Aus für das Ahrensburger Gotteshaus sei nicht zu verhindern. Finanzvorstand ruft zum konstruktiven Dialog auf

Ahrensburg/Hamburg. Mit einem eindringlichen Appell zu mehr Sachlichkeit und konstruktiver Zusammenarbeit im Streit um die Entwidmung der St. Johanneskirche wendet sich Christian M. Werner an den Förderverein des Gotteshauses. Werner ist Vorsitzender des Finanz- und Controllingausschusses der Kirchengemeinde, der im Frühjahr 2013 aufgrund der prekären Finanzlage gegründet wurde.

Der Ahrensburger Diplombetriebswirt hatte der Mittwoch-Ausgabe dieser Zeitung entnommen, dass der Kieler Juraprofessor Klaus Blaschke bei einer Vortragsveranstaltung die Schließung der Kirche an der Rudolf-Kinau-Straße quasi für unrechtmäßig erklärt hatte. Werner hat zwar Verständnis für den Unmut vieler Gemeindeglieder, doch leider werde in der Diskussion „mit Unwahrheiten gearbeitet“. Die Schließung der Kirche und des Gemeindehauses sei und bleibe alternativlos. Anstatt konstruktive Vorschläge zur neuen Situation in der Gemeinde zu unterbreiten, würden erneut Versuche unternommen, „den Kirchengemeinderat schlecht aussehen zu lassen“.

Die Bombe platzte am 7. März dieses Jahres. „Schuldenlast – Aus für Ahrensburger Kirche“, titelte die Abendblatt-Regionalausgabe damals. Wegen eines Defizits in Höhe von rund 80.000 Euro und einer drohenden Haushaltssperre hatte sich der Kirchengemeinderat zur Aufgabe des Standortes im Westen der Stadt entschieden. Mit den Worten, „ein schmerzlicher Schritt nach langer Diskussion mit Blut, Schweiß und Tränen“, versuchte Pastorin Anja Botta damals um Verständnis zu werben. Ohne Erfolg. Was folgte, waren teils heftiges Reaktionen aus der Gemeinde. Schnell hätten einige Kritiker „die Ebene der sachlichen Auseinandersetzung verlassen“, wie Bottas Kollegin Angelika Weißmann feststellte, es habe sogar „Anfeindungen jenseits des Anstandes“ gegeben.

Das sei nicht nur inakzeptabel, sagt Kirchen-Finanzvorstand Werner, die unpopulären Maßnahmen seien nun einmal nicht zu verhindern. Das strukturelle Defizit belaufe sich auf etwa 100.000 Euro. Die erwarteten Steuereinnahmen in Höhe von 435.000 Euro „reichten vorn und hinten nicht“. In den vergangenen zehn Jahren musste der Personalbestand um etwa 40 Prozent reduziert werden. Die Grenze des Zumutbaren sei erreicht. Und dennoch müsse sich die Gemeinde „auf weitere Einschnitte einstellen“.

Zu dem Vorwurf des Juristen Blaschke, das Gotteshaus hätte nach Kirchenrecht ohne vorherige Entwidmung nicht geschlossen werden dürfen, sagt Werner: „Ich war bei der Veranstaltung im Marstall nicht dabei. Aber wenn Herr Blaschke das tatsächlich so gesagt hat, ist das wahrheitswidrig. Denn selbstverständlich haben wir alle Schritte mit der Rechtsabteilung abgestimmt.“ Zu der Ankündigung des Förderverein-Vorsitzenden Hans-Peter Hansen, einen Antrag auf Öffnung der Kirche zu stellen und diese möglicherweise juristisch durchzusetzen, sagt Werner: „Wir alle wünschen uns eine andere Situation. Aber es gibt keine andere Möglichkeit, als auf den unwirtschaftlichsten aller Ahrensburger Standorte zu verzichten.“ Das Vorgehen des Fördervereins sei „nicht zielführend“, Realitäten würden nicht anerkannt. Werner selbst habe persönlich Gespräche mit Mitgliedern geführt. Und dabei deutlich machen wollen, dass der Kirchengemeinderat an „konstruktiven Vorschlägen“ zur neuen Situation interessiert sei. Werner: „Wir wollen die Gemeinde nicht ausgrenzen, sondern mitnehmen. Aber die aktuellen Aktivitäten des Fördervereins laufen diesem Bestreben zuwider.“

Ein Indiz dafür sind für Vize-Nordkirchen-Pressesprecher Mathias Benckert die Anwürfe Hansens gegen Anja Botta. Der Vereinsvorsitzende hatte gesagt: „Die Pastorin lebt auf 160 Quadratmetern allein mit ihrer Tochter.“ Teile der Immobilie Am Hagen könnten anderweitig vermietet oder verkauft werden. Benckert dazu: „Ich wundere mich über diese Argumentation. Schließlich zahlt Frau Botta Miete für ihre Dienstwohnung.“ Hans-Peter Hansen fordert von der Kirche ein Gesamtkonzept zur Zukunft aller kirchlichen Immobilien in der Schlossstadt, um möglicherweise so die Entwidmung von St. Johannes abwenden zu können. Dabei hatten Christian M. Werner und dessen Mitstreiter im Kirchen-Finanzvorstand, Ruth Wölber und Anja Botta, die Bemühung schon vor sechs Monate quasi im Ansatz für gescheitert erklärt. Auf rund 600.000 Euro belaufen sich die Schätzungen für eine Sanierung von Gemeindehaus und Kirche an der Rudolf-Kinau-Straße, hinzu kämen die immensen Betriebskosten für das „energetisch stark sanierungsbedürftige Gotteshaus“, das zwar rund 400 Gläubigen Platz bietet, aber in das zuletzt nach Auskunft Bottas im Schnitt gerade einmal rund 30 Besucher kamen. Das kirchliche Gemeindeleben habe sich auf ehrenamtliche Arbeit in Gruppen verlagert, aus der Not geboren müssten die Gemeindeglieder längere Wege in Kauf nehmen, sich Räume teilen und einander gegenseitig unterstützen.

Zurzeit jedoch scheinen die Gräben eher tiefer zu werden zwischen Förderverein und Kirchengemeinderat. Obwohl Propst Hans-Jürgen Buhl und Bischöfin Kirsten Fehrs den Streit bereits zur Chefsache erklärt haben. Ein Gespräch beider mit Mitgliedern des Fördervereins hat es schon gegeben. Nach Informationen dieser Zeitung ist ein weiteres mit den hiesigen Kirchenoberen geplant. Und sogar über eine Schlichtungstermin werde laut nachgedacht. Ausgang? Ungewiss.