Eine Glosse von Andreas Burgmayer

Sag ich zu dem Kollegen, der soll mir mal eben die Nummer vom SPD-Thönnes geben, dem Kandidaten. Muss den noch was fragen. Wegen Bundestagswahl und so. Der sagt die Zahlenreihe, Mobilfunknummer. Ich tippe das ein, es tutet. „Ja?“ Ich sag mein Sprüchlein. Hamburger Abendblatt, blabla, Bundestagswahl, blabla, Treffen mit der Bundestagsfraktion, blabla und so weiter und so fort. Und am anderen Ende: „Wäh?“ Wie? Ich: „Herr Thönnes, sind sie’s?“

Dann klärt sich alles auf. „Ick bin nich Thönnes. Auch nich so ähnlich, wa. Ick hab nüscht zu schaffen mit een Thönnes. Und mit Bundestagswahl lassen Se mir mal lieber janz in Ruhe. Ick wähl nüscht mehr, die soll’n mer mal wo jerne haben. Ständig rufen hier welche an wegen Thönnes. Ick wünsche nich mehr anjerufen zu wer’n, sagen Se det dem Thönnes, ja?!“

Ich entschuldige mich: „’Tschuldigung, da habe ich hier wohl die falsche Nummer. Kommt nicht mehr vor. Nehmen wir sofort aus unserer Telefonliste.“

Ich sage dem Kollegen Bescheid, dass er sich die Nummer an den Hut stecken kann. Und natürlich nehme ich sie aus der Telefonliste. Allerdings nur aus der virtuellen Karteikarte von Franz Thönnes (SPD). Gespeichert wird sie ab sofort unter „Nichtwähler aus dem Berliner Raum, der gehörig die Schnauze voll hat von der Politik und überhaupt nicht mehr angerufen zu werden wünscht“.

Wer weiß für welche Polit-Geschichte dieser Top-Kontakt noch wertvoll werden könnte. Der kluge Investigativ-Reporter weiß: Nach der Wahlberichterstattung ist vor der Wahlberichterstattung.