1985 hat das Ehepaar L. das Haus in Ahrensburg gekauft und dort fünf Kinder großgezogen. Jetzt ist es ausgebrannt

Ahrensburg. Als sich die Flammen durch die zweite Etage ihres Wohnhauses fressen, sitzen Wolfgang und Kirsten L. aus Ahrensburg im Auto. „Unsere Tochter Astrid hat uns auf dem Handy angerufen und gesagt, dass das Haus brennt“, sagt Wolfgang L., der seinen Nachnamen lieber nicht veröffentlicht sehen möchte. Der 63 Jahre alte Flugzeuggerätemechaniker war mit seiner Ehefrau Kirsten, 47, in der Innenstadt. Beim verkaufsoffenen Sonntag hat das Ehepaar in einem Geschäft Blumen für den Garten gekauft. „Die stehen immer noch im Kofferraum“, sagt Wolfgang L. Seine Stimme wird rau, als er über das Feuer spricht.

Langsam, so sagt er, begreife er, was passiert ist, welche Konsequenzen der Hausbrand für die siebenköpfige Familie hat. Wie das Unglück am Sonntagnachmittag begonnen hat (wir berichteten), das haben Wolfgang und Kirsten L. die Kinder erzählt. Sie waren beim Ausbruch des Feuers im Haus. Gegen 15.15 Uhr habe der Feueralarm in der zweiten Etage des Einfamilienhauses an der Gustav-Delle-Straße geschrillt. Das Zimmer des 27 Jahre alten Tobias liegt am nächsten zum Brandherd. Er habe den Feuerlöscher genommen und sei den Rauchschwaden, die bereits durchs Haus waberten, gefolgt. Das Feuer, das sei zu dem Zeitpunkt bereits außer Kontrolle gewesen, hat er seinen Eltern gesagt. Mit seinen drei jüngeren Brüdern und Schwester Astrid (im Alter zwischen 14 und 20) sei er deswegen aus dem Haus geflüchtet. Sie hätten dann die Feuerwehr gerufen. Kurz darauf parken Wolfgang und Kirsten L. das Familienauto am Straßenrand. „Ich habe noch versucht, das Feuer mit dem Gartenschlauch zu löschen“, sagt der Familienvater. Es war aussichtslos.

Die Freiwilligen Feuerwehren Ahrensburg, Ahrensfelde und Wulfsdorf erreichen den Einsatzort mit 15 Einsatzfahrzeugen und 53 Löschkräften. Zu diesem Zeitpunkt lodern die Flammen bereits meterhoch aus dem Dachstuhl. Bis die Rettungskräfte mit dem Löschen beginnen können, vergehen noch Minuten. Einsatzleiter Florian Ehrich: „Wenn wir am Brandort ankommen, müssen sich die Kameraden einen Überblick verschaffen, das Vorgehen koordinieren und schließlich die Gerätschaften wie Schläuche und Werkzeuge einsatzbereit machen.“

Warum das Feuer in dem Zimmer im Obergeschoss ausbrach, ist noch unklar. Brandursachen-Ermittler der Kriminalpolizei haben am Montag das Haus untersucht. Verwertbare Ergebnisse werde es wohl erst in den kommenden Tagen geben, sagt Polizeisprecher Andreas Dirscherl.

Eines scheint schon festzustehen: Das Haus der Familie L. ist ein Totalschaden. Das Obergeschoss ist rußgeschwärzt, der Dachstuhl vom Feuer zerfressen und vor dem Haus liegen verkohlte Möbel. Selbst viele Meter von dem Einfamilienhaus entfernt liegt noch Geruch von Verbranntem in der Luft. Wände und Böden des Untergeschosses, das vom Feuer verschont geblieben ist, haben Löschwasser gesogen.

Erst nach viereinhalb Stunden Einsatz war das Feuer am Sonntag gelöscht. Tausende Liter Wasser wurden laut Feuerwehr benötigt. „Kurzfristig haben wir um die 1000 Liter pro Sekunde auf das Feuer gegeben“, sagt Ehrich. Weil sich im Haus die Temperatur auf etwa 800 Grad erhitzt hatte, mussten die Retter Dachschindeln entfernen und den Löschangriff von außen starten. Erst später konnten die Feuerwehrleute mit Atemschutzgeräten und Sicherheitskleidung in das Haus vordringen und die Brandherde aus der Nähe bekämpfen. Ein anstrengender Einsatz. „Am Abend haben wir noch die Ortswehr aus Bünningstedt zur Verstärkung angefordert“, sagt Ehrich.

Die letzten Feuerwehrleute haben den Einsatzort am Sonntag um 23 Uhr verlassen – nach Abschluss der Brandwache, die aufpasst, dass nicht ein verstecktes Glutnest noch ein erneutes Feuer entfacht. Zu diesem Zeitpunkt hat die obdachlose Familie eine vorläufige Unterkunft gefunden. Wolfgang und Kerstin L. wohnen bei Verwandten, ihre Kinder sind bei Freunden untergekommen. Wie und wann es weitergeht, wissen sie noch nicht. „Das Haus war fast 20 Jahre lang unser Zuhause“, sagt Wolfgang L. „Wir haben es 1985 kurz nach unserer Hochzeit gekauft und mit viel Einsatz auf Vordermann gebracht.“