Befürworter sehen große Chancen für die Stadt, Gegner fürchten Gesundheitsrisiken. Bauausschuss tagt heute Abend

Bargteheide. Der Bau eines Windparks am Glindfelder Weg rückt näher – und die Diskussion um das Projekt wird hitziger. Eine neue Bürgerinitiative, genannt „Gegenwind Bargteheide“, die sich erst im September gegründet hat, zieht mit großem Aufwand gegen das Vorhaben zu Felde.

Die Mitglieder drucken Flyer in großer Auflage, werben neue Mitstreiter – mehr als 500 hat die Gruppe nach eigenen Angaben schon. Weite Teile der Politik und der Verwaltung hingegen befürworten das Projekt nachdrücklich, in dem sie nicht nur einen Beitrag zur Energiewende, sondern auch große Chancen für die Stadt und die Bürger sehen. Die Argumente der Initiative kritisieren sie als bisweilen unsachlich.

Am heutigen Mittwochabend werden im Bauausschuss weitere Gutachten vorgelegt. Die Gegner wollen sich erneut zu Wort melden. Das Abendblatt stellt die Argumente gegenüber.

Was bedeuten die drei neuen Windräder, die etwa 800 Meter von den nächsten Wohnhäusern entfernt stehen werden und 196 Meter hoch sein sollen, für die Gesundheit? Die Bürgerinitiative fürchtet Risiken durch sogenannten Infraschall, der nicht durch das Ohr wahrnehmbar sei, aber Auswirkungen auf den Körper habe. „Es gibt Gutachten, die das belegen“, sagt Sven Herfurth von der Initiative.

Joachim Teschke, er ist Stadtkämmerer und auch einer der Geschäftsführer der eigens gegründeten Windpark-Gesellschaft, beteuert hingegen: „Wir haben mehrere Gutachten in Auftrag gegeben, unter anderem eines zum Infraschall. Der Experte hat uns versichert, dass die Anwohner sich keine Sorgen machen müssen.“ Die Initiativenmitglieder bezweifeln das.

Die Folgen für die Landschaft sind ein weiterer Kritikpunkt der Gegner. „Wir meinen, dass unser Naherholungsgebiet verschandelt wird“, sagt Sven Herfurth. Dazu Joachim Teschke: „Ich denke, dass da ein Wandel in der Bevölkerung stattfindet.“ Die Menschen würden sich an Windräder in der Landschaft gewöhnen – schließlich habe es früher auch viele Windmühlen aus Holz gegeben. Teschke verweist auch darauf, dass es Ausgleichszahlungen zum Landschaftsschutz geben werde, wenn der Windpark kommt. Laut Bauamtsleiter Jürgen Engfer müsse die Windpark-Gesellschaft insgesamt fast eine Million Euro zahlen, die dann in Ersatzflächen in der Region investiert würden.

Andere Argumente der Initiative haben wenig mit Umwelt und Gesundheit zu tun. Die Mitglieder von „Gegenwind Bargteheide“ kritisieren, dass keine Bürgerbefragung stattgefunden habe – wie zunächst von der Politik versprochen. Dazu Jürgen Weingärtner, Vorsitzender der SPD-Fraktion: „Wir hatten den Bürgerentscheid geplant. Aber das hat deshalb nicht geklappt, weil mit der Aufnahme in den Landesplan ja schon Baurecht geschaffen wurde.“

Weingärtner bezieht sich darauf, dass die Stadt die Fläche beim Land anmeldete – und dann davon überrascht wurde, dass damit schon der Bau von Windrädern zugelassen ist. „Wir wurden in der Frage falsch von einem Gutachter beraten“, räumt Weingärtner ein. Das Argument der Befürworter ist, dass es nun das Beste sei, einen Bürgerwindpark zu bauen, an dem sich alle Bargteheider beteiligen und Anteile kaufen sollen. Anderenfalls könne ein Investor von außen kommen. Die Gegner hingegen werten Vorgänge wie diesen als Beleg dafür, dass das ganze Verfahren nicht richtig abläuft.

So sieht die Initiative auch Interessenverquickungen auf höchster Ebene. Sven Herfurth moniert, dass Matthias Görtz, dem Bruder von Bürgermeister Henning Görtz, 1,2 von insgesamt 25 Hektar der Windeignungsfläche gehören. „Wir fragen uns, ob da nicht Eigeninteressen im Spiel sind“, sagt Helga Dorer.

Joachim Teschke verneint dies: „Der Bürgermeister kann nichts dafür, dass seinem Bruder ein Teil der Fläche gehört.“ Henning Görtz sagt dazu: „Ich habe mich selbst für befangen erklärt und halte mich daran natürlich auch. Das bedeutet, ich beteilige mich nicht am Verfahren.“ Betreffende Sitzungen verlässt er, sie werden von Vertretern geleitet.

Interessenkonflikte sieht die Initiative auch bei Stadtvertretern. Dazu Helga Dorer: „Uns stört, dass sie mit privatem Geld an der Windpark-Gesellschaft beteiligt sind.“ In der Tat sind sieben Bargteheider Politiker unter den Kommanditisten, das ist öffentlich. Dazu Joachim Teschke: „Es waren am Anfang ausschließlich Politiker, die bereit waren, mit Geld in Vorleistung zu gehen. Sie haben überhaupt keinen finanziellen Vorteil davon, nur ein höheres Risiko.“ Es sei darauf geachtet worden, dass Vertreter verschiedener Parteien unter den Kommanditisten seien.

Eine Gesellschafterin ist Ruth Kastner, die in Bargteheide lebende Landesvorsitzende der Grünen. Sie sagt: „Es geht ja gerade darum, dass die Politik mitbestimmen kann, was die Windpark-Gesellschaft tut. Die Idee ist, den Strompreis für Bargteheider zu senken. Das entscheidet diese Gruppe.“

Letztlich, das sehen auch Mitglieder der Initiative so, gibt es nur wenige Möglichkeiten, den Windpark zu verhindern. Ein Weg, der geprüft wird, ist der Gang vor Gericht. „Wir überlassen es Juristen, Verfahrensfehler oder die Nichteinhaltung von Gesetzen zu prüfen“, sagt Sven Herfurth. Joachim Teschke sieht das nur positiv: „Je mehr externe Gerichte das untersuchen, desto besser.“

Der Bargteheider Bauausschuss tagt am heutigen Mittwoch ab 18 Uhr im Ganztagszentrum (Am Markt 2). Ab 18.45 Uhr beginnt der öffentliche Teil. Es werden weitere Gutachten zur Umweltverträglichkeit des Windparks vorgestellt.