Beim bundesweiten Blitzmarathon kommen auch in Stormarn Laserpistolen und Messanlagen zum Einsatz

Bad Oldesloe. 24 Stunden macht die Polizei Jagd auf Raser – doch von Abzocke soll keine Rede sein. Denn die Kontrollstellen des bundesweiten sogenannten Blitzmarathons werden vor der Aktion am 10. Oktober im Internet veröffentlicht. Auch in Stormarn sollen vier Radaranlagen am Donnerstag ab 6 Uhr morgens bis Freitagfrüh aufgestellt werden. Das Innenministerium hofft, mit dieser Transparenz die Akzeptanz der Geschwindigkeitsüberwachung zu erhöhen und spricht von einer „aktiven Vorbeugung“.

„Überhöhte Geschwindigkeit ist nach wie vor die häufigste Ursache für tödliche Verkehrsunfälle und Unfälle mit Verletzten“, sagt Schleswig-Holsteins Innenminister Andreas Breitner und fügt hinzu: „Maßnahmen zum Schutz von Leben und Gesundheit sind keine Abzocke.“ Denn landesweit ist jeder fünfte Unfall mit Verletzten oder Toten auf zu hohe Geschwindigkeit zurückzuführen. Somit gehen in Schleswig-Holstein 5379 von insgesamt 14.921 Verletzten sowie 29 getötete Verkehrsteilnehmer auf das Konto von Rasern.

Polizei geht auch Hinweisen von Anwohnern und Autofahrern nach

Auch in Stormarn sind diese Zahlen erschreckend hoch. 2012 zählten die Beamten im Kreis 1036 verletzte Menschen, davon 109 schwer Verunglückte, sieben Menschen starben. Deswegen werden die Beamten im Kreis unter anderem auch an Unfallschwerpunkten Blitzanlagen aufstellen.

Die B 404 in Grönwohld ist so eine Straße. „Dort ist die Zahl der Unfälle zwar nicht besonders hoch, aber wenn es kracht, dann richtig“, sagt Jörg Konkat vom Autobahn- und Bezirksrevier in Bad Oldesloe, das für die Verkehrsüberwachung im Kreis zuständig ist. Zwischen 12 Uhr und 18.30 Uhr werden die Beamten dort die Geschwindigkeit der Autofahrer messen. Konkat: „Überwiegend ist dort zu schnelles Fahren die Unfallursache.“

Neben dieser Bundesstraße sollen während der Blitzmarathons auch Straßen kontrolliert werden, an denen Schulen, Alten- oder Behindertenheime liegen. Die Oldesloer Beamten werden deswegen zwischen 6 und 11 Uhr eine Blitzanlage an der Ohlstedter Straße im Ammersbeker Ortsteil Hoisbüttel aufstellen. An dieser Straße liegt die Behinderteneinrichtung Vogthof.

In Glinde werden die Beamten der örtlichen Polizei im gesamten Stadtgebiet messen. Und auch auf der Autobahn 1 wird zwischen dem Kreuz Ost und der Anschlussstelle Barsbüttel geblitzt. Weitere Messungen in Stormarn sind bisher noch nicht bekannt.

Beim 24-Stunden-Blitzmarathon können sich auch Verkehrsteilnehmer und Anwohner bei der Polizei melden, um Straßen zu nennen, auf denen zu schnell gefahren werde. Beispielsweise hat die Polizei in Hamburg dafür eine Hotline sowie ein Formular auf ihrer Homepage eingerichtet. In Stormarn gibt es dies zwar noch nicht, dennoch gehen die Beamten allen Hinweisen nach. „Unabhängig von solch einer Aktion melden sich die Bürger bei uns“, sagt Jörg Konkat: „Diesen Hinweisen gehen wir mit Probemessungen immer nach.“

Allerdings stellen die Polizisten häufig fest, dass auf den genannten Straßen die Zahl der Fahrer, die zu schnell unterwegs sind, nicht besonders hoch ist. „Wir melden uns dann auch immer bei den Bürgern, von denen wir den Hinweis bekommen haben und geben unsere Ergebnisse bekannt“, sagt der Polizeihauptkommissar. Häufig seien Mütter die Tippgeber, die sich um ihre Kinder sorgen. „Das können wir auch immer gut nachvollziehen“, sagt Jörg Konkat.

Der positive Effekt soll auch über den Kontrollzeitraum hinaus wirken

Für die Polizei und das Innenministerium ist die Aktion eine Form der Prävention. „Wenn wir unangekündigte Messungen machen, wirkt das natürlich nur bei den Verkehrsteilnehmern, die geblitzt werden“, sagt Jörg Konkat. Kündigt die Polizei indes eine flächendeckende Aktion wie den Blitzmarathon an, erreiche dies natürlich mehr Autofahrer. „Im Sinne der Prävention ist das natürlich zielführend“, sagt der Oldesloer Polizist.

Doch ob das Bewusstsein der Autofahrer auch nach dem 10. Oktober für dieses Thema geschärft bleibt, ist unklar. Konkat: „Das müssen wir abwarten. Aber in der Regel beobachten wir, dass es nur für den Tag gilt.“ Er bezieht sich dabei auf Blitzer, die über den Rundfunk durchgegeben werden. Dann würden die Autofahrer auch angemessen fahren.

Das Innenministerium in Kiel sieht dies anders. Erfahrungen aus ähnlichen Aktionen zeigten, dass nicht nur während des Zeitraums der Kontrollen vorsichtiger gefahren werde. Der Effekt wirke auch darüber hinaus.