Bargteheider Windparkgesellschaft muss deutlich höhere Ausgleichszahlungen leisten als erwartet. Gutachten im Bauausschuss vorgestellt

Bargteheide. Der Windpark am Glindfelder Weg wird erheblich teurer als gedacht. Rund eine Million Euro muss die Bargteheider Windpark GmbH allein für die Ausgleichszahlungen aufbringen. Der Eingriff in das Landschaftsbild schlägt mit rund 730.000 Euro zu Buche, die restlichen rund 270.000 Euro für den Eingriff in den Naturhaushalt sind in Form von Flächenausgleich zu zahlen.

Mit einer so starken finanziellen Belastung hatte man im Rathaus nicht gerechnet. „Das konnte auch niemand. Die Vergleichswerte sahen anders aus. Man war von 400.000 Euro ausgegangen“, sagt Gutachter Raimund Weidlich aus Lübeck, der die nun deutlich höhere Summe am Mittwochabend beim Bauausschuss verkündete – ohne nennenswerte Reaktion. Nur ein leises „Aha, auch das noch“ war zu hören, so wie die gesamte Sitzung im Ganztagszentrum in weiten Teilen sachlich verlief. Trotz der Kampagnen gegen das Projekt im Vorfeld und einer deutlichen Kritik der politischen Spitze an den Windkraftgegnern. Der Showdown blieb aus.

Die Empörung war dennoch groß. Die Geräusche der Windräder seien nicht zumutbar, die gesundheitlichen Gefahren des Infraschalls nicht ausreichend untersucht und keine Referenzdaten ausländischer Gutachter eingeholt worden. Und wie stehe es um einen finanziellen Ausgleich für den Wertverlust der Häuser und Grundstücke?

Auch ein fehlendes Sicherheitskonzept wurde moniert. Was, wenn die Windkraftanlage Feuer fange und ein Plastik- und Ascheregen über Menschen und Häuser wehe? Die Antwort von Bauamtsleiter Jürgen Engfer, dass die Herstellerfirma ein Sicherheitskonzept vorhalte und im Zweifelsfall die Anlage kontrolliert abgebrannt werde, reichte dem fragenden Bürger nicht.

„Einige Politiker sollten sich in die Tonne schämen“, sagte Manfred Lühring. Klein Hansdorf werde regelrecht erdrückt. Zum Lärm und der optischen Beeinträchtigung kämen rote Dioden an den Flügelspitzen hinzu, die auch nachts zu sehen seien. „Die reinste Discobeleuchtung“, meinte eine Frau spöttisch. Der Klein Hansdorfer war noch nicht am Ende. „Das gibt Gegenwind allererster Güte. Wir finden genug Leute“, sagte Lühring und drohte mit Klage.

Der Bargteheider Hans Pirch hatte sich in Sachsen-Anhalt Windanlagen angesehen, wie sie in Bargteheide aufgestellt werden sollen, und lud Verwaltung und Politik dazu ein, hinzufahren und sich die Geräusche anzuhören. Die Einladung wurde nicht spontan angenommen. Dafür bezogen zum ersten Mal Mitglieder des Ausschusses Stellung und bekannten sich zu dem Beschluss für den Windpark.

Als Friedrich Westerworth (CDU) davon sprach, dass er Bürgersinn im Interesse einer globalen Betrachtung und der Förderung des Klimaschutzes erwarte, bekam er von einigen Applaus. Windkraftgegner hingegen skandierten: „Aufhören, aufhören.“ Die Ausschussvorsitzende Renater Mascher (WfB) mahnte zur Fairness und brachte die Debatte wieder ins Lot.

Unter den rund 120 Zuhörern war auch Kämmerer Joachim Teschke, Geschäftsführer der Windpark GmbH. Er ärgerte sich über den ironischen Vorschlag, statt von Bürger- lieber von Stadtvertreterwindpark zu sprechen. „Wenn er so heißen soll, obwohl er zu 100 Prozent den Bürgern gehört, dann weiß ich auch nicht mehr“, sagte Teschke mit dem Hinweis auf das Finanzkonzept. So können sich die Bargteheider und die benachbarten Jersbeker mit einer Einlage von 1000 Euro an der Windparkgesellschaft beteiligen. Es gebe bereits Anfragen. Teschke: „Ich rechne mit einer Rendite von neun Prozent.“

Daran ändere auch die jetzt deutlich höhere Ausgleichszahlung nichts. Für den Eingriff ins Landschaftsbild schreibt der Windkrafterlass eine Zahlung vor. Für den Ausgleich im Hinblick auf den Naturhaushalt können Flächen erworben oder wahlweise Ökopunkte gekauft werden – jeweils einen für einen Quadratmeter. Teschke: „Wir sind in Verhandlungen und wollen Ökopunkte für Flächen in der Region kaufen. Auch wenn das hier teurer ist.“

Die hohe Ausgleichszahlung habe ihn überrascht. Teschke: „Ich muss zugeben, ich war erschrocken. Aber das ist alles noch darstellbar.“ Die Anschubfinanzierung sei für jede Gesellschaft ein Problem. „Wir haben immer noch Sicherheiten für weitere böse Überraschungen.“ Diese Überraschung hatte der Kreis präsentiert. Statt der erwarteten 3,50 Euro hat die Untere Naturschutzbehörde den Preis auf 5,50 Euro pro Quadratmeter erhöht. Der Kreis bekommt dann auch das Geld, um es in den Naturschutz zu investieren.

Um das Risiko zu minimieren, so Bauamtsleiter Engfer, richte sich die Stadt, was den Stromertrag angehe, nach dem „konservativen“ Windgutachten der Firma anemos, Deren Gutachter hatte im Juli eine mittlere Jahresleistung von 21.060 Megawattstunden prognostiziert. Carsten Nording von der Firma Cube sprach am Mittwochabend von 23.401 Megawattstunden. Die Gutachten über Fauna und Flora werden am 21. November nachgereicht. Der Gutachter war erkrankt.