Eine Glosse von Bibi Maaß

Meine Güte ist unsere Zeit heute schnelllebig. Alle Welt hetzt, um da mitkommen zu können. Wer heute einen Spaziergang machen will, muss aufpassen, dass er nicht von einer Horde Jogger überrannt wird.

Vorbei die Zeit, als Pärchen in zärtlichen Umarmungen gemütlich durch Parks und an Seeufern flanierten. Heutzutage ist jeder Weg, jede grüne Planstraße, jeder Wald und jeder Park von Schweiß triefenden, Kopfhörer tragenden Lauf-Junkies bevölkert, die ihrer Zeit hinterherrennen. Parkbänke werden zweckentfremdet für kurze Boxenstopps, in denen noch schnell eine SMS oder E-Mail abgesetzt wird.

Wer heute nicht ein paar Laufschuhe mit Luftpolster sowie einen ganzen Stapel federnder Sportsocken sein Eigen nennt und mindestens einen Marathon absolviert hat, ist aber sowas von out!

In jedem dritten Schlafzimmer in Deutschland steht ein Fitnessgerät, eingezwängt zwischen Schrank und Bett, und in jeder vierten Geldbörse steckt die Mitgliedskarte einer Mucki-Bude.

Nach der Arbeit geht’s nicht etwa auf ein Bier oder eine gemütliche Skat-Runde mit Freunden, sondern zum Work-out – was zu Deutsch nicht etwa Feierabend bedeutet, sondern das Gegenteil. Am Abend wird der Körper gestählt, um fit für den nächsten Arbeitstag zu sein.

Und das Resultat dieser Hetze? Die Geburtenrate ist im Keller – wahrscheinlich im Fitness-Keller.