57 Künstler der unterschiedlichsten Stilrichtungen öffnen in 28 Orten ihre Ateliers. Tausende Besucher nutzen die Chance, Neues kennenzulernen

Ahrensburg. „Heute Morgen sind schon viele Leute gekommen“, sagt Peter Almstedt. Nun, um die Mittagszeit am Sonntag, setze ein bisschen Flaute ein, sagt der Künstler mit der schrillen bunten Brille. Doch keine fünf Minuten später treffen die nächsten Besucher am Alten Stellwerk in Bargteheide ein. Zuerst kommt ein Herr im blauen Pullover die Treppe herauf. Es ist Reinhard Meyer-Schmeling, ein Sammler aus Stade. „Das ist eine wunderbare Gelegenheit, Künstler aufzusuchen, die ich noch nicht kenne“, sagt der 63-Jährige zu der Aktion „Kunst Orte Stormarn“. 57 Künstler präsentierten sich dabei am Wochenende an 28 Orten des Kreises. Tausende Kunstfreunde nutzten die Chance, Neues kennenzulernen.

„Ich kaufe nur Werke von Künstlern, die ich auch persönlich kenne“, sagt Meyer-Schmeling. „Ich erfahre, wie die auf ihre Ideen kommen.“ Er habe erst am Freitag in Hamburg bei einer Vernissage von der Aktion gehört, berichtet der Kunstsammler weiter. Dort habe der Katalog ausgelegen, mit dessen Hilfe er sich seine Route zusammengestellt habe. Im Alten Stellwerk schaut er sich insbesondere Werke von Hildegard Mann an.

Kurz darauf treten Dieter Zander und seine Frau Florence ein. Die Ahrensburger sind gleich nach dem Gang an die Wahlurne nach Bargteheide gefahren. „Wir wären aber auch sonst gekommen“, sagt der 75-Jährige. Sie kauften gelegentlich Kunst. Dem Ehepaar gefallen vor allem die Cartoons von Uwe Schildmeier. „Die Bandbreite der gezeigten Kunst ist sehr groß“, sagt Meyer-Schmeling, „was man davon auswählt, sehr persönlich.“

Anke Hollatz und ihre Freundin Ingrid Romund sind besonders von einem abstrakten Werk der Koreanerin Young-Ja Bang-Cho angetan, die ihre Bilder in der Wassermühle Trittau zeigt. In ihnen verarbeitet die Künstlerin Erfahrungen aus der Palliativmedizin, in der sie auch tätig war und Sterbende begleitete. Ohne diese Aktion hätte sie sich nicht in Ateliers getraut, sagt die Ahrensburger Grundschullehrerin Hollatz, als sie wenig später nebenan im Atelierhaus in der Werkstatt von Lucia Schoop steht.

Die schon mehrfach ausgezeichnete Künstlerin hat dort ebenso wie drei weitere Frauen eine Werkstatt. Chris Kremberg, eine von ihnen, weicht dabei auch auf das Foyer des Hauses aus, wo sie Tänzer für ihre Fotoarbeiten aufnimmt. Die Japanerin Yukari Kosakai präsentiert dort eine ihrer „physikalischen Installationen“. Das größte Atelier hat Casandra Popescu, die seit Mai als Stipendiatin der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn in dem Gebäude lebt. In ihren Arbeiten kombiniert sie gern abstrakte Zeichen wie etwa Schrift mit Alltäglichem.

Im Ahrensburger Atelier Mamülei freut sich Sabina Fabarius derweil, dass die Aktion „auch weniger bekannten Künstlern“ – wie ihr –, Gelegenheit gibt, sich zu präsentieren. Dort schaut auch das befreundete Ehepaar Frank und Veronica Rutkowski vorbei. „Wir sehen uns nachher noch weitere Ateliers an“, sagt der 64 Jahre alte Mann, dessen Ehefrau als Kunstlehrerin arbeitete. Vorher gestatten sich die Großhansdorfer aber noch einen Blick auf die Bilder der Illustratorinnen, die in den anderen Räumen des Einfamilienhauses an der Parkallee zu sehen sind.

„Das ist eine gute Art der Vermarktung jenseits von Galerien und Museen“, meint der Ammersbeker Bildhauer Axel Richter zu der Aktion. Der 53-Jährige hat sein Atelier direkt neben dem KunstHaus am Schüberg, dessen künstlerischer Leiter er auch ist. Er freut sich sichtlich, dass er mit den Besuchern ins Gespräch kommt, redet über die Versöhnung von Rundendem und Streckendem, die sich in seinen abstrakten Objekten zeige – wohltuende Gespräche für Künstler und Kunstinteressierte, die wohl an den meisten der 28 Kunstorte in Stormarn im Vordergrund gestanden haben dürften.