend“, sagt Lüth.

Jahrzehntelang hatte das Haus die Mönchsquelle beherbergt, eine Institution der Region. 1960 hatte die Familie Dödelmann das Haus gepachtet, zu einer hölzernen Kneipe mit Campingplatz im Wald gemacht. 1978 übernahm der Sohn die Mönchsquelle und bot „Bier und was zu essen“ an, wie seine Frau, Helga Heydorn, erzählt. Vor 17 Jahren eröffneten die Heydorns parallel ein Gasthaus in Trittau, irgendwann schlossen sie die Mönchsquelle aufgrund der Doppelbelastung. Die Lütjenseer Bürgermeisterin Ulrike Stentzler begrüßt, dass mit dem Woodpecker ein neues Restaurant eröffnet hat.

Eigentlich wollten Lüth und Witt schon im Mai dieses Jahres eröffnen. Doch dann stellten sie immer mehr Mängel fest, hervorgerufen durch den Handwerker, den sie beschäftigten. Das Dach musste noch einmal gedeckt, die Sanitäranlagen mussten überarbeitet werden. Der Schaden war erheblich, doch Lüth und Witt wollten sich nicht die Freude an dem nehmen lassen, was sie über ein Jahr liebevoll restauriert hatten. Das Sommergeschäft haben sie verpasst, von nun an gibt es nur noch Platz für 30 Besucher im Innenraum. Doch schon vom ersten Tag an kamen die Gäste: zunächst jene, die wissen wollten, was aus der Mönchsquelle geworden ist. Wie Bettina Zabel, die schon als Kind Ausritte zur Mönchsquelle machte, um dort an einer Cola zu nippen. Sie findet das neue Woodpecker „ganz zauberhaft“, wie sie sagt. Zabel will nun regelmäßig kommen.

Witt ist überrascht, wie schnell sich erste Stammkunden zusammengefunden haben: „Mein Lebensgefährte sagt schon, das sei hier ein einziger Kuschelverein“. Ein bisschen so wie einst im Woodpecker an der Max-Brauer-Allee in Hamburg-Altona.