Benefizgala in Ahrensburg anlässlich Vince Webers 60. Geburtstags

Ahrensburg. Geburtstagspartys für Boogie-Woogie-Legenden werden in Ahrensburg bei Kaffee und Torte geplant. In herzlicher Atmosphäre also. So haben es NDR-Pianist Gottfried Böttger und die Veranstaltungsmanagerin Felizitas Thunecke im Frühjahr gemacht. Nicht minder herzlich als ihre Idee, Musiker Vince Weber zu dessen 60. Geburtstag mit einer Gala zu ehren, ist der Gedanke dahinter. Denn dem Mann, der bereits im Vorprogramm von Bob Dylan gespielt, mit Otto Waalkes Platten aufgenommen und 14 Jahre lang einmal im Monat das Kultkonzerthaus Fabrik in Hamburg-Altona mit Boogie-Woogie und Blues zum Beben gebracht hat, geht es schlecht. Seit einem Schlaganfall kann der Pianist nicht mehr an seinem Instrument spielen. „Und ohne Auftritte kommt bei einem Musiker auch kein Geld in die Haushaltskasse“, sagt Thunecke.

Aus diesem Grund ist die Geburtsgala für den Hamburger am Freitag, 18.Oktober, gleichzeitig Benefizfestival für das Geburtstagskind. „Die Erlöse des Abends gehen an Vince“, sagt die Veranstalterin. Seit dem Frühjahr habe sie sich die „Finger wund telefoniert“, um alles zu organisieren. Dafür kann sich das Programm für den Abend sehen lassen: Mehr als 50 Künstler sollen an dem Abend auf den vier Bühnen auf dem Gutshof-Gelände an der Lübecker Straße auftreten. Darunter bekannte Stars wie Gottfried Böttger oder Inga Rumpf (Frumpy). Auch einige Überraschungsgäste soll es geben. Wer das ist, will Thunecke nicht verraten. So viel nur: „Ihre Namen sind durchaus bekannt“, sagt Thunecke.

Die meisten Künstler hätten ohne zu zögern zugesagt, sagt Thunecke. „Einige haben sogar noch andere Auftritte an dem Tag und packen dann schnell ihre Sachen, um nach Ahrensburg zu kommen“, sagt die Veranstalterin. Eine Sause ganz nach dem Geschmack des „Boogieman“. Sehr freue sich Vince Weber auf die Veranstaltung, sagt Thunecke. So sehr, dass er sogar selber für ein paar Lieder ans Mikrofon treten möchte. Denn singen, das könne er auch ganz vorzüglich, meinen seine Freunde und Fans. Wer sein ganzes Leben der Musik verschrieben hat, den kann offenbar auch ein Schlaganfall nicht aufhalten.

Bereits im Alter von zehn Jahren saß Vince Weber am Klavier. Kurz darauf hat er mit Thomas Kleibeler, einem seiner ältesten Freunde, eine Band gegründet. „Mit 15 sind wir dann schon durch die Hamburger Musikkneipen getingelt“, erzählt der 60-Jährige. Er mit der Gitarre auf den Rücken geschnallt, Weber immer auf Ausschau nach einem Piano in den Bars und Kneipen. „Wir wollten an den Abenden handgemachte Musik hören, aber auch selber spielen“. sagt er. Es war die Zeit, kurz bevor die Hamburger Szene um die Musikkneipe Onkel Pö in Pöseldorf in den 70er-Jahren zum Leben erwachte – eine Szene, in der Vince Weber ordentlich mitmischte. Und nicht nur er: Auch Sänger Udo Lindenberg, Spaßvogel Otto Waalkes, Kabarettist Hans Scheibner, Inga Rumpf, Gottfried Böttcher und viele, viele andere. So, wie die Hamburger Szene weitaus mehr als die Musik in der Hansestadt prägte, so drückte auch Vince Weber dem Blues und Boogie-Woogie in ganz Deutschland den Stempel auf.

So wird auch auf seiner Gala Boogie-Woogie und Blues den Abend bestimmen, doch nicht ausschließlich. Mit lokalen Bands wie „Pfefferminz“ bekommen die Besucher auch Rock auf die Ohren. Die Band um Sänger Andreas „Hebbi“ Gramko sowie die Lokalmatadore von Paperclips und Indigo Rocks sorgen ganz nebenbei auch dafür, dass es überhaupt laut werden kann und stellen ihre Ausrüstung für die Auftritte der Musikerkollegen zur Verfügung. Auch das Park Hotel, der Marstall, die Inhaber von 20Wines sowie Thomas Sievers von M&S Antik lassen sich nicht lumpen und richten in ihren Räumlichkeiten Bühnen für die Geburtsgala her. So viel Solidarität habe Vince Weber in der schweren Zeit verdient, darin sind sich alle Beteiligten einig. „Vince ist einer von den Guten“, sagt Felizitas Thunecke und nickt bestimmt. Und er habe einen tollen Humor, meint Schulfreund Thomas Kleibeler. Mit seinem Witz habe er erst kürzlich bei einem Klassentreffen die alten Schulkameraden unterhalten.

Und dreierlei Gutes zeichne den „Boogiemann“ aus Wandsbek noch aus: Gradlinigkeit, Loyalität und Treue. Seit 29 Jahren ist er mit Frau Annette verheiratet. „In Musikerkreisen ist das durchaus bemerkenswert“, sagt Thunecke. Und apropos Treue: Die allererste Karte für die Benefizgala zu Ehren des Musikers rund um den Ahrensburger Gutshof, die habe übrigens ein früherer Lehrer Vince Webers gekauft.