CDU verteidigt alle drei Direktmandate. Große Koalition findet bei Politikern aus dem Kreis Befürworter

Ahrensburg. Erfolg für die Stormarner CDU: Wie vor vier Jahren holte sie alle drei Wahlkreise und legte dabei außerdem zu. Zuwachs gab es vor allem bei den Erststimmen. So ziehen der Jurist Norbert Brackmann aus Lauenburg im Wahlkreis 10 Herzogtum Laugenburg/Stormarn Süd, der Betriebswirt Gero Storjohann aus Seth im Wahlkreis 8 Segeberg/Stormarn Mitte und der Soldat Ingo Gädechens aus Burg auf Fehmarn im Wahlkreis 9 Ostholstein/Stormarn Nord über ein gestärktes Direktmandat erneut in den 17. Deutschen Bundestag ein.

Für die SPD-Herausforderer Nina Scheer, Franz Thönnes und Bettina Hagedorn blieb nur der Weg über die Liste, ebenso wie für den Grünen Konstantin von Notz. Für die FDP war dieser Weg bundesweit versperrt. Mit Erststimmen um die zwei Prozent landeten die liberalen Kandidaten auch in der Region auf den letzten Plätzen. Und das sogar hinter den abgefallenen Linken und der AfD, die auf Anhieb in Stormarn bei den Zweitstimmen auf fünf Prozent und mehr kam und im Wahlkreis 10 bei den Erststimmen sogar auf 4,6 Prozent. Der unangefochtene Sieger blieb hier jedoch Norbert Brackmann, seit 2009 im Parlament..

„Der Bundestrend war noch günstiger als beim letzten Mal. Und ich hatte überall ein gutes Feedback“, sagt Brackmann. Spannend sei es dennoch gewesen, denn Gewissheit gebe es nie. Das habe die FDP diesmal zu spüren bekommen. Dass sie das erste Mal in ihrer Geschichte nicht in den Bundestag einziehe, sei ein Verlust für die Demokratie. „Es zeigt aber auch, dass die Demokratie funktioniert. Angela Merkel bleibt zwar Kanzlerin, aber die Bürger haben etwas bewegen können. Und die Folgen sind nicht unerheblich“, sagt Brackmann und verweist auf die Koalitionsbildung. Der Lauenburger macht keinen Hehl daraus macht, wenn er sich wünscht: die SPD. Brackmann: „Neben der Europa-Politik ist es vor allem die Tatsache, dass die SPD in fast allen Länderparlamenten vertreten ist.“ So sei das Interesse der SPD groß, das Verhältnis zwischen Ländern und Bund neu zu ordnen. Die Abwahl der FDP hat Brackmann ebenso überrascht, wie der Erfolg der AfD. „Unser Kurs stimmt. ABer offenbar müssen wir den Menschen die Europa-Politik noch mehr erklären“, sagt Brackmann. Er selbst hat sich für die nächsten vier Jahre den Ausbau der Infrastruktur auf die Agenda gesetzt. „Stormarn ist wegen der Belt-Querung davon betroffen.“ Auch das S 4-Projekt sei wichtig. Weiteres Ziel: die Bildung stärken – mit bundesweit einheitlichen Schulabschlüssen und dem Ausbau von Kitas und von Universitäten. Brackmann: „Um für die Weltspitze noch attraktiver zu werden.“

Infrastruktur ist auch das große Thema seines Parteikollegen Gero von Storjohann. Ausbau und Erneuerung der Autobahnen seien ebenso wichtig wie die Elbquerung. „Und das muss alles parallel vorangetrieben werden, nicht nur peu a peu“, sagt Storjohann, der sich zudem um Verkehrssicherheit kümmern will. Fahradprüfungen seien notwendig oder auch Sicherheitstrainings für Motorradfahrer. Storjohann: „Ich bin außerdem stellvertretender Vorsitzender des Petitionsausschusses.“ Und Stellvertreter möchte er auch bleiben und nicht der Vorsitzende. „Denn der wird traditionell von der Opposition gestellt“, sagt Storjohann und lacht. 20.000 Eingaben gebe es jedes Jahr. Rund 100 Mitarbeiter kümmern sich um die Petitionen. Es gehe um soziale Fragen, um Probleme mit Versicherungen, Krankenkasse und Rente. Storjohann: „Wir haben schon helfen können. Auch in einzelnen Fällen für Menschen hier in der Region.

Für die großen politischen Fragen sei es bedauerlich, dass die FDP nicht mehr im Bundestag vertreten sei. „Das ist ein Zäsur für Deutschland“, sagt der Betriebswirt. Wer nun der neue Partner der CDU wird, sei noch völlig offen. Das müsse beraten werden. Eine Zukunft für die AfD sieht Storjohann nicht. „Die werden genauso schnell verschwinden, wie sie gekommen sind.“

Während Storjohann in die vierte Wahlperiode geht, ist der Bundestag für Nina Scheer von der SPD absolutes Neuland. Die 42-Jährige hat Musik in Essen, Jura in Bonn und Politik in Leipzig studiert und bis jetzt im Verband „Unternehmensgrün“ gearbeitet. Ein Powerfrau? „Das müssen andere beurteilen.“ Ehrgeizig? „Ja, weil ich gestalten möchte“, sagt Scheer, die daher ihre Arbeit beim Verband aufgibt. „Der Verband will Rahmenverbindungen schaffen, um Wirtschaft mit Umwelt in Einklang zu bringen.“ Und das sei eine sozialpolitische Aufgabe. „Deswegen bin ich in der SPD auch genau richtig“, sagt die alleinerziehende Mutter, die nun ihren ersten Wohnsitz von Berlin nach Stormarn verlegen will. Die Energiewende ist ihr Schwerpunkt. Die neue Umwelttechnologie sei auch wichtig für die Exportnation Deutschland. Sich wie die FDP nur auf neo-liberale Wirtschaftspositionen zurückzuziehen und dabei den Freiheitsbegriff nicht neu zu definieren, reiche jedenfalls nicht aus. Die Abwahl sei daher die Quittung für den Bedeutungsverlust der Partei und deswegen keine Schwächung, sondern eher eine Stärkung der Demokratie.

Auch bei den Stormarner Grünen gab es deutliche Verluste. Die Steuerdebatte, der Veggi-Day und andere Diskussionen hätten auch auf Schleswig-Holstein durchgeschlagen. „Mehr Steuergerechtigkeit und eine tiergerechte Landwirtschaft finden Zustimmung. Aber die Art und Weise, wie wir Themen rübergebracht haben, war falsch. Jetzt müssen inhaltliche und personelle Konsequenzen gezogen werden.“, sagt Konstantin von Notz, der sich angesichts der NSA-Affäre und das Ausspähen von Daten für Bürgerrechte einsetzen will. Eigentlich ein Thema der FDP Von Notz: „Aber Schadenfreude ist nicht angesagt.“

Wie es in Berlin weitergehe, sei offen. Von Notz: „Eine schwarz-grüne Koalition sehe ich aber nicht. Wir können nicht Merkel abwählen wollen und ihr dann zur Kanzlerschaft verhelfen.“