Verwaltung will Neubau am Mühlenredder forcieren, viele Politiker sind dagegen. Heute Gipfeltreffen der Fraktionen

Reinbek. Die Diskussion um den längst überfälligen Neubau der Reinbeker Feuerwehrwache geht in die nächste Runde. Die Stadtverwaltung macht einen neuen Versuch, den Grandplatz am Mühlenredder als Standort für einen Neubau durchzusetzen. Laut einer Beschlussvorlage für den Feuerwehrausschuss am Donnerstag soll der Standort festgelegt werden. Dann sollen auch 108.000 Euro für die Planung bereit gestellt werden.

Andere Standorte kommen laut Reinbeker Verwaltung nicht infrage

In dem Papier wird auch dargelegt, weshalb andere Standorte wie der Bauhof nicht in Frage kämen: Die Feuerwehr könne von dort aus nicht alle Stadtteile schnell genug erreichen. Die Feuerwehrführung steht hinter dem Papier und drängt auf eine Entscheidung. Doch in der Politik ist der Standort Mühlenredder nicht mehrheitsfähig. Die Fraktionen wollen am heutigen Montag eine eigene Lösung suchen.

Klar ist: Am derzeitigen Standort an der Klosterbergenstraße kann die Feuerwehr nicht bleiben. Das geht aus einem Bericht der Hanseatischen Feuerwehrunfallkasse (HFUK) hervor, der schon Anfang 2012 vorgelegt wurde. Bemängelt wurde unter anderem, dass es zu wenig Platz für die Feuerwehrfahrzeuge gibt, außerdem sei die Deckenhöhe für moderne Fahrzeuge zu gering. Die HFUK mahnte Veränderungen an, ansonsten könnte die Stadt im Schadensfall in Haftung genommen werden. Die Feuerwehrleute warten auf eine Entscheidung, der Frust wächst: „Wir haben hier Wagen stehen, die 30 Jahre alt sind. Und die können wir nicht ersetzen, weil wir neue Wagen gar nicht unterstellen könnten“, sagt der Gemeindewehrführer Karsten Hein.

Wegen der Mängel an dem derzeitigen Gebäude, das in den 60er-Jahren gebaut wurde, muss die Feuerwehr schon jetzt Fahrzeuge auf dem Gelände des 1,5 Kilometer entfernten städtischen Bauhofes parken. Bedingungen, die die Arbeit der Brandschützer erschweren. Dabei ist für Karsten Hein klar, wie eine Entscheidung aussehen müsste: „Unsere Position ist, dass am Mühlenredder gebaut werden muss. Alle anderen Standorte sind ungeeignet.“ Jürgen Vogt-Zembol, büroleitender Beamter in der Stadtverwaltung, bekräftigt: „Es ist sehr deutlich, dass alle anderen Standorte aus der Reihe fallen.“

Die Feuerwehr muss innerhalb von zehn Minuten am Einsatzort sein

Das Argument der Verwaltung ist die sogenannte „Hilfsfrist“. Demnach müssen Einsatzorte innerhalb von zehn Minuten erreicht werden. Auf dieses Kriterium hin wurden alternative Standorte wie der städtische Baubetriebshof sowie Flächen an der Straße Steinerei, der Schönningstedter Straße/Wohltorfer Straße und südlich der Sachsenwaldstraße untersucht. Ebenfalls geprüft wurde eine Fläche westlich von Hinschendorf.

Das Ergebnis: Die Hilfsfrist könne nur dann immer eingehalten werden, wenn am Mühlenredder gebaut wird. Den dortigen Grandplatz, der im Besitz der Stadt ist, nutzt zurzeit die Turn- und Sportvereinigung (TSV) Reinbek. Doch aus Sicht des Vereins ist der Platz ohnehin sanierungsbedürftig. Die Stadt müsste dem Verein Ersatz zur Verfügung stellen – für die TSV wäre es wohl eine Verbesserung.

Lediglich in der Politik gibt es Widerstände gegen diese Lösung. Und die sind groß. So der Stadtverordnete Herbert Kaphengst, der für die CDU im Feuerwehrausschuss sitzt: „Wir sind gegen den Standort.“ Sein Hauptargument: Direkt gegenüber liegt das Reinbeker Schulzentrum, direkt dahinter wird eine Kita gebaut. „Wenn es dort nur ein Unglück gibt, wird man uns große Vorhaltungen machen." Ähnlich sieht es der SPD-Fraktionsvorsitzende Volker Müller: „In der Umgebung sind 1000 Kinder. Der Standort wäre riskant.“ Grünen-Fraktionschef Günther-Herder-Alpen führt ein weiteres Argument ins Feld: „Dort zu bauen würde Folgekosten nach sich ziehen. Denn wir müssten uns ja um Ersatz für den TSV kümmern.“ Heinrick Dierking vom Forum 21 sagt dazu: „Den Standort Mühlenredder akzeptieren wir bestimmt nicht.“

Lediglich der FDP-Fraktionschef Bernd Uwe Rasch kann sich vorstellen, diese Variante umzusetzen. Dass die „verkehrliche Situation nicht ideal“ sei, räumt aber auch er ein.

Wie geht es also weiter? SPD und CDU haben die übrigen Fraktionschefs für heute Abend zu einem Gipfeltreffen eingeladen. Dort soll ausgelotet werden, ob sich die Fraktionen auf eine gemeinsame Variante einigen können. CDU und SPD könnten sich einen Neubau unter anderem auf dem Gelände des Bauhofes vorstellen. Zum Thema Hilfsfrist sagt Volker Müller: „Das sollte noch einmal untersucht werden.“ Die Geduld der Feuerwehrleute will aber auch er nicht länger strapazieren: „Wir wollen in diesem Jahr einen Standortbeschluss samt Auftragsvergabe.“

Am Donnerstag, 10. Oktober, tagt der Feuerwehrausschuss ab 19.30 Uhr im ersten Stock des Rathauses (Hamburger Straße 5).